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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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wie sie zunächst vermutet hatte. Sie schätzte sie auf ungefähr achtzehn. Korallenroter Lippenstift, blauer Lidschatten. Ein bisschen stark geschminkt, aber sonst ganz hübsch. Sie war im vierten oder fünften Monat schwanger.
    Jessica erklärte der jungen Frau mit knappen Worten, warum sie hier waren. Dann zeigte sie ihr ein Bild von Caitlin O’Riordan. Während Byrne die Kollegen in der Zentrale bat, die junge Frau zu überprüfen, setzten Jessica und Francesca Sanz sich in einer Nische gegenüber an einen Tisch.
    »Haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?«, fragte Jessica.
    Francesca betrachtete das Foto einen Moment. »Ja. Ich kenne sie.«
    »Woher?«
    Francesca kaute an einem Fingernagel. »Wir waren befreundet.«
    »Waren Sie Schulfreundinnen? Wohnte sie in Ihrer Nachbarschaft?«
    »Nein, das nicht.«
    Francesca ging nicht näher darauf ein. Jessica ließ nicht locker. »Sondern?«
    Francesca zögerte kurz. »Wir haben uns am Bahnhof kennengelernt.«
    »Hier in Camden?«
    »Nee. In Philly. In dem großen Bahnhof.«
    »In der Dreißigsten Straße?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht. Vor ein paar Monaten, glaube ich.«
    »Vor ein paar Monaten?«
    »Ja«, sagte Francesca. Jessicas Blick fiel auf ein Tattoo auf Francescas rechtem Handgelenk. Es war eine weiße Taube. »Vor ein paar Monaten. Vielleicht ist es auch länger her.«
    »Ich muss es genau wissen, Francesca. Es ist sehr wichtig. War es im April? Im Juni?«
    Schweigen.
    »Könnte es im Mai gewesen sein?«
    »Ja«, sagte Francesca. »Könnte sein.« Sie hob die Hand und zählte mit Hilfe ihrer Finger schnell nach. »Ja. Mai könnte hinkommen.«
    »Sie haben sie also im Mai dieses Jahres am Bahnhof in der Dreißigsten Straße kennengelernt?«
    »Ja.«
    »Warum waren Sie in dem Bahnhof? Sind Sie wohin gefahren oder von einer Reise zurückgekehrt?«
    Francesca dachte über die Antwort nach. »Ich hab mir nur was zu essen gekauft.«
    »Haben Sie Freunde in diesem Teil Philadelphias? Verwandte?«
    »Nee«, sagte Francesca. »Eigentlich nicht.«
    »Okay, dann fassen wir mal zusammen«, sagte Jessica. »Sie sind hinunter zum Fluss gelaufen, haben die Ben Franklin Bridge überquert und sind durch die halbe Stadt gelaufen, um sich ein Sandwich und ein paar Pommes zu kaufen? Ist das Ihr Ernst?«
    Francesca nickte, wich Jessicas Blick jedoch aus. »Was soll ich jetzt sagen ...?«
    »Die Wahrheit wäre nicht schlecht.«
    Es dauerte wieder ein paar Sekunden, ehe Francesca antwortete. Sie trommelte mit ihren langen Fingernägeln auf die abgestoßene Tischplatte. »Ich hab auf der Straße gelebt«, sagte sie schließlich.
    »Sie sind damals von zu Hause abgehauen?«
    »Ja.«
    »Verstehe.« Jessica schwieg einen Moment, damit Francesca durchatmen konnte. »Das sollte keine Kritik sein, es war lediglich eine Frage«, sagte sie dann.
    »Und ich hab gekifft. Wegen dem Baby hab ich aufgehört. Ich hatte gehört, dass sich am Bahnhof viele Jugendliche herumtreiben.«
    »Ausreißer?«
    »Ja. Ich dachte, ich könnte mich anschließen.«
    Jessica legte ihr Notizheft auf den Tisch. Francesca wurde allmählich etwas mitteilsamer, und Cops, die sich Notizen machten, wirkten einschüchternd. »Darf ich fragen, warum Sie von zu Hause weggelaufen sind?«
    Francesca stieß ein freudloses Lachen aus. Sie knibbelte an der Kante einer Speisekarte und löste den Plastikeinband ab. »Ich weiß auch nicht. Warum läuft jemand von zu Hause weg?«
    »Das kann viele Gründe haben«, erwiderte Jessica, obwohl sie wusste, dass es nur eine Handvoll gab.
    »Meine Mutter ... Sie ist verrückt. Die mit ihren Scheißtypen! Bei uns zu Hause ist die Hölle. Meine Mutter bekam raus, dass ich schwanger war, und hat mich geschlagen.«
    »Wurden Sie missbraucht?«
    Francesca lachte wieder. Diesmal spöttisch. »Ich komme aus Ost-Camden. Ich wurde schon missbraucht geboren .«
    Jessica zeigte auf das Bild von Caitlin. »Kennt Ihr Bruder sie auch?«
    »Dieses Mädchen? Nee, glaub ich nicht. Ich hoffe nicht.«
    »Sie hoffen nicht? Warum sagen Sie das?«
    »Sie sind hierhergekommen, um mit ihm zu sprechen. Dann kennen Sie sicher auch seine Vorstrafen, oder?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie, was ich meine.«
    »Okay«, sagte Jessica und setzte die Befragung fort. »Wie ist Caitlin an dieses Zeitschriftencover gekommen?«
    Francesca lehnte sich zurück und verschränkte abwehrend die Arme über ihrem runden Bauch. »Ich hab in der Zeitschrift gelesen, das ist alles. Wir unterhielten uns. Sie hat

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