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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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anderen Ort zum Gaffen aussuchen sollte.
    Ein Schirm schützte die Köpfe der Zwillinge, doch ihre Beine traf der kalte Regen.
    »Danke, dass wir Ihre Gäste sein dürfen, Kapitän Gepfner«, sagte Charles herzlich.
    »Wir fühlen uns geehrt.« Der Kapitän war ein graubärtiger Mann mit gehetztem Blick und der roten Nase eines Alkoholikers. Er brachte so etwas wie eine Verbeugung zustande. Sein erster Offizier blieb unbeteiligt, ein grauäugiger Amerikaner namens Osman, der an den Zwillingen vorbeistarrte.
    Die Zwillinge ließen sich dankbar in dem Golfwagen nieder. Kapitän Gepfner befestigte eigenhändig die durchsichtige Plastikplane, die den Regen abhielt. Ling begleitete die Zwillinge. Der Mann von AmericaStrong, Atoona, nicht – die Seekrankheit hatte ihn zur Reling getrieben, wo er sich erbrach.
    Charles fragte sich, ob das Schiff Kontakt zu ihrem Assistenten an der Küste würde herstellen können. Wenn sie mit New York und den vielen Büros und Einrichtungen in aller Welt in Kontakt bleiben wollten, war das unerlässlich. Jindal war nur eingeschränkt zu gebrauchen, und Burnofsky … Nun, wie sollte man einem degenerierten Genie jemals hundertprozentig vertrauen?
    So wichtig es war, Kontakt zu halten, war das Berühren selbst doch noch wichtiger. Danach verlangte es Charles am meisten. Benjamin war anders, er liebte das Gefühl von Macht. Für Charles jedoch besaß das Puppenschiff entscheidende Bedeutung, weil es ihm erlaubte, andere Menschen zu berühren. Und selbst berührt zu werden.
    Hand auf Hand. Finger auf Haut. Plötzlich war ihm fast schwindelig vor Sehnsucht nach einer menschlichen Berührung.
    Selten hatte er einen anderen Menschen berührt. Und nur auf dem Puppenschiff vermochte er Menschen zu berühren, ohne entsetzte und angewiderte Blicke zu ernten.
    Blicke von ihr. Denn in seinen geheimsten Gedanken war es immer eine sie, eine Frau, die sich vor Ekel wand. Viele hatten es jedenfalls getan.
    Benjamin bekam Wutanfälle, wenn das passierte, wenn jemand ihn so ansah, wenn jemand hörbar schluckte und zurückzuckte. Manchmal fiel sogar jemand in Ohnmacht.
    Manchmal brach jemand in Tränen aus.
    Schrie.
    Erbrach sich.
    Die Morgenstein-Zwillinge, was waren sie für Schönheiten gewesen, diese beiden, und doch hatten sie sich nicht zu benehmen gewusst. Das Erbrechen, das war das Schlimmste gewesen.
    Das hatte Benjamin den Rest gegeben.
    Es war Benjamins Idee gewesen, die beiden mitleidigen, kotzenden Bonzengören zu entführen und auf das erste Puppenschiff zu bringen.Zwillinge. Sie hätten netter zu ihnen sein sollen. Sie hätten wenigstens ein bisschen Taktgefühl haben sollen.
    Nun, sie waren keine Zwillinge wie er und Benjamin gewesen, nicht wahr? Nein, sie waren die Sorte Zwillinge, die die Leute süß fanden. Sabbernde Jungs tagträumten von ihnen. Junge reiche Männer in teuren Kleidern stiegen ihnen nach.
    Doch Benjamin hatte den Morgenstein-Zwillingen eine Lektion erteilt. Charles hatte ihn davon abhalten wollen, aber die Gerechtigkeit von Benjamins Vorhaben war nicht von der Hand zu weisen gewesen.
    Oder doch?
    So hübsch? So reizend? Gefällt euch wohl, attraktive reiche Zwillinge zu sein, Sylvie und Sophie, was? Nun, willkommen in unserer Welt, Mädels. Es ist krass, was ein motivierter Chirurg alles machen kann.
    »Du denkst an sie, nicht wahr?«, fragte Benjamin unvermittelt.
    Es wäre albern gewesen, es abzustreiten. Charles sagte nichts.
    »Erinnerst du dich, wie sie geheult haben, als sie aufgewacht sind?«, fragte Benjamin.
    Charles erinnerte sich daran. »So etwas wird nicht mehr nötig sein, Benjamin«, sagte Charles. »Das haben wir alles hinter uns gelassen, als das erste Puppenschiff untergegangen ist. Hier werden wir Frauen finden, die uns wollen. Denen es eine Ehre sein wird …«
    »Diese McLure-Göre«, unterbrach ihn Benjamin. »Sie hat unsere Schreie gehört. Es wäre nur gerecht, wenn wir ihre hören würden.«
    »Nichts da«, versetzte Charles streng. »Das hier auf diesem Schiff sind unsere Leute. Wir müssen sie gut behandeln. Das weißt du. Sie sind eins mit uns.«
    Der Golfwagen fuhr an einem Besatzungsmitglied vorbei. Es war kein weiter Weg, aber hier draußen, auf dem kalten, hievenden Deck, hatten die Zwillinge keine Chance, ihn zu Fuß zurückzulegen, ohne zu stürzen.
    Entlang der Steuerbordseite des Schiffs bewegten sie sich zum Achterdeck. Auf die zweite Kuppel zu. Von außen sah sie aus wie ein gigantischer weißer Wasserball, aber Charles und Benjamin

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