BZRK Reloaded (German Edition)
Milliarden Dollar. Natürlich ist der Wert der Anteile gesunken, seit Ihr Vater und Ihr Bruder auf so tragische Weise umgekommen sind. Aber wenn die Firma gut geführt wird, wird sich der Kurs wieder erholen.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen: Die Firma zu führen, ist die Aufgabe des Verwaltungsrats«, sagte Thrum und ließ es – wie sie hoffte – endgültig klingen.
»Die Firma gehört den Anteilseignern«, meinte Plath völlig unbeeindruckt. Sie war nicht hergekommen, um herumgeschubst zu werden.
»Ja, natürlich«, sagte Thrum. »Und Ihre Stimmen werden von Ihrem Erbschaftsverwalter abgegeben werden.« Sie wandte sich an Jellicoe, dessen Miene nichts preisgab.
»Jetzt kommt’s«, murmelte Keats.
»Erbschaftsverwalter?«, fragte Plath, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Dennoch hätte sie es interessant gefunden, zu sehen, wie Thrum reagieren würde.
Jellicoe seufzte. »Das übliche Vorgehen ist, dass man im Falle eines minderjährigen Erben einen volljährigen Erbschaftsverwalter ernennt, einen weisen, vertrauenswürdigen alten Freund oder Anwalt.«
Keats verzog das Gesicht.
»Aber in diesem Fall«, fuhr Jellicoe fort, »hat Grey McLure dies ausdrücklich abgelehnt. Vielmehr hat er mich angewiesen, alles Notwendige zu veranlassen, damit seine Tochter die Firma nicht nur erben, sondern für den Fall, dass ihr Bruder sterben sollte, auch führen kann.«
»Das ist absurd«, blaffte Thrum. »Das kann nicht gesetzeskonform sein.«
»Oh, das ist es sehr wohl«, erwiderte Jellicoe. »Grey hat seiner Tochter Unabhängigkeit gegeben. Und mit einiger Anstrengung – mit vielen, vielen abrechenbaren Stunden Arbeit, wie ich mit Vergnügen zugebe – war es mir möglich, seinen Wünschen zu entsprechen.« Er hörte auf zu grinsen. »Ich glaube, dass Grey, der mir seit zwanzig Jahren ein guter Freund war, mit seinem Tod gerechnet hat, verstehen Sie? Ich habe es in seiner Stimme gehört. Ich habe es an dem gesehen, was er tat. Er hat damit gerechnet, dass er stirbt.«
Plath spürte, wie etwas ihr Herz bleischwer zusammendrückte. Natürlich hatte ihr Vater damit gerechnet, dass man ihn umbringen würde. Natürlich. Er hatte die Ereignisse vorausgeahnt.
Genauso wie sie die Schrecken erriet, die ihr bevorstanden. Würde es der Tod sein? Oder Wahnsinn?
Ohne dass sie es selbst merkte, schloss sie die Augen. Um sie herum wurde es still, während sie sich an ihren Vater erinnerte und an jenen Tag. Bilder des Flugzeugs, wie es kreischend aus dem Himmel gestürzt war … Das war nicht, wie sie ihren Vater und ihren Bruder in Erinnerung behalten wollte. Das waren nicht die Bilder, an denen sie für den Rest ihres Lebens festhalten wollte.
»Vielleicht stand er unter Beeinflussung«, schlug Thrum vor. »Vielleicht war er nicht zurechnungsfähig.«
Plath machte die Augen auf und bleckte die Zähne, bereit, jeden Moment loszulegen.
Jellicoe ging rasch dazwischen. »Er hat diese … Diskussion vorausgesehen. An das Dokument angehängt befinden sich eidesstattliche Erklärungen dreier vom Verwaltungsrat zertifizierter Psychiater, die Grey innerhalb eines Monats nach Unterzeichnung des Testaments untersucht haben.«
Endlich zeigte Thrum Anzeichen von Resignation. Sie warf eine Hand hoch. Nur eine. Und schwieg.
Plath bemerkte Sterns Lächeln, das nicht ihr galt, sondern einer Erinnerung. Auch er war lange bei McLure gewesen, und Grey war ein Mann, der Freundschaften fürs Leben schloss.
»Ich will die Firma nicht führen«, sagte Plath. »Mein Vater, Ms Thrum, hat immer gesagt, dass Sie die klügste Person im Verwaltungsrat sind, und wären Sie keine Frau, dann hätte man Ihnen die Führung der Firma Ihrer eigenen Familie überlassen.«
Thrum wirkte überrascht, diesmal war es echt. Sie würdigte den letzten Satz mit einem kurzen Nicken.
»Deshalb«, sagte Plath, »werde ich Sie zur Präsidentin ernennen. Ich werde Mr Jellicoe bitten, die finanziellen Details auszuarbeiten: angemessen, aber nicht übertrieben.«
Was nun kam, hatte Plath sich bereits genau zurechtgelegt.
»Aber es gibt ein paar Dinge, die ich will«, fuhr sie fort. »Ich will fünfzig Millionen Dollar – in bar – auf ausländischen Konten. Damit ich mit dem Geld machen kann, was ich will.«
Jellicoe und Thrum nickten zögernd.
»Ich will, dass der Kontakt zwischen uns über Mr Stern läuft, Ms Thrum. Er war treu und hat zu mir gehalten, als meine Familie ermordet wurde. Loyalität ist wichtig. Oder nicht?«
Thrum wurde von
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