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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Bewohner der Kugel – des Dorfs – waren zwischen zehn, elf und vierzig Jahren alt. Und alle, die sie bisher getroffen hatte, – wirklich alle – waren glücklich.
    Sehr glücklich.Beständig, nachhaltig glücklich. Es war ein Irrenhaus. Ein schwimmendes Irrenhaus. Ein Kult von Bekloppten, der sich in einem Flüssiggastanker verbarg.
    Nach der Ankündigung, dass die Großen Seelen zu Besuch kommen würden, waren die Bewohner mehr als glücklich. Die Nachricht war über eine öffentliche Durchsage verbreitet worden, und alle waren aus ihren Quartieren herausgestürmt und zur Gemeinschaftsetage geeilt, um sich mit Freudentränen in den Augen gegenseitig zu umarmen. In manchen Dingen gemahnte es Minako an eine albtraumhafte Version des Zauberers von Oz. Keine Zwerge und Hexen, aber eine furchtbare Falschheit und unterdrückte Hysterie in allem.
    Sie sagten ihr, sie würde es bald verstehen. Einer, den sie – nach dem Schokoriegel – Toblerone nannten, war krank geworden, deshalb hatten sie bis zu seiner Genesung keinen Vermittler. Aber keine Sorge, Minako, sagten sie, Toblerone wird zurückkommen, oder jemand so wie er, und dein Glück wird gewährleistet.
    Du wirst so glücklich sein wie wir alle.
    Hast du das dritte Video angeschaut? War es nicht das absolut Beste?
    Hast du die Broschüre »Jugend und Glück: Passen sie wirklich zusammen?« gelesen? Fandest du sie nicht unglaublich?
    Doch Minako hörte zufällig, wie zwei Ordner – die Verantwortlichen von Benjaminia – in gedämpften Stimmen miteinander redeten. Toblerone war gestorben. Hirnhautentzündung, sagten sie. Und jetzt, nach dem Selbstmord eines gewissen John Carpenter, gab es keinen »Twitcher« an Bord, keinen Vermittler.
    Anscheinend war Minako, abgesehen vom Großteil der Mannschaft, die einzige nicht angepasste Person an Bord.
    All dies war rätselhaft für Minako, die sich die ganze Zeit Sorgen um ihre Mutter und ihren kleinen Bruder machte. Und die Blätter vollzeichnete, die man ihr gab. Und vorgab, langweilige Broschüren von Nexus Humanus zu lesen.
    Und zählte.
    Und weinte.
    Und ihre Flucht plante.

    Helen Falkenhym Morales lag allein in ihrem Bett. So seltsam. Wenn sie ins Ausland gereist war, hatte sie die Nächte auch ohne MoMo verbracht. Selten, aber es war doch vorgekommen. Aber in den drei Jahren, die sie in diesem Zimmer im privaten Wohnbereich des Weißen Hauses gelebt hatte, hatte sie nie allein geschlafen.
    Und jetzt, allein.
    Ihre Mitarbeiter gingen wie auf rohen Eiern in ihrer Nähe. Sie verheimlichten ihr Dinge, weil sie ihr Zeit geben wollten, mit dem tragischen Tod ihres Ehemanns fertigzuwerden.
    Morales hatte den Moment noch vor Augen, sah, wie ihre eigene Hand MoMos Kopf fasste und ZACK!
    Es hatte sich angehört wie das Knacken einer Walnuss. So hart traf sein Schädel auf die Fliesen.
    Knack.
    Sie konnte von Glück sagen, dass die Fliese nicht gesprungen war.
    Alle hatten ihr die Geschichte abgenommen, dass sie MoMo tot in der Badewanne aufgefunden hatte, als sie nachts aufgestanden war, um sich zu erleichtern.
    Jetzt hatte sie eine Ausrede für jedes seltsame Verhalten. Denn die Leute würden sagen: Oh, sie muss mit ihrer Trauer fertigwerden.
    Aber in Wahrheit musste sie mit der Frage fertigwerden: Was um alles in der Welt war mit ihr geschehen? Wie hatte sie diese furchtbare Tat begehen können? Sie war doch keine Mörderin.
    Es brach ihr das Herz. Sie hatte ihn getötet. Sie hatte dem einzigen Mann, den sie jemals geliebt hatte, den Schädel eingeschlagen.
    Als hätte sich eine Schraube bei ihr gelockert. Wie damals, als sie als kleines Kind auf ihrem Fahrrad gefahren war und die Kette plötzlich heraussprang, die Pedale nicht mehr einrasteten und sie beim Versuch, die Kontrolle zurückzuerlangen, ins Schlingern geriet.
    So fühlte sie sich.
    Sie hatte Angst. Der Schmerz in ihrer Brust war so stark, dass er körperlich sein musste. Es konnten nicht allein die Emotionen sein, die so zudrückten, als wollte eine stählerne Faust das Schlagen ihres Herzens unterbinden.
    Doch das Leben ließ die Präsidentin nicht ungestört trauern. Sie war nicht die Einzige, bei der sich eine Schraube gelockert hatte, das ganze Land schien durchzudrehen: der bizarre Tod von Grey McLure und der unbeschreibliche Schrecken im Stadion; das Massaker bei den Vereinten Nationen; ein furchtbarer Massenmord in einem Haus in Capitol Hill; und nun erreichten sie erste Berichte, dass ein paar von Rios’ ETA-Leuten ausgetickt waren und in einem

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