Byrne & Balzano 4: Septagon
Zusammenhängen.
Sie wusste, dass eine Suchmaschine mitunter einen Bezug herstellte, auf den man selbst niemals gekommen wäre. Manchmal war das Ergebnis einer Suche so abwegig, dass man vollkommen neue Denkanstöße erhielt.
Vierzig Minuten später hatte sie Antworten. Jessica wusste, dass Byrne unten in der Cafeteria saß. Sie hatte keine Geduld, auf den Aufzug zu warten, und lief die Treppe hinunter.
Byrne trank kalten Kaffee, aß ein altes Plunderteilchen und überflog die Daily News .
»Das glaubst du nie«, sagte Jessica.
»Ich liebe es, wenn Gespräche so beginnen.«
Jessica zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Ich habe alles, was mir eingefallen ist, in Suchmaschinen eingegeben – und noch ein paar Dinge, von denen ich angenommen hatte, dass nie etwas dabei herauskommt.«
Byrne faltete die Zeitung zusammen. »Und was haben wir?«
»Ich glaube, ich weiß jetzt, welches Spiel er mit dem Namen Jeremia Crosley gespielt hat. Trotzdem habe ich ›das Buch Jeremia‹ eingegeben. Ein interessanter Bursche, aber keiner der ganz Großen. Josh hatte recht. Jeremia hat mir keine Erleuchtung gebracht. Es kam nichts dabei heraus.«
»Und weiter?«
»Unser Anrufer hat gesagt, er wohne 2917 Dodgson Street. Wir wissen, dass es keine Dodgson Street in Philadelphia gibt, okay?«
»Wenn die Typen von MapQuest es sagen, wird es wohl stimmen.«
»Ich hab so meine Probleme mit MapQuest. So genau will ich es gar nicht wissen. Aber das ist jetzt ja egal. Jedenfalls habe ich eine Dodgson Street in Lancashire, England, gefunden. Ich gehe aber davon aus, dass das selbst für einen Psychopathen eine ziemlich weite Reise gewesen wäre. Aber es gab noch eine Menge anderer Hinweise. Einer fiel mir besonders ins Auge – der Name einer Person. Charles Lutwidge Dodgson. Schon mal von dem gehört?«
Byrne schüttelte den Kopf.
»Kein Wunder, denn er war unter einem anderen Namen viel bekannter: Lewis Carroll, Autor von Alice im Wunderland . Ich habe herausgefunden, dass er auch ein fanatischer Spiele- und Puzzlefan war. Bei meinen Recherchen bin ich auf das sogenannte Alice im Wunderland-Syndrom gestoßen. Es wird auch Micropsia genannt. Es führt dazu, dass jemand große Objekte als viel kleiner wahrnimmt, als sie in Wirklichkeit sind.«
»Die großen bunten Kisten in dem Kriechkeller und die kleinen bunten Quadrate in der Bibel«, sagte Byrne.
»Vielleicht ist es zu weit hergeholt, aber die Idee ist mir gekommen.« Jessica zog sich noch einen Stuhl heran und legte ihre Füße darauf. »Dann habe ich Ludo eingegeben. Weißt du, was es heißt?«
»Ist das hier ein Ratespiel oder was?«
»Ja.«
»Ich habe keine Ahnung, was Ludo bedeutet.«
Jessica zeigte ihm einen Farbausdruck mit der Darstellung eines Spielbretts: ein großes Quadrat mit einem Kreuz darauf. Jeder Arm des Kreuzes war in drei Reihen und jede Reihe wiederum in sechs kleinere Quadrate unterteilt. Die großen Quadrate waren bunt. »Ludo.«
»Schon wieder bunte Quadrate«, sagte Byrne.
»Ja, aber es sind vier und nicht drei.«
»Könnte es sein, dass wir in dem Kriechkeller etwas übersehen haben?«
»Nein, auf keinen Fall«, sagte Jessica. »Aber ich habe auch die Herkunft des Wortes Ludo recherchiert. Rate mal, aus welcher Sprache es stammt.«
»Aus dem Griechischen?«
»Aus dem Lateinischen«, sagte Jessica. »Es leitet sich von dem Wort ludus ab.«
»Und das heißt?«
Jessica stieß triumphierend die Faust in die Luft. »Es heißt ›Spiel‹.«
Byrne drehte sich zum Fenster um und klopfte mit dem Rührstäbchen auf den Rand seiner Tasse. Jessica wartete einen Moment, bis er die Informationen verdaut hatte.
»Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass Mrs Somerville verrückt war, oder?«, sagte Byrne schließlich.
»Ja, das können wir.«
»Und auf irgendeine Weise war sie tief in diese Sache verstrickt.«
»Bis zu ihrem gebrochenen Genick.«
Byrne drehte sich wieder zum Tisch um. »Erinnerst du dich an das Puzzle, das ich aus den geometrischen Formen zusammengesetzt habe?«
»Das Tangram?«
»Genau. Sie hatte dieses Buch ... ein Buch über Tangram-Puzzles und andere Spiele. Ein Buch voller Figuren.«
»Was ist damit?«
»Ich glaube, wir sollten uns ein Exemplar dieses Buches besorgen.«
»Sie hat gesagt, der Autor wohnt in Chester County.«
»Großartig!«
Byrne rief bei Chester County Books & Music an, verlangte den Filialleiter und stellte sich vor.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Mann.
»Wir suchen einen
Weitere Kostenlose Bücher