C14-Crash
organischen Typus mit der Zeit verändert hat oder etwa von den Umwelt-
bedingungen abhängig ist, was aber als wahrscheinlich angenommen werden
kann. Der Teufel steckt im Detail und der Details gibt es viele.
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C14-Crash
8.4 Unsystematische Effekte im Zusammenhang mit der
Isotopenfraktionierung
Die Tabel e führt die Werte aus der Umrechnung des sogenannten »unnormali-
sierten« in das konventionelle C14-Alter auf, indem der Effekt der Isotopenfrak-
tionierung auf der Basis der gemessenen C13-Konzentrationsverschiebung be-
rücksichtigt wird [Tabel e Taylor 1987, 130]. Die Abweichung des C13/C12-Ver-
hältnisses, das an der Probe gemessen wurde, gegenüber dem Normalwert wird
als Maß für eine proportionale, zugleich doppelt so hohe Verschiebung der C14-
Konzentration genommen.
Die Tabel e weist im übrigen den Fehler, der durch diese Prozedur entsteht,
nicht aus (vgl. die Diskussion des Fehlerbeitrages im Falle der Isotopenfraktionie-
rung in Bild 8.3 ). Das ist durchaus symptomatisch für die Handhabung sogenann-
ter Korrekturen, die stets einen Beitrag zum Gesamtfehler leisten und diesen in
der Summe am Ende in buchstäblich ungeahnte Höhen treiben können.
Hier wird die eine Korrektur – die der Isotopenfraktionierung – benutzt, um
die Höhe einer anderen nötigen Korrektur – die des Reservoireffektes – zu be-
stimmen. Letztlich wird aber nur der unsystematische Trend des Reservoireffek-
tes bei Muscheln bestätigt, der oftmals dazu führt, Muscheln als Datierungsobjekt
generel abzulehnen. Die Daten lassen es grundsätzlich offen, ob sich das Fraktio-
nierungsverhalten der Organismen oder der Einfluß C14-armen Wassers geän-
dert hat.
Unnorma-
Konven-
Scheinbarer
Labor-
lisiertes
δ 13C
tionelles
Reservoir-
Material 14
[‰ wrt PDB]
14
Nummer
C Alter
C Alter
effekt
[Jahre BP]
[Jahre BP]
[Jahre]
UCR-957
Holzkohle 2610 ± 150 - 23.6
2630 ± 150
./.
UCR-958
Muschel
2560 ± 150 - 3.5
2900 ± 150
- 270
UCR-960
Holzkohle 3060 ± 160 - 25.3
3060 ± 160
./.
UCR-961
Muschel
3110 ± 150 - 2.9
3460 ± 150
- 400
UCR-1552
Holzkohle 3340 ± 115 - 24.9
3340 ± 115
./.
UCR-1553
Muschel
2790 ± 130 - 1.0
3170 ± 130
+ 170
UCR-711B
Holzkohle 1320 ± 100 - 23.7
1340 ± 100
./.
UCR-711A Muschel
1730 ± 120 + 0.6
2140 ± 120
- 800
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
285
C13. So wird also der ursprünglich gemessene C14-Gehalt mit entsprechen-
8.4 Die zur Kali-
brierung verwen-
den Auswirkungen auf das C14-Alter korrigiert. Dabei ist das mit 1% Anteil
deten Hölzer er-
scheinen radiome-
am Kohlenstoff vorkommende C13 quantitativ erheblich leichter zu bestim-
trisch gesehen
aufgrund des Ef-
fektes der Isoto-
men als das nur in Spuren vorkommende C14.
penfraktionierung
um Jahrhunderte
Schon Libby hatte diesen Effekt in seinem 1952 in erster Auflage erschie-
älter als ihre Um-
gebung. Als Kali-
nenen Buch »Radiocarbon Dating« diskutiert, wobei er im wesentlichen fest-
briermaßstab hän-
gen sie damit in
stellte, daß C14 in anorganischem Kohlenstoff (etwa Muscheln) etwa 6 Pro-
der Luft, denn nie-
mand weiß, ob
zent häufiger vorkommt als in organischem Kohlenstoff (etwa Holz) gleichen
sich Maß und Art,
wie Bäume zwi-
Alters [Libby 1952, 8]. Nicht auszudenken wäre es gewesen, wenn Libby für den
schen den Kohlen-
stoffisotopen un-
Aufbau seiner »Curve of Knowns« (siehe dazu die Kapitel 6.4-6) anorganisch
terscheiden, im
Laufe der Zeit ver-
assimilierten Kohlenstoff herangezogen hätte, denn dann hätte er (heutige)
ändert haben.
Äpfel – organisch assimilierten Kohlenstoff als Basis für die Ermittlung der
heutigen Startaktivität – und (altertümliche) Birnen – anorganisch assimilier-
ter Kohlenstoff mit einer bis zu 800 Jahre Abweichung repräsentierenden
Startaktivität – verglichen (und entsprechende Diskrepanzen wegerklären
müssen).
Auf der anderen Seite traute er sich allerdings schon zu, derart weit aus-
einanderliegende C14-Aktivitäten als gleichzeitig anzunehmen. Für eine Se-
quoia gigantea faßte er für seine erste in SCIENCE veröffentlichte Datenliste
drei derart weit auseinanderliegende C14-Alter – nämlich 3.045, 2.817 und
2.404 – zu einem Durchschnittswert von 2.710 ± 150 C14-Jahren zusammen.
Bei derselben Gelegenheit entschied er sich auch dafür, die Daten für ein
(oder auch mehrere) dem Pharao Snofru zugeordnete Hölzer mit Daten
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