C14-Crash
Laborfehler sind teilweise so hoch, daß auch ein mit der C14-Methode
sympathisierender Archäologe »Auszeit« verlangen muß.
5. Tagebuch einer Enthüllung
201
! Summe aller Korrekturfehler ist erschreckend hoch; noch erschreckender
ist, daß diese für gewöhnlich nicht konsequent berücksichtigt werden.
! Die wenigsten C14-Daten werden so veröffentlicht, daß sie systematisch
zu chronologischen Betrachtungen herangezogen werden können. Die
C14-Chronologie der Weltgeschichte blieb ungeschrieben.
Die Welt der Wissenschaft ist extrem arbeitsteilig. Man verläßt sich auf Er-
gebnisse zahlreicher anderer Bereiche, ohne diese überprüfen zu können oder
überprüfen zu wollen. Damit helfen vor allem die gutwillig geglaubten »Ge-
wißheiten« der jeweils anderen, Fragwürdigkeiten innerhalb des eigenen Ar-
beitsbereiches auszusitzen, statt ihnen konsequent nachzugehen. Im Fall »C14
und Dendrochronologie« wurden wechselseitig die wesentlichen Gewißheiten
im Zirkelschlußverfahren geboten. Im Ergebnis müssen beide Methoden
gleichzeitig Konkurs anmelden.
5.18 Nachtrag zur Neuauflage (2000)
Unsere Vermutung, daß die Erstellung postglazialer Warvenchronologien
ebenfalls mit grundlegenden methodischen Probleme verbunden gewesen sein
könnte, hat sich bestätigt. Die berühmte spätglaziale Warvenchronologie G.
De Geers aus dem frühen 20. Jahrhundert erfuhr im Laufe der Zeit zuneh-
mend Kritik. Weitgehend unbekannt geblieben ist dagegen, daß derjenige
Teil aus ihr, der die nachfolgende »Warmzeit« abdecken sollte, von Anfang
an »schwimmend« war. Durchaus skandalös erschien uns auch, daß die empi-
rischen Daten des warmzeitlichen Abschnitts über Jahrzehnte gar nicht zur
Verfügung standen und erst 1985, also nachdem die europäischen Eichen-
chronologien feststanden, erneut ausgewertet, überarbeitet und publiziert wor-
den sind. Für alle sonstigen holozänen Schichtfolgen kann festgestellt
werden, daß ihre jahrweise, geschweige denn jahrgenaue Entstehung in kei-
nem Fall in befriedigendem Maße nachgewiesen werden konnte. Ohne die
seit langem eingeschliffene »Gewißheit«, es mit einem Holozän von rund
zehntausend Jahren Länge zu tun zu haben, würden viele, wenn nicht gar alle
Ansätze zur Chronologiefindung bereits im Ansatz steckenbleiben (zusam-
menfassend Blöss/Niemitz [1998a-c]).
Wie aussichtslos ein Versuch zur Synchronisierung von Holzringdicken-
mustern bleiben muss, wenn Vordatierungen nicht zur Verfügung stehen, ha-
ben jüngst irische Dendrochronologen erneut demonstriert. Für einen bronze-
zeitlichen Pfahlkreis, der im Jahr 1998 bei Holme-next-the-Sea (Norfolk) ent-
deckt worden war, musste die Entscheidung, welche der drei möglichen Syn-
202
C14-Crash
chronlagen in Beziehung zur Masterchronologie die richtige sei, mit Hilfe
von C14-Datierungen gefällt werden [Groves et al. 1999, 479]. Da umgekehrt die-
selbe Zwangslage natürlich auch für die wechselseitige Synchronisierung aller
Bestandteile der etablierten europäischen Eichenchronologien gilt, wird ein
weiteres Mal ihre zirkelschlußartige Erstellung deutlich:
! Ausreichende Sicherheit bei der Auswahl der richtigen dendrochronologi-
schen Synchronlage gibt es nur über C14-Vordatierungen.
! Brauchbare C14-Vordatierungen gibt es nur auf der Basis eines Modells
für den zeitlichen Verlauf des Verhältnisses von C14 zu C12 in der irdi-
schen Atmosphäre.
! Ein ausreichend ergiebiges Modell für den zeitlichen Verlauf des Verhält-
nisses von C14 zu C12 in der irdischen Atmosphäre gibt es nur über die
Annahme seines quasi-konstanten Verlaufs.
! Im Ergebnis werden C14-Daten an einem Maßstab kalibriert, dessen Kon-
struktion auf C14-Daten beruht, für die unhaltbare Annahmen über ihre
chronologische Bedeutung getroffen worden sind.
In Anbetracht der enormen Abhängigkeit, den der zeitliche Verlauf des Ver-
hältnisses von C14 zu C12 in der irdischen Atmosphäre von der Dynamik in
den großen Kohlenstoffreservoiren der Erde, insbesondere den Ozeanen, auf-
weist, muß das ursprüngliche Konstanzmodell und mit ihm zugleich die Qua-
lität aller Baumringchronologien, die auf entsprechenden C14-Vordatierun-
gen beruhen, als falsch bezeichnet werden. So gibt es Indizien, daß die C14-
Uhr zu schnell läuft und demnach 10.000 C14-Jahre für erheblich weniger
Kalenderjahre gut sind.
G. Heinsohns und H. Illigs Forschungen zur Chronologie der Früh- und
Vorgeschichte hatten
Weitere Kostenlose Bücher