BZRK Reloaded (German Edition)
»Ich glaube, damit kam er einer Art von … nicht Freude, das ist nicht das richtige Wort. Computerspiele, meine ich, damit kam er einem Gefühl, irgendwo dazuzugehören, am nächsten.«
Nijinsky bemerkte, dass Keats unbehaglich in der Ecke stand. Er wollte Plath berühren, tat es aber nicht, weil er … etwas fürchtete.
»Er knurrt da oben rum wie ein Hund«, sagte Wilkes mit kratziger Stimme. »Wir müssen etwas probieren, stimmt’s?«
»Wir könnten seine Seele herausschneiden«, sagte Plath und verschränkte die Finger.
Wilkes gab ein abfälliges Geräusch von sich. Aber sie widersprach nicht, sie konnte nicht. Stattdessen bohrte sie sich den Daumennagel in den Arm.
Wo wir gerade von Wahnsinnigen reden, dachte Nijinsky bissig.
Als ob irgendeiner von ihnen normal gewesen wäre. Keats und Plath waren am Anfang vielleicht noch normal gewesen, aber das würden sie nicht lange bleiben. Wilkes hatte schon immer einen kleinen Hau gehabt. Und er war vielleicht einmal, vor langer Zeit, ebenfalls normal gewesen.
Was glaubtest du denn, was das ist? , fragte sich Nijinsky. Hast du geglaubt, das wäre ein Liebesroman? Es ist ein Krieg.
Was glaubtest du, würde aus dir werden, wenn du daran teilnimmst? Hast du geglaubt, du wärst ein Held? Du hast den grünen Knopf gedrückt, Shane. Du hast das Ergebnis nicht gesehen, aber du weißt, was passiert ist. Du weißt, dass diese Männer gestorben sind.
Sie kamen, um uns zu töten, uns alle. Töten oder getötet werden.
»Was würde Vincent wollen?«, meldete sich Keats zu Wort.
»Dass er die Entscheidung selbst fällen könnte und sie nicht uns überlassen muss?«, blaffte Nijinsky. Die Frage hatte ihn aus dem Kreis herausgerissen, in dem seine Gedanken liefen. In dem er seinem eigenen Schwanz hinterhergejagt war.
»Und wie könnte seine zweite Wahl aussehen?«, fragte Keats und sah Nijinsky unverwandt ins Gesicht.
Das regte Nijinsky auf. »Was würde dein Bruder wollen?«, schoss er zurück. »Wenn es darum ginge, ihn zu …«
»Er würde wollen, dass ich die Entscheidung treffe«, sagte Keats. »Wenn er es nicht selbst tun könnte, würde er wollen, dass ich es tue. Ich kenne Vincent nicht so gut, aber meine Vermutung ist, dass er wollen würde, dass du entscheidest, Jin. Er würde wollen, dass du versuchst, ihn zu retten und zurückzuholen.«
»Als hätte ich nicht schon versagt, als es darauf ankam«, sagte Nijinsky. »Als Bug Man ihn in seiner Gewalt hatte. Jetzt soll ich ihn retten, wie ich ihn damals nicht gerettet habe.«
Es folgte langes Schweigen.
»Ja«, sagte Keats schließlich. Denn einer musste es ja sagen.
Eigenartigerweise war Nijinsky über die Antwort erleichtert. Es war wichtig für ihn gewesen, dass man seine Schuld anerkannte.
Kämpften sie nicht um genau das? Um das Recht, jeden schmerzhaften Stich, den das Leben bereithielt, zu spüren? Das Recht zu leiden? Nicht nachhaltig glücklich zu sein?
»Ich bin nicht der richtige Anführer«, sagte Nijinsky zu drei ausdruckslosen Gesichtern. »Ihr leider auch nicht. Deshalb mache ich es.« Er nickte und merkte, dass sein Kinn bebte, aber er beschloss, dass es nicht darauf ankam, ob sie es sahen oder nicht. »Schick dein Vierermodell los, um Säure zu tanken«, sagte Nijinsky zu Plath. Zu Wilkes sagte er: »Geh und sorge dafür, dass Dr. Violet bei Vincent bleibt. Sie soll die Säure für Plath vorbereiten und dann bei ihm bleiben und Bericht erstatten.«
Wilkes eilte sofort los, sodass Plath mit Nijinsky und Keats zurückblieb.
Nach einer Weile hörte das Unbehagen auf, das um ihn herum herrschte. Er entschuldigte sich und ging.
Aber er ging nur bis zur Treppe, wartete außer Sichtweite und lauschte. Denn das würde der Richtige tun. Denn der richtige Mann für den Job würde wissen wollen, was Plath und Keats zu bereden hatten.
Also belauschte er sie.
»Tu das nicht«, sagte Keats.
»Ich muss versuchen, zu …«
»Gar nichts musst du.«
Plath fühlte sich, als wäre die Luft im Keller vollständig aufgebraucht. Sie ballte die Fäuste so sehr, dass ihre Fingernägel in die Handballen schnitten. Verdammt, dachte sie, genau wie Wilkes . Sie sagte: »Ich war der Meinung, du hältst das für das Richtige!«
»Für Vincent, ja«, gab er zurück. »Für dich … Du musst aus der Sache rauskommen, Sadie. Ich sehe es dir an, dass du aus der Sache rauswillst.«
»Ich will aber, dass wir beide rauskommen«, sagte sie beinahe flüsternd.
Sie hatte sich von ihm abgewandt. Keats wollte nicht mit
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