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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Jessica hätte gerne etwas gesagt, doch die beiden schienen sie ganz vergessen zu haben. Offenbar eine reine Männersache.
    Schließlich drückte Byrne Butchie die Hand. Einfach so. »Danke für das Gespräch.«
    »Kein Problem«, erwiderte Butchie ein wenig überrascht.
    So was kann Byrne wirklich gut, dachte Jessica. Er hielt sich an den Grundsatz, einem Mann immer die Hand zu schütteln. Auf diese Weise bemerkte der andere nicht, wenn die Peitsche auf ihn niedersauste.
    »Immer wieder gerne«, fügte Butchie hinzu.
    Nur nicht in diesem Leben, dachte Jessica.
    Als sie zur Tür gingen, drehte Byrne sich noch einmal um. »Ich richte Sergeant Buchanan deine Grüße aus«, sagte er, um das Messer noch tiefer in die Wunde zu stechen.
    »Tu das«, sagte Butchie Pistone.
    Sie fuhren los. Anfangs sprachen sie kaum ein Wort. Doch als sie in die Sechste Straße einbogen, sagte Byrne etwas, womit Jessica überhaupt nicht gerechnet hatte.
    »Ich habe sie manchmal gesehen.«
    »Was meinst du?«, fragte Jessica verwundert. »Wen hast du gesehen?«
    »Eve.«
    Jessica schwieg und wartete darauf, dass Byrne weitersprach, doch es dauerte zwei Minuten, ehe er fortfuhr: »Ich habe sie in verschiedenen Kneipen in der Stadt gesehen, nachdem wir uns nicht mehr getroffen haben. Meistens war sie allein. Ich hatte immer vor, sie anzusprechen. Ich dachte, wir könnten vielleicht nur Freunde sein, was zusammen trinken und dann beide unseres Weges gehen. Ich bin aber nie zu ihr gegangen.«
    »Warum nicht?«
    Byrne zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich saß immer nur da und habe sie beobachtet. Ich habe sie gerne angeschaut. Alle Kerle haben sie gerne angeschaut, aber ich hatte das Gefühl, sie irgendwie ... erreicht zu haben. Vielleicht war es tatsächlich so, und sei es nur eine Sekunde lang.«
    »Hat sie dich gesehen?«
    Byrne schüttelte den Kopf. »Nie. Falls doch, hat sie es nicht gezeigt. Eve hatte die Begabung, die ganze Welt auszublenden.«
    Sie bogen in die Callowhill Street und dann in die Achte Straße ein.
    »Und jetzt kommt das Verrückte«, fuhr Byrne fort. »Weißt du, was sie meistens gemacht hat?«
    »Was?«
    »Sie hat gelesen.«
    Damit hatte Jessica nun gar nicht gerechnet. Warum nicht gleich Kälberfangen mit dem Lasso oder Häkeln?
    »Gelesen?«
    »Ja. Ich habe sie in ziemlich üblen Gegenden gesehen – Grays Ferry, Point Breeze, Kensington. Jedes Mal saß sie bloß da, nippte von ihrem Drink und las in einem Taschenbuch. Meistens Romane.«
    Jessica rief sich das Bild dieser hübschen Frau ins Gedächtnis, die in schicken Klamotten allein in einer Kneipe saß und ein Buch las. Eine ganz besondere Frau.
    »Was hat sie getrunken?«, wollte Jessica wissen.
    »Bitte?«
    »Was hat sie am liebsten getrunken?«
    »Wild Turkey on the rocks«, sagte Byrne. »Warum?«
    »Pure Neugier.«
    Byrne parkte den Wagen und stellte den Motor ab. In der Stille war nur noch das Knacken des abkühlenden Motors zu hören.
    »Was steht in diesen verschwundenen Notizen?«, fragte Jessica.
    »Ich wünschte, ich wüsste es.«
    »Glaubst du, die Unterlagen wurden bloß verlegt?«
    »Kann sein«, sagte Byrne. »Ich werde morgen mal eine größere Suchaktion starten.«
    Es war möglich, dass die Seiten aus dem Notizheft versehentlich in einer anderen Akte gelandet waren, doch es war eher unwahrscheinlich. Vielleicht würden sie niemals erfahren, was auf diesen Seiten stand.
    Im Ermittlungsprotokoll waren nur die Spitznamen der befragten Personen aufgeführt, nicht aber die vollständigen Namen. Byrne fühlte sich wie erschlagen, als er an die Anstrengungen dachte, die notwendig waren, um drei Personen ohne Familiennamen, ohne Fotos und Sozialversicherungsnummer aufzuspüren.
    Es war gut möglich, dass irgendein Hinweis in den Notizen sie zum Täter führen oder ihnen zumindest helfen könnte, ihn zu schnappen, ehe er wieder zuschlug.
    »Okay«, sagte Jessica. »Ich bin total erledigt. Ich fühle mich, als hätte ich drei Tage nicht geschlafen. Nachdem ich in diesem Kriechkeller herumgekrochen bin, würde ich am liebsten fünf Stunden baden.«
    »Kann ich verstehen. Wir sehen uns dann morgen früh in aller Frische.«
    »Ich bin so früh wie möglich da«, erwiderte Jessica. »Ob in aller Frische, kann ich dir nicht versprechen.«
    Sie stieg aus und überquerte den Platz. Byrne beobachtete sie und ließ dann das Seitenfenster herunter.
    »Jess.«
    Sie drehte sich um. »Ja?«
    »Deine Fingernägel gefallen mir.«
    Jessica lächelte zum ersten

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