C14-Crash
Eta-
blierung der C14-Methode – endgültig nachgewiesen und damit für die medi-
zinische Technik erschlossen. Es kommt tatsächlich so selten in der Natur vor
und müßte so aufwendig angereichert werden, daß die Medizin auf seine
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
205
künstliche Produktion angewiesen ist. Die ökonomisch ausgerichtete Isoto-
6.1 Die C14-Me-
thode ist ein Er-
pentechnologie hat sich also niemals bemüht, das in der Natur vorkommende
gebnis der Konver-
sion des U.S.-
C14 als radioaktiven Markierungsstoff bzw. »Tracer«13 zu gewinnen, da die-
amerikanischen
Wissenschafts-
und Laborbetrie-
ses in viel zu geringer Konzentration vorliegt, und hat auch niemals Meßtech-
bes, der während
des 2. Weltkrieges
niken entwickeln müssen, um es in dieser Konzentration quantitativ nachzu-
zu Hochleistung
aufgelaufen war
weisen. Dennoch ist das langlebige C14 das wichtigste Einzelwerkzeug, das
und danach zu
Teilen in nicht-mi-
die Tracer-Technologie jemals bereitgestellt hat, denn Kohlenstoff nimmt in
litärische Aktivitä-
ten umgeleitet
der Chemie der biologischen Systeme die zentrale Stellung ein [Kamen 1963,
wurde.
584]. Erst nach der kommerziellen Entwicklung der Kernreaktoren zur Strom-
erzeugung wurde die Bereitstellung dieses Tracers für nahezu jeden Bereich
der biologischen Forschung möglich gemacht [Kamen 1963, 590].
Die grundsätzlichen Probleme jener Altersbestimmungsmethode, die auf
der quantitativen Bestimmung des C14-Gehaltes einer organischen Probe be-
ruht, spiegeln sich kristallklar in den Lösungsstrategien der Medizintechnik
wieder, die bei der Verwendung von radioaktiven Isotopen zur Analyse des
Stoffwechsels eines Organismus in Ansatz gebracht werden. Wir werden des-
halb in dem folgenden Kapitel vor allem schauen, wie die Medizintechnik all
die Schwierigkeiten vermeidet (und auch vermeiden kann!), die andererseits
die Grundlagen der C14-Methode ausmachen.
6.2 Die Ökonomie der Radiomedizin und die Sachzwänge der C14-Methode
Die ökonomische Verwendung von Radioisotopen in der Medizin wirft Licht
auf drei wichtige Aspekte der C14-Methode, die gewöhnlich gar nicht weiter
auffallen, die aber in diesem Zusammenhang anzeigen, wie ungünstig die
Randbedingungen für die C14-Methode eigentlich sind:
1) Die Genauigkeit der Absolutdatierung steht für die jüngere Vergangenheit
in einem ungünstigen Verhältnis zur Länge der Halbwertszeit von C14.
2) Die Genauigkeit der Absolutdatierung ist doppelt kritisch wegen ihrer Ab-
hängigkeit von zwei Aktivitätsbestimmungen.
3) Eine Absolutdatierung kann nur durch eine Rekonstruktion der irdischen
»Kontaminationsgeschichte« des C14 begründet werden und ist damit auf
externe Hilfe angewiesen.
13
Verabreichte »Tracer« werden im Stoffwechsel eines Körpers wie normale Substanzen
verarbeitet, machen den Vorgang des Stoffwechsels zugleich aufgrund bestimmter
Eigenschaften – meistens wegen ihrer Radioaktivität – sichtbar bzw. meßbar. Bevorzugte
Tracer sind deshalb radioaktive Isotope mit möglichst kurzer Halbwertszeit.
206
C14-Crash
6.1 Wichtige
Radionuklide in
der Medizin
Von den mehr als 1.000
Radionukliden haben
nur wenig mehr als 3
Dutzend Bedeutung für
die Medizin erlangt.
Für diagnostische
Zwecke (in vivo) sol te
die Gammastrahlen-
energie im Bereich 0.1 -
0.5 MeV liegen. Für
in-vitro-Messungen fin-
den auch Betastrahler
Verwendung, die aller-
dings eine so beachtli-
che Selbstabsorption
verursachen können,
daß sie nicht von au-
ßen meßbar sind.
Aus diesem Grund
operiert die C14-Me-
thode mit einer Bei-
mengung von »Szintilla-
toren« zu dem aufbe-
reiteten Kohlenstoff
der Probe, die die Beta-
strahlen der C14-Ato-
me absorbieren und da-
für Licht in einer Wel-
lenlänge aussenden, das
eine größere Reichwei-
te und deshalb bessere
Ausbeute bei der Zer-
fallsregistrierung er-
möglicht.
Die Wahl eines Ra-
dionuklids wird beein-
flußt von dessen Strah-
lenemission und Halb-
wertszeit, die zusam-
men wesentlich die
Strahlenbelastung be-
stimmen.
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
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Daß die Rekonstruktion der Kontaminationsgeschichte in die Irre gegangen
ist, haben wir in Kapitel 2.3 gezeigt. Das lag daran, daß sich die Dendrochro-
nologie als besagte externe Hilfe ihrerseits auf C14 abgestützt und dabei fun-
damentale methodische Schwächen der C14-Methode außer acht gelassen
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