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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Benjamin. »Wie eine Achterbahn!«
    »Jetzt ich, jetzt ich, die andere Spritze!«, befahl Charles. »Ins andere Auge!«
    KimKim beeilte sich, die andere Spritze zu holen, und Minako schluchzte beinahe hysterisch. Sie fing an, Zahlen zu brabbeln. »Eins, zwei, drei, fünf, sieben, elf, dreizehn, siebzehn.«
    »Was tut sie da?«, wollte Charles wissen.
    »Primzahlen, du Depp«, knurrte Benjamin.
    »Neunzehn, dreiundzwanzig, neunundzwanzig, einunddreißig, siebenunddreißig«
    Charles überging Benjamins herablassenden Kommentar – sein Bruder war seit jeher besser in Mathe gewesen – und konzentrierte sich stattdessen auf die vom Helm schief auf sein Auge projizierte virtuelle Steuerung. Seine Finger zuckten im Handschuh. Das Interface war ein virtueller Touchscreen, und er suchte nach der »Anmelden«-Schaltfläche.
    Er klickte sie mit einer minimalen Bewegung des Zeigefingers an. Ein Fenster ging auf. Wollte er wirklich das Nanobot-Packet sechs anmelden? Ja, das wollte er.
    Und dann: »Ah!«
    Es war verblüffend, auch wenn er schon oft Videos davon gesehen hatte. Plötzlich sah er durch sechs Sensoreinheiten. Anfangs war es schwer, etwas Sinnvolles zu erkennen. Ein Knäuel aus mechanischen Beinen und Abtastern und unbeweglichen Rädchen. Die Nanobots waren nicht fein säuberlich gestapelt, sondern in einer Kugel verknäult.
    KimKim schob den Stempel vor, und die Nanobots rasten durch eine Stahlröhre, bevor sie mit einem winzigen Flüssigkeitstropfen in Minakos Auge landeten.
    »Einundvierzig, dreiundvierzig, siebenundvierzig, dreiundfünfzig!«
    Die Bilder waren zu viel, zu überwältigend, zu viele Augen, die in zu viele verschiedene Richtungen sahen. Wie machte Bug Man das, wenn er so viele Nanobots steuern musste? Einen Verband bilden. Und da poppte ein Fenster auf, das fragte: Verband?
    Charles sagte: »Ja«, bevor ihm einfiel, dass es keine Sprachsteuerung gab. Er fuhr mit dem Finger um die Avatare der sechs Nanobots herum und klickte auf die »Verband«-Schaltfläche.
    Die Nanobots nahmen automatisch Formation an, zwei Dreierreihen.
    Plötzlich wurde es dunkel.
    Umständlich verschob Charles den Helm, um in die Welt zu blicken. Er sah Minako. KimKim hatte ihre Augenlider losgelassen, und sie kniff die Augen zusammen und ratterte Primzahlen herunter. Einen Moment lang empfand er Mitleid, weil sie solche Angst hatte.
    Aber Mitleid war ein schwaches Gefühl verglichen mit der Faszination, tatsächlich tief im Fleisch zu sein, sich selbst an einem Ort zu bewegen, den er bisher nur aus zweiter Hand kannte. Er rückte die Videobrille wieder zurecht.
    Es gab keinen Tastsinn. Er trat mit einem Fuß gegen den Augapfel. Alle sechs Nanobots machten dieselbe Bewegung. Kein Gefühl. Aber die Bildeindrücke waren erstaunlich überzeugend. Er war dort, tatsächlich dort!
    Er hatte noch viel zu lernen, und Charles wusste, dass er nie ein Bug Man oder Burnofsky werden würde. Aber, oh mein Gott, war das großartig!
    Dann setzte er seine Nanobots mit einem Fingerzucken in Bewegung. Die zentralen Rädchen rasteten ein, die Beine wurden ausgefahren wie der Ausleger eines Kanus.
    Und schwupp!
    Schwupp!
    Die Geschwindigkeit war atemberaubend. Charles selbst war niemals auch nur schnell gegangen, ganz zu schweigen von Laufen oder gar einer Motorradfahrt.
    »Min«, sagte Charles. »Bestell in der Küche Kaffee und ein paar Sandwichs. Wir werden hier eine Weile beschäftigt sein.«

    Kann man einen beschädigten Geist reparieren?
    Kann man einen beschädigten Geist reparieren, indem man etwas wegnimmt?
    Kann die Sache, jene eine Sache, die dir den Verstand geraubt hat, einfach aus deinem Gehirn entfernt werden?
    Ist es wie beim Schreiben eines Buchs, wo man einen Absatz markieren und einfach löschen kann, wodurch der Fortgang der Handlung ein anderer wird?
    Ist das alles nur eine Datei? Ist der menschliche Geist wirklich nur eine Art Computer aus Fleisch? Ordner auswählen, löschen. Papierkorb leeren, alles weg.
    Alles wieder gut.
    Shane Hwang, der sich Nijinsky nannte, dachte über diese philosophischen Fragen nach und wollte so gerne, so furchtbar gerne keine Entscheidung treffen müssen.
    »Man kann es ausschneiden«, sagte er zu Plath, die noch immer in dem entspannenden Sessel saß, aber gar nicht entspannt wirkte. »Und man kann es mit Säure verätzen.«
    »Meine Güte«, sagte Plath. »Ich …« Sie stand auf. Ging ein paar Schritte. Wegen der niedrigen Decke wirkte sie außergewöhnlich groß. Dann kam sie wieder zurück.

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