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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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einmal in dem Zimmer um. »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein, was uns helfen könnte?«
    »Hm, ich war noch nicht in ihrer Wohnung. Ich glaube, die anderen Detectives waren gestern dort.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich da kurz umschauen würde?« Jessica wusste, dass sie die Vorschriften endgültig und unwiderruflich verletzte, wenn sie es tat.
    »Nein, natürlich nicht.« Enrique durchquerte den Raum, zog eine Schublade auf und nahm einen Schlüssel heraus. Dann schrieb er eine Adresse auf einen Zettel und reichte ihr beides. »Sie können den Schlüssel dort liegen lassen. In den nächsten Tagen werde ich dann auch ...«
    Enrique verstummte. Ihm stiegen Tränen in die Augen.
    »Ich verstehe«, sagte Jessica, doch sie wusste, dass ihm ihre Worte nicht helfen würden. »Danke.«
    Als Jessica fünf Minuten später den Wagen rückwärts aus der Einfahrt setzte, wusste sie, dass dieser kurze Besuch ihr eines Tages Albträume bereiten könnte. Wenn Ike Buchanan herausbekam, dass sie mit dem Bruder eines Opfers gesprochen hatte, ohne das Gespräch offiziell ins Protokoll einzutragen oder es mit den ermittelnden Detectives abzusprechen, würde er sie zur Schnecke machen – wenn nicht gar etwas noch Schlimmeres passierte. Es gefiel keinem Detective, wenn sich Kollegen in ihre Fälle einmischten. Und den Detectives der Mordkommission schon gar nicht.
    Als sie wegfuhr, drehte sie sich noch einmal zu dem kleinen Haus um. Ehe sie die Ecke erreichte, sah sie, dass das Licht auf der Veranda brannte. Vermutlich ließ Enrique Galvez es immer brennen, dachte Jessica, und er war nicht bereit, diese Angewohnheit abzulegen.
    Eine kleine Flamme, die die furchtbare Gewissheit bekämpft, die man im Herzen spürt.
    Enrique Galvez wartete noch immer auf seine Schwester.

35.
    S WANN SASS AUF DER Parkbank. Es war ein herrlicher Morgen. Er knabberte an einem Himbeermuffin, den er in einer neuen Bäckerei in der Pine Street gekauft hatte.
    Auf seinen Knien lag ein Metalldetektor, ein Bounty Hunter Tracker II.
    Er beobachtete sie fast eine Stunde. Fünf Jugendliche. Aus verschiedenen Gründen eine merkwürdige Anzahl. Zwei junge Männer und drei junge Frauen. In diesem Alter war immer eine besondere Dynamik im Spiel, wenn es um ungerade Zahlen ging. Laut, lebhaft und vor Energie strotzend, forderten sie sich gegenseitig heraus. In Zeiten wie diesen wurde für immer eine Hierarchie festgelegt, eine Rangordnung, die sich vor allem an dem Grund ihres Treffens orientierte. Später würden Geld und Macht und Positionen entscheiden. Doch nach Swanns Erfahrung hatten in diesem Alter Schönheit und Stärke die größte Bedeutung.
    Sie hatten einen roten Minivan. Die Türen waren geöffnet, und die Musik spielte in erträglicher Lautstärke. Die jungen Leute alberten herum, ließen Zigaretten kreisen und tranken Mineralwasser. Schließlich schauten sie auf ihre Uhren, verabschiedeten sich und warfen den Müll in einen Papierkorb.
    Als der Van wegfuhr, blieb eine junge Frau zurück. Damit hatte Swann gerechnet. In seinen Augen war sie bei Weitem die Hübscheste, doch sie gehörte aus anderen Gründen nicht zu der Gruppe. Er sah ihr an, dass sie sich herumtrieb.
    Der Van bog um die Ecke. Die junge Frau winkte und lächelte, doch Swann sah die Traurigkeit in ihrem Lächeln. Sie trank einen Schluck aus der Wasserflasche, obwohl sie wusste, dass sie leer war. Junge Frauen in diesem Alter wiederholten oft solch überflüssige Handlungen. Irgendwo musste die Energie bleiben.
    Swann stand auf und schaltete den Detektor ein. Showtime. Mit konzentrierter Miene, die Stirn gerunzelt, lief er am Straßenrand entlang. Als er ungefähr zwanzig Meter hinter der jungen Frau stand, begann der Detektor zu piepsen. Sie hörte das Signal und drehte sich um.
    »Ja!«, rief er so laut, dass sie es hören musste. »Ja, ja, ja.«
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass die junge Frau ihn beobachtete. Wer war dieser sonderbare Mann mit dem seltsamen Gerät? Die jugendliche Neugier konnte nicht widerstehen.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte sie.
    Er hob den Blick und schaute sich um, als wüsste er im ersten Augenblick nicht, woher die Stimme kam. Dann entdeckte er sie und zeigte auf den Boden. »Heureka!«
    Swann beugte sich hinunter und hob eine Halskette auf. Es war billiger Modeschmuck. Er hatte die Kette die ganze Zeit in der Hand gehalten. »Ich bin auf Gold gestoßen!«
    Er hielt die Halskette hoch. Sie glänzte in der Morgensonne. Die junge Frau stand auf,

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