C14-Crash
»Kochrezept« für die Gesundrechnung von
erratisch (jedenfalls nicht »normal«) streuenden Gruppen von Meßwerten hin
zu einem gewünschten Mittelwert angeben:
! Bilde ein Ensemble aus Messungen zu dem fraglichen Ereignis, die einen
zeitlichen Bereich symmetrisch um den gewünschten Zeitpunkt herum
aufzuspannen vermögen.
7.6
262
C14-Crash
7.7 Meßunsicherheit und Datierungsgenauigkeit
Für das Verständnis der immer wieder auftauchenden Faustregel, daß aus 1%
Meßfehler eine Ungenauigkeit von 83 Jahren in der C14-Datierung folgt, muß das
Gesetz des radioaktiven Zerfalls IX.1 analysiert werden.
Diesem Gesetz zufolge nimmt die Aktivität A(t) einer isolierten Probe expo-
nentiel mit der Zeit ab. Insbesondere besteht zwischen zwei Aktivitäten A(t)
und A(t’), die zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten t und t’ an derselben Probe
gemessen worden sind, folgender mathematischer Zusammenhang:
A(t) = A(t') · e-λ(t-t')
Umgekehrt gilt für den fraglichen zeitlichen Unterschied:
t - t' = -1/λ · ln[A(t)/A(t')]
Der in der Formel zusätzlich auftauchende Term λ steht in Zusammenhang mit
der Halbwertszeit T½, nach deren Ablauf die Aktivität der Probe jeweils auf die
Hälfte abgesunken ist. Aus der Halbwertszeit für C14 von 5.730 ± 40 Jahren,
nach der A(t) nur noch die Hälfte von A(t’) beträgt, ergibt sich für λ ein Wert
von ungefähr 1/8.300:
t - t’ = T½ = 5.730 y = -1/λ · ln(0.5)
λ = -ln(0.5)/5.730 ~ 1/8.300
Die Messung der Aktivität A irgendeiner Probe wird immer einen Fehler dA ent-
halten, so daß der relative Fehler |dA/A| sich ergibt als
|dA/A| = d|lnA| = d|ln(A’ · e-λt)|
|dA/A| = λ · dt
So folgt für die absolute Datierungsunsicherheit dt in Jahren (y):
dt = |dA/A|· 8.300 y
Jedes % an relativem Fehler |dA/A| bei der Messung der Radioaktivität ergibt
demnach 83 Jahre Unsicherheit in der absoluten Datierung. Mit dieser Faust-
formel lassen sich auch umgekehrt kurzfristige Schwankungen der C14-Konzen-
tration in dazu äquivalente C14-Jahre umrechnen. Insbesondere für die Interpre-
tation der Kalibrierkurven können lokale Abweichungen der Kurve von der
Winkelhalbierenden in C14-Jahren ausgedrückt werden und diese wiederum als
prozentuale Änderung der C14-Konzentration während der entsprechenden Ka-
lenderjahre.
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
263
! Sorge dafür, daß mindestens 50% dieser Messungen (das scheint die unte-
7.5 Die C14-Chro-
nologien fußen
re Akzeptanzschwelle für die eigentlich erforderlichen 68% zu sein) so
vielfach auf Mittel-
werten aus Probe-
große Fehler aufweisen, daß die entsprechend ausladenden 1σ-Spannen
nensembles. Die
entscheidende In-
formation über die
den (angepeilten) Mittelwert einschließen.
Konsistenz eines
!
jeden dieser En-
Vergewissere Dich, daß die Anzahl der einbezogenen Messungen so groß
sembles ist in den
angegebenen Mit-
ist (z.B. 9), daß trotz zu groß geratener Einzelfehler (z.B. ± 300 Jahre im
telwerten nicht
mehr enthalten.
Mittel) der entschlackte Fehler (hier 300/!9 = 100) akzeptabel bleibt.
Die Größe der je-
weiligen ±-Abwei-
! Bilde die Fehler so aus, daß der angepeilte Mittelwert auch im gewichte-
chung ist kein Maß
für die Vertrauens-
ten Mittel erhalten bleibt.
würdigkeit des er-
reichten Ergebnis-
! Veröffentliche nur den Mittelwert und den dazugehörigen entschlackten
ses, sondern eines
für die Menge der
Fehler.
hinzugezogenen
C14-Daten und für
die investierte
Meßzeit.
7.8 Ein Würfelspiel erhellt die chronologische Unverfrorenheit
Mit dem folgenden Beispiel eines Würfelspiels wollen wir die eben aufge-
worfene Problematik von einer etwas alltäglicheren Seite beleuchten. Eine
Entsprechung zu der Messung von radioaktiven Zerfallsereignissen ergibt
sich mit der Addition der geworfenen Augen aus 100 Würfen. Die erwartete
Summe daraus liegt bei 350, denn das statistische Mittel für einen Wurf liegt
bei 3.5 (nämlich »Summe der möglichen Einzelergebnisse« geteilt durch »An-
zahl der Ereignisse«, also {1+2+3+4+5+6}/6=3.5). Natürlich bekommt der
Experimentator bei einem Durchgang nicht genau 350, sondern vielleicht 332
oder auch 361. Wenn er das oft genug macht (und der Würfel als »idealer«
Würfel anzusprechen ist), wird er eine Verteilungskurve für die Summe aus
den einzelnen Durchläufen bekommen, die »normalverteilt« ist.
Das nämliche Spiel kann natürlich auch mit einem Würfel gemacht
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