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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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wahrscheinlich über sich zusammenbrechen lassen können, aber Plath und Keats waren zu aufgewühlt und erschöpft, um sich eine bessere Lösung einfallen zu lassen.
    »Das wird kaum nötig sein, ich bin ein alter Mann«, sagte Burnofsky, ohne jedoch sehr überzeugend zu klingen.
    »Sollen wir ihm den Mund zukleben?«, fragte sich Keats laut.
    Plath schüttelte den Kopf. »Nein. Vielleicht möchte er uns ja sein Herz ausschütten.«
    Keats grinste sie an. »Ernsthaft? Amerikaner sagen so was? Das Herz ausschütten? Das klingt sehr nach Law & Order.«
    »Dort habe ich den Ausdruck wahrscheinlich auch aufgeschnappt«, gestand Plath.
    »Ihr beide gebt ein wirklich reizendes Pärchen ab«, sagte Burnofsky trocken.
    »Unter dem Altar«, wiederholte Keats, was in Lears SMS gestanden hatte. Er ging zu Billy, und gemeinsam kippten sie den Altar um.
    »Da sind Stufen«, sagte Keats. »Aber kein Lichtschalter. Ich bin nicht scharf drauf, da nur mit dem Licht meines iPhones runterzusteigen.«
    »Warten wir auf Jin«, schlug Plath vor. »Ich sehe mal nach, was mir der Alte verabreicht hat.« Sie klang abgebrühter, als sie sich fühlte. Inzwischen hatte sie mehr oder weniger akzeptiert, dass Bilder ihrer eigenen Augen oder ihres Gehirns im Nanobereich zu einem Teil ihres Bewusstseins geworden waren. Aber sich aus ihrem eigenen Körper hinauszubewegen, war für sie noch immer mit Schrecken verbunden. Sie hätte vorher wenigstens gerne ordentlich lange geduscht. Man konnte nie wissen, welchen mikroskopischen Monstrositäten man begegnete.
    »Ich kann das doch machen«, bot Keats an und trat von dem Altar zurück.
    Plath schüttelte den Kopf. »Schlimm genug, dass ich dich in meinem Hirn habe. Das fehlt mir gerade noch, dass du über meine Epidermis kriechst.«
    »Dann bringe ich Lear und Jin auf den neuesten Stand«, meinte Keats.
    Plath steuerte die beiden Bioten zu ihren Augen. Über die Nervenstränge, die groß waren wie die Kabel der Golden Gate Bridge, gelangte sie zum Augapfel selbst.
    Die Rückseite des Auges sah völlig anders aus als die Vorderseite. Wirkte die Frontseite wie ein schummriger, zugefrorener See mit einem schrecklichen schwarzen, von kaugummiartigen Muskeln umfassten Abgrund in der Mitte, so stellte die Rückseite eine fremdartige Landschaft aus scheinbar unmöglichen Konstruktionen aus Nerven, Muskeln und Venen dar, die wie Baumwurzeln aussahen.
    Vielleicht wirkten die Venen auch eher wie Pythons. Sie erkannte die Form der Blutzellen, die mit jedem Herzschlag davonrasten und innehielten, davonrasten und wieder innehielten. Die Erythrozyten bildeten in den größeren Venen eine Art Brei, bis sie sich in kleinere Venen aufteilten und schließlich in Kapillaren endeten, wo sie sich wie ungeduldige Kinder in einer Reihe stauten.
    In diesem Maßstab war es unmöglich, Blut als eine Flüssigkeit wahrzunehmen. Es bestand aus Gegenständen, jede Zelle winzig, aber unterscheidbar. Feuchte rote Steine, die man durch einen bleichen Wurstdarm zwängte.
    Dann waren da noch die Muskeln, gigantische Bündel aus Gummibändern, die in den Augapfel übergingen und unaufhörlich zuckten. Im Nanobereich war es weniger zu spüren als vielmehr zu sehen, wie die gekrümmten Gummibänder sich zusammenzogen und verdickten, sich beim Entspannen wieder ausdehnten, ständig justierend, als gäbe es den einen vollkommenen Blickwinkel für das Auge und als wären die Muskeln entschlossen, diesen zu finden.
    Plaths Bioten traten am unteren Ende ins Licht hinaus. Die unteren Augenlider bewegten sich weniger und konnten deshalb leichter erklettert werden als die rasch niederfahrenden oberen Lider. Der Grat des Lides war eine Küstenlinie aus hohen Klippen, die von schuppigen, gekrümmten Palmen bekrönt waren, den Wimpern.
    Das untere Lid zuckte, und die Allee aus Palmen schoss auf sie zu. Lid und Wimpern hatten eine verblüffende Geschwindigkeit drauf, glitten über sie hinweg und sperrten das schwache Licht aus. Sie ließ beide Bioten gleichzeitig springen und bekam die feuchte Membran am oberen Ende zu fassen.
    Diese Bewegung spürte sie, der Ruck, als das Augenlid plötzlich die Bewegungsrichtung änderte und sie mit sich schleifte. Jetzt, da sie kopfüber am Lid hing, rauschte der Augapfel unter/über ihr vorbei.
    Sie stählte sich für die nächste Etappe, während sie kletterte – kopfüber, doch im Nanobereich hatten oben und unten wenig Bedeutung – und schließlich zwischen den Wimpern ankam. Plötzlich sah sie sich einer

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