Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
schaltete es aus und steckte es in seine Jackentasche.
    Der Russe lachte. »Du sagst nur was? Hör mal, Dummkopf, wir fangen einen Dorfbewohner, das ist es, was sie wollen, ja? Gut. Wenn der Kumpel rausfindet, dass wir nebenbei auch Zigaretten und Cognac besorgt haben, nun, dann machen wir ihn glücklich, da? ›Hier, Dragoslav, nimm ’ne Pulle, zwei Schachteln.‹ Kein Problem, oder? Aber du vergreifst dich nicht an den Dorfbewohnern.«
    Zoob hievte Minako hoch, als hätte sie kein Gewicht. Beiläufig warf er sie sich über die Schulter und ging zum Schlauchboot. Dort legte er sie in den Bug, wo zentimetertiefes Wasser schwappte.
    »Mach dir das klar, KimKim, bevor du dir dein eigenes Grab schaufelst. Das ist nicht die Handelsmarine«, sagte Zoob, während sie den Außenbordmotor anließen. »Das ist das Puppenschiff. Es gibt Regeln, die du missachten kannst … dann bekommst du vielleicht zur Strafe ein paar Extra-Arbeiten aufgebrummt. Aber es gibt auch andere Regeln, und wenn du die missachtest, dann darfst du aus zwanzig Meilen Entfernung ans Ufer zurückschwimmen mit einer sechs Fuß langen Kette an der Ferse.«
    Der Jüngere dachte darüber nach. Dann sagte er: »Nö.«
    Immerhin. Minako hatte es unbeschadet zum Schiff geschafft.
    Alles, was sie ihr angetan hatten, war, ihre heftigen Proteste und Bitten zu ignorieren. Seit zehn Tagen war sie nun schon hier, und sie hatten nichts anderes getan, als ihr Videos einer Gruppe zu zeigen, die sich Nexus Humanus nannte. Und man hatte ihr Material zur Lektüre gegeben, ebenfalls von Nexus Humanus. In erster Linie hatte man sie über ihre Wohltäter informiert – Charles und Benjamin Armstrong, die Großen Seelen.
    Und man hatte ihr ein Quartier in Benjaminia zugewiesen.
    Die Stahl-Nickel-Kugel, aus der Benjaminia bestand, hatte neun Ebenen.
    Jede Ebene war ein stählerner Steg, der um die ganze Kugel lief. Ebene fünf war die größte. An dieser Stelle betrug der Umfang der Kugel hundertfünfundzwanzig Meter.
    Doch Minako wurde nicht in Ebene 5 untergebracht – eine Primzahl. Man wies ihr Ebene vier zu. Vier war keine gute Zahl. Schlimmer noch, ihr Quartier war eines von vierzehn auf dieser Ebene. Jede Unterkunft war ein annähernd keilförmiger Raum – außen, wo er an die Nickelkugel stieß, war er breiter, und wo er sich zum Steg hin öffnete, schmaler.
    Eine hochgeklappte IKEA-Pritsche war in der Wand verschraubt, und darunter standen ein Tisch und ein Stuhl. Es gab ein winziges Badezimmer, wie man es auf Booten hatte – eine Toilette, ein Waschbecken, in das man kaum die Hände zwängen konnte, und eine Dusche, deren Kabine das gesamte Badezimmer darstellte.
    Das Badezimmer war der einzige Ort, wo man seine Privatsphäre hatte. Ansonsten bestanden die Wände, Decken und Böden der Unterkünfte aus offenen Metallgittern. Wenn Minako nach oben sah, erkannte sie die Sohlen des Mannes, der über ihr wohnte. Blickte sie hinab, sah sie das Mädchen, das unter ihr in Ebene drei lebte.
    Es war ihr nicht erlaubt, mit einem von ihnen zu sprechen. Das war nur auf den Verbindungsstegen oder in dem Gemeinschaftsgeschoss erlaubt. Es hatte sowieso keinen Sinn.
    Jedes Gespräch verlief so:
    »Ich wurde entführt. Ich will nach Hause. Zu meiner Mutter!«
    »Du wurdest befreit! Warte nur, bis du es siehst. Warte, bis du es verstehst!«
    »Ich will nicht hier sein. Was ist das für ein schrecklicher Ort?«
    »Wir nennen ihn das Puppenschiff. Denn wir sind wie die geliebten Spielzeuge der Großen Seelen. Was für ein Glück!«
    Die Formulierungen änderten sich, aber niemals die Aussage, niemals die Botschaft, niemals die lächelnde Ergebenheit.
    Die Leute liebten Minako. Sie würde so glücklich werden.
    An der Decke der Kugel prangte ein großes Gemälde, das Gottvater und Charles Darwin zeigte. Zwischen ihnen befand sich eine beunruhigende Kreatur, die nur als Metapher gemeint sein konnte. Sie stellte einen – was sie peinlich berührte – vollkommen nackten Mann dar, der insgesamt zwei Köpfe hatte. Die beiden Köpfe waren miteinander verbunden und teilten sich ein drittes Auge.
    Minako reimte sich zusammen, dass das dritte Auge für Weisheit und Wissen stehen sollte. Die Möglichkeit, dass dieses Bild und das dritte Auge anders als metaphorisch aufgefasst werden könnte, kam ihr nicht in den Sinn. Sie kam einfach nicht auf die Idee, dass das Bild eine lebende Person darstellen könnte.
    In Benjaminia lebten sechsundsiebzig Menschen, aber es gab Unterkünfte für mehr. Die

Weitere Kostenlose Bücher