Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
hätte erkennen können.
    Das Tröpfchen hing dort, golden in der künstlich eingefärbten Welt der Bioten.
    Dann fiel es.
    Der Schaden entstand augenblicklich. Zwischen ihren Vorderbeinen, dicht unterhalb ihres glatten Insektenkopfs, platzten die Gehirnzellen auf wie eine Zeitrafferaufnahme von verrottenden Früchten.
    Die Zellen sprangen auf. Man hörte es zwar nicht, aber sie platzten und verspritzten den Schleim in ihrem Innern, während die Säure sie zerfraß. Sie sah Mitochondrien, die sich wanden, als wären sie kleine Insekten. Dämpfe stiegen aus dem schmelzenden Fleisch auf. Ihr stand kein Geruchssinn zur Verfügung, und das Gehör war nicht auf das Zischen eingestellt. Sie vermochte es nur zu sehen.
    »Es hat ein paar Zellen weggebrannt«, berichtete sie.
    »Drück die Nadel etwas zur Seite und sieh, ob du eine Art Röhre schaffen kannst«, riet ihr Nijinsky.
    Das tat sie, indem sie die Nadel so kräftig schob, wie es ging, wenn sie ihr ganzes winziges Gewicht dagegenstemmte. Das Fleisch gab nicht nach, als fürchte es, was es erwartete. Ein kleines Loch entstand. Das Problem schien zu sein, dass die Säuretröpfchen zu groß waren, um in die schmale Röhre zu rollen. Ihr zweites Tröpfchen schmolz lediglich ein paar wenige Zellen, die nun wieder erstarrten wie abkühlende Lava.
    »Es klappt nicht. Ich krieg es nicht hin.«
    »Dann nimm eine zweite Nadel. Verbreitere das Loch.«
    »Ich richte hier nur Chaos an.« Sie sah ihn an, flehend, erschöpft, sie wollte nur wieder zurück, abschalten, weglaufen.
    »Plath«, sagte Nijinsky.
    Sie zog eine zweite Nadel heraus und schob sie dicht neben der anderen hinein. Jetzt traf sie auf eine zweite Welle der Erinnerungen. Nicht in allen ging es um Spiele.
    Vincent, der von seinem Vater den Hintern versohlt bekam, weil er geflucht hatte.
    Vincent, ein Baby, die Händchen, die nach der Brust seiner Mutter fassten, waren so winzig. Das Bild war durchschossen von grellen Farben und Blitzen, als wäre das Filmmaterial beschädigt.
    »Aber da sind noch andere Sachen, andere Erinnerungen. Seine Mutter …«
    »Tu es, Plath, gottverdammt, wir haben keine Zeit mehr«, sagte Nijinsky mit gepresster, wütender Stimme, was bei ihm einem Schreien entsprach.
    Ihre beiden Bioten arbeiteten zusammen, zwängten die Nadeln auseinander, und ja, nun hatte sie einen Spalt in die Tiefen seines Gehirns geöffnet. Sie streckte ein drittes Bein aus, um den Riss in dem Sack zu vergrößern.
    »Aaahhh!« Sie fluchte und sprang beinahe aus ihrem Sessel heraus. »Er ist geplatzt, er ist geplatzt, er ist geplatzt!«
    Der Sack war schlichtweg verschwunden wie ein geplatzter Luftballon. Überall schwamm Säure. Tropfen platschten brennend in das Gehirnwasser wie explodierende Luftabwehrgeschosse in einem alten Film über den Zweiten Weltkrieg. Manche davon drangen ins Gehirn ein, brannten, sprengten Zellen, vernichteten alles, was sie berührten.
    Und ein Teil davon spritzte auf den Körper ihres Biots, fraß mit wahnsinniger Intensität am Schultergelenk ihres mittleren Beins. Das Bein fing an, wild auszuschlagen, als hätte es Feuer gefangen.
    Der neue Biot vermochte Schmerz zu empfinden.
    »AaaaaAAAHHH!«, schrie sie.
    »Verdammte Scheiße, bringt sie da raus!«, rief Keats.
    Ein Teil, womöglich der Großteil der Säure, versickerte in dem Spalt. Plath biss die Zähne zusammen und drückte die Nadeln auseinander, während sie zusah, wie eines ihrer Beine schmolz, sich aufrollte wie ein brennendes Stück Papier.
    »Meine Güte, es ist überall!«
    »Bist du verletzt?«, fragte Nijinsky.
    »Ja, ich bin verletzt!«
    Die Säure war auf beide Bioten gespritzt, sah sie nun. Ein winziges Tröpfchen brannte sich fein säuberlich durch die Hülle des Dreierbiots.
    Aus dem Spalt in Vincents Gehirn stieg eine brodelnde Mischung aus Säure und geschmolzenem Fleisch. Sie verbrannte Gehirnzellen und sprengte Kapillaren auseinander, schäumte wild wie die schreckliche Parodie eines unterseeischen Vulkans.
    »Dr. Violet?«, fragte Nijinsky angespannt.
    »Nichts«, gab sie prompt zurück.
    »Es tut höllisch weh!«, rief Plath.
    »Das ist nur in deinem Kopf«, sagte Nijinsky.
    »Natürlich ist es in ihrem Kopf«, fuhr ihn Keats an. »Das sind Schmerzen immer. Bring sie da raus!« Als Nijinsky nicht sofort reagierte, schrie Keats: »Sadie! Komm da raus!«
    »Die Nadeln fangen an, zu schmelzen«, berichtete Plath. »Und ich bin dann mal weg, muss mich zurückziehen, meine Fresse!«
    »Bleib nahe genug, um zu

Weitere Kostenlose Bücher