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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Hip-Hopper, Skater, Studenten und Jersey Boys –, ebenso wie für Touristen, von denen es hier nur so wimmelte. In der Front Street gab es fast nichts, was es nicht gab – und was man nicht legal erwerben konnte, konnte man sich auf andere Weise beschaffen. Für viele Menschen war der Süden der Stadt das Herz Philadelphias.
    Zwischen der Zweiten und Dritten Straße sprach Jessica mit drei Jungen und zwei Mädchen, die sich gemeinsam in der Stadt herumtrieben. Byrne staunte immer wieder, wie gut sie sich auf so etwas verstand. Natürlich mussten sie sich als Polizisten ausweisen, und die wenigen Jugendlichen, die Byrne selbst ansprach, machten sich sofort aus dem Staub, sobald er ihnen seinen Dienstausweis zeigte. Bei Jessica war es anders. Sie fand schnell den richtigen Zugang zu den jungen Leuten.
    Alle Jugendlichen behaupteten, entweder aus Philly zu stammen oder Verwandte in der Stadt zu besuchen. Von zu Hause weggelaufen war keiner.
    An der Ecke Vierte und South Street sprach Jessica mit einem ungefähr fünfzehnjährigen Mädchen. Sie hatte blonde Zöpfe und trug einen Jeansrock mit einem Batik-Top. In ihrer Nase, den Lippen und den Ohren steckte ein halbes Dutzend Piercings. Byrne war außer Hörweite, aber er sah, dass Jessica der Jugendlichen ein Foto zeigte. Das Mädchen betrachtete es eingehend und nickte dann. Jessica reichte ihr eine Visitenkarte.
    Die Informationen brachten sie nicht weiter. Sie sagte, sie habe von einem Mädchen namens Starlight gehört, sie aber nie persönlich kennengelernt und keine Ahnung, wo sie sich aufhalte.
    Als Jessica und Byrne die Zehnte Straße erreichten, wo es nur noch wenige Geschäfte und beliebte Treffpunkte gab, hatten sie mit fünfzig oder sechzig Jugendlichen und zwei Dutzend Geschäftsinhabern gesprochen. Niemand erinnerte sich, Caitlin O’Riordan oder Monica Renzi gesehen zu haben. Niemand wusste irgendetwas.
    Jessica und Byrne aßen im Jim’s Steaks auf die Schnelle eine Kleinigkeit und fuhren dann zum Busbahnhof.

43.
    L ILLY SASS VOR dem Franklin Institute auf dem Bürgersteig und lehnte mit dem Rücken an der niedrigen Steinmauer. Sie war noch immer zugedröhnt, aber der Rausch ließ bereits nach. Und das Erlebnis an der Ecke jagte ihr noch immer einen kalten Schauer über den Rücken. Hatte das Gesicht des Jungen wirklich gebrannt?
    Egal, die Sache war gelaufen. Sie war pleite und wusste nicht, wo sie schlafen sollte, und alle Leute, die sie kennenlernte, waren noch schlechter dran als sie.
    Aber sie würde nicht aufgeben. Sie hatte etwas versprochen, und sie würde ihr Versprechen einlösen.
    Ehe sie neue Pläne schmieden konnte, hob sie den Blick und sah einen Mann, der geradewegs auf sie zusteuerte. Er überquerte die Straße, bewegte sich sehr schnell und ließ sie die ganze Zeit nicht aus den Augen. Lilly wandte den Blick mehrmals ab, doch er beobachtete sie weiter. Und er kam immer näher.
    Der Mann trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Er hatte blondes Haar, eine coole Frisur, hellblaue Augen und ein hübsches Gesicht. Genau vor ihr blieb er lächelnd stehen. Der Mann war richtig süß. Aber er war ein Fremder.
    »Hi«, sagte er.
    Lilly gab keine Antwort, doch der Typ verschwand nicht. Stattdessen wartete er einen Moment und griff dann in seine Gesäßtasche.
    Was kommt jetzt?, fragte sich Lilly. Ist er ein Zeuge Jehovas? Der Chef von einem Stripteaseclub?
    »Mein Name ist Josh Bontrager«, sagte er. »Ich bin Detective beim Police Department hier in Philadelphia.«
    Er zeigte ihr seine goldene Dienstmarke und den Dienstausweis, aber Lilly schaute kaum hin. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen und spürte, wie ihr Herz plötzlich wild klopfte. Das war’s, dachte sie. Jetzt ist alles aus.
    Sie war mit einer ganz bestimmten Absicht nach Philadelphia gekommen – und nun wanderte sie in den Knast. Sie sah nur den Typen mit den faulen Zähnen vor Augen, der ihr die Stadt zeigen wollte und dann in der Gasse lag und aufs Straßenpflaster sabberte.
    »Wie heißt du?«, fragte der Mann.
    Seine Stimme holte Lilly jäh in die Realität zurück. Sie schaute sich um und wunderte sich, so viele Menschen zu sehen. Sie hatte beinahe vergessen, wo sie war.
    »Lilly.«
    Sie wunderte sich selbst, wie schwach ihre Stimme klang. Sie hörte sich an wie eine verletzte Maus.
    »Wie bitte?«
    »Lilly.«
    »Ah, okay. Freut mich, dich kennenzulernen. Schöner Tag heute, nicht wahr?«
    Lilly starrte auf die Erde.
    »Hm, ich würde gerne kurz mit dir sprechen,

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