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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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über ihren Fall sprechen konnten. Die Schreibtische in der Abteilung wurden geteilt. Heutzutage hatte man Glück, wenn man eine eigene Schublade in einem Aktenschrank bekam. Der Mythos, der in den Fernsehkrimis verbreitet wurde, dass jeder Detective einen eigenen Schreibtisch hatte, auf dem eine billige Vase mit einer Blume und zwei oder drei gerahmte Fotos seiner Kinder standen, war tatsächlich nur ein Mythos. Die Realität sah ganz anders aus. Sobald eine Schicht zu Ende war, übernahm die nächste Schicht die Schreibtische; wenn man weiterarbeiten musste, dann musste man sich schnell einen anderen Platz suchen. Theoretisch kümmerte jeder Detective sich auch um alle Fälle der Kollegen, doch die Praxis im Roundhouse sah so aus, dass jeder froh war, wenn er überhaupt einen Schreibtisch hatte.
    Die vier Detectives zwängten sich in einen winzigen freien Raum, den sie irgendwo weit ab von ihrem Büro fanden. Sie hatten weder eine weiße noch eine schwarze Tafel. Ein Dutzend Fotos lagen auf einem Schreibtisch, von dem in aller Eile Kaffeebecher, Éclairs und Muffins geräumt worden waren.
    Die vier Detectives waren Jessica, Byrne sowie Josh Bontrager und sein Partner Andre Curtis.
    In jeder Mordkommission im Lande gab es einen Detective, der Hüte trug – Homburger, Porkpies, Borsalinos. In der Mordkommission des Philadelphia Police Departments war Dre Curtis der Mann mit Hut. Es war ein Ritual für ihn, den richtigen Hut für seine jeweilige Stimmung zu finden, doch er trug ihn nur im Aufzug und auf den Fluren, niemals im Büro. Jessica hatte ihn einmal beobachtet, als er zehn Minuten damit zugebracht hatte, die Krempe seines geliebten grauen Rosellini-Luauro-Filzhuts in die richtige Form zu bringen.
    Josh Bontrager und Dre Curtis arbeiteten sicherlich auch deshalb zusammen, weil sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der bodenständige Josh, der in einer Amish-Familie im ländlichen Pennsylvania aufgewachsen war, und der ausgebuffte Curtis, ein ehemaliges Gangmitglied aus den Richard Allen Homes, schäbigen Sozialbauten in einem gefürchteten Viertel in North Philly. Bisher waren sie ein erfolgreiches Team.
    Byrne wartete, bis alle einen Platz gefunden hatten. Dann bat er um ihre Aufmerksamkeit und skizzierte beide Fälle, ihren Besuch in Laura Somervilles Wohnung, Lauras anschließenden Selbstmord sowie das Verhör von Iggy Sanz.
    »Gibt es Untersuchungsergebnisse, die eine Verbindung zwischen den beiden Mordfällen erkennen lassen?«, fragte Dre Curtis.
    »Nein«, erwiderte Byrne. »Bis jetzt nicht. Aber wir haben soeben die vorläufigen DNA-Ergebnisse der Untersuchung des Herzens bekommen, das wir in der Zweiten Straße in dem Glasgefäß gefunden haben. Das Herz gehörte Monica Renzi.«
    Byrne hielt ein Dokument in die Höhe. Es war das Ermittlungsprotokoll im Mordfall Caitlin O’Riordan.
    »In der O’Riordan-Akte fehlen drei Befragungen. Diese Befragungen wurden am dritten Mai von Detective Roarke durchgeführt. Leider liegen uns nicht die vollständigen Namen dieser Zeugen vor, sondern nur Spitznamen – Daria, Govinda und Starlight. Das ist nicht viel, aber ein Anfang.«
    »Was ist mit den Notizen des Detectives?«, fragte Bontrager.
    »Die fehlen«, erwiderte Byrne. »Allerdings nur die Notizen zu diesen drei Befragungen. Sie sind zwar im Ermittlungsprotokoll vermerkt, existieren aber nicht.« Er heftete das Ermittlungsprotokoll wieder in die Akte. »Sämtliche Heime für Ausreißer in Philly wurden informiert und angewiesen, sich gegebenenfalls bei uns zu melden.«
    Wenn es um Ausreißer aus Philadelphia selbst ging, wurden die Fälle von der Vermisstenstelle bearbeitet. Offiziell wurden sie nie »Ausreißer« genannt, sondern »vermisste Personen«. Wenn ein Ausreißer aus einer anderen Stadt vermisst wurde und bei der Polizei vor Ort eine Vermisstenmeldung einging, wurde die Information in die nationale Datenbank NCIC eingegeben. Manchmal wurde die Information auch auf der FBI-Website veröffentlicht.
    »Detective Park vergleicht die FBI-Unterlagen der noch immer vermissten Ausreißer des letzten Jahres aus Pennsylvania, New York, New Jersey, Maryland und Ohio. Er sammelt auch Berichte aller nicht identifizierten Mordopfer aus den letzten drei Jahren im Alter zwischen zwölf und zwanzig.«
    Byrne klappte einen Stadtplan auseinander und legte ihn vor sich auf den Tisch. »Wir sollten dahin gehen, wo sich Ausreißer gerne herumtreiben«, sagte er. »Busbahnhof, Bahnhöfe, Einkaufscenter,

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