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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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gesagt, dass sie wieder nach Hause fahren will. Sie wollte mich auch dazu überreden. Darum habe ich meine Telefonnummer aufgeschrieben und sie ihr gegeben. Ich dachte, wir könnten mal telefonieren.«
    Jessica zeigte auf das Zeitschriftencover. »Ist das Ihre Telefonnummer?«
    »Ja.«
    »Was ist anschließend passiert?«
    »Was passiert ist? Nichts. Sie ist einfach gegangen.«
    »Und Sie haben sie nie wieder gesehen?«
    Francesca schaute aus dem Fenster. Jessica stellte sie sich in diesem Licht als Frau mittleren Alters vor, die über all die falschen Entscheidungen nachdachte, die sie getroffen hatte. »Ich hab sie draußen gesehen.«
    »Vor dem Bahnhof?«
    »Ja. Ich hab einen Freund angerufen, und der hat mich abgeholt. Auf dem Weg nach draußen hab ich sie gesehen. Sie sprach mit einem gut gekleideten Typen.«
    »Ein Weißer oder ein Schwarzer?«
    »Weiß.«
    »Inwiefern war er gut gekleidet?«
    »Na ja, er trug zwar keinen Anzug, war aber schick angezogen. Teure Klamotten eben.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Nee. Er stand mit dem Rücken zu mir. Und es war dunkel.«
    »Haben Sie gesehen, ob Caitlin mit dem Mann in einen Bus oder einen Wagen gestiegen ist?«
    »Ja. Sie ist in seinen Wagen gestiegen. Ich dachte, der Typ wäre vielleicht ihr Vater.«
    »Können Sie sich erinnern, was für ein Wagen es war?«
    »Nur, dass er schwarz war. Sah ziemlich neu aus.«
    »Haben Sie das Mädchen nach der Begegnung im Bahnhof in der Dreißigsten Straße noch einmal gesehen?«
    Francesca dachte intensiv nach. »Nein. Ich hab sie nie wieder gesehen.«
    Jessica warf Byrne einen Blick zu. Er schüttelte den Kopf. Keine Fragen mehr. Jessica drückte die Mine in den Kugelschreiber und steckte ihn ein. Sie waren hier fertig. Vorerst. »Vielleicht müssen wir noch einmal mit Ihnen sprechen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin hier.«
    Jessica stand auf. »Wann ist es denn so weit?«
    Francesca strahlte. »Es soll am zwanzigsten Dezember kommen.«
    Jessica spürte ein wenig Neid in sich aufsteigen. Ein Weihnachtsbaby. Gab es etwas Schöneres als ein Weihnachtsbaby? Sie und Vincent versuchten seit einem Jahr, sich den Wunsch nach einem zweiten Kind zu erfüllen. Im letzten Winter hatte Jessica einmal geglaubt, schwanger zu sein, doch es war falscher Alarm gewesen. »Viel Glück.«
    »Danke.«
    Sie schauten sich ein paar Sekunden schweigend an. Zwei Frauen mit vollkommen unterschiedlichen Lebensläufen, nur verbunden durch ihre Rolle als Mutter.
    Jessica reichte der jungen Frau ihre Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, was uns helfen könnte, rufen Sie mich bitte an.«
    Francesca nahm die Karte entgegen, stand ein wenig mühsam auf und steuerte auf die Damentoilette zu. Vor der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. »Diese junge Frau ...«
    »Was ist mit ihr?«
    Francesca schaute Jessica mit ernstem Blick an. Auf ihrem jungen Gesicht spiegelte sich plötzlich Verdrossenheit, was sie älter aussehen ließ. »Sie ist tot, nicht wahr?«
    Jessica sah keinen Grund, ihr die Wahrheit zu verschweigen. »Ja.«
    Francesca kaute kurz an einem Fingernagel. »Würden Sie ihren Eltern etwas von mir ausrichten?«
    »Sicher.«
    »Sagen Sie ihnen ... Sagen Sie ihnen, dass es mir sehr leid tut.« Francesca legte trotzig eine Hand auf ihren Bauch, um sich und ihr Baby vor dem Todesengel zu beschützen, der durch die Straßen Philadelphias lief. »Sagen Sie ihnen, dass es nicht ihre Schuld ist.«
    »Mach ich.«
    Francesca nickte. Vielleicht dachte sie über die Vergangenheit und die Zukunft nach und begriff, dass ihr nur die Gegenwart blieb. Ohne ein weiteres Wort öffnete sie die Tür und betrat die Toilette.
    Iggy Sanz war noch nicht aus dem Schneider. Doch der Enthusiasmus der Detectives, den sie auf dem Weg über die Ben Franklin Bridge verspürt hatten, hatte sich größtenteils verflüchtigt. Sanz’ Vorstrafenregister wies keine Gewalttaten dieser Größenordnung auf. Beide Detectives waren ziemlich sicher, dass Ignacio die Wahrheit gesagt hatte, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben. Er war ein Scheißkerl mit einem hohen Potenzial an krimineller Energie, aber er war kein Mörder.
    Byrne und Jessica fuhren zurück nach Philadelphia. Sie dachten beide an Francescas Worte.
    Sie ist in seinen Wagen gestiegen.

40.
    V IER D ETECTIVES TRAFEN SICH im Büro der Mordkommission. Die zweite Schicht hatte vor ein paar Stunden begonnen, und die Detectives, die Überstunden machten, mussten sich einen Platz suchen, wo sie

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