C14-Crash
von mehr als 12.000 Jahren einen Verlauf aus, der ein annähern-
des Gleichgewicht von Produktion und Zerfall widerspiegelt, obwohl dieses
Zusammenspiel gar nicht ausschlaggebend sein kann. Auf jeweils kurze Zeit-
abschnitte fokussiert ergibt sich denn auch ein völlig anderes Bild: Phasen
hoher Produktionsrate (Faktor 2 bis 20 über »normal«) werden von Phasen
starker Eingasung fossilen Kohlendioxids überlagert, in denen das C14-Alter
einen retrograden Verlauf nimmt. Dabei kann für die Zunahme der C14-Kon-
zentration in der Atmosphäre statt einer Erhöhung der Produktionsrate teil-
weise auch eine Abschwächung der Diffusion des C14 von der Atmosphäre in
die Ozeane verantwortlich sein.
Es wäre nun purer Zufall, wenn die übergeordnete Tendenz aus dem Zu-
sammenspiel dieser Mechanismen mit der ungleich »zarteren« Dynamik von
Produktion und Zerfall übereinstimmen würde. Wir müssen deshalb vermu-
ten, daß die dendrochronologische Konstruktion der Kalibrierkurven von dem
Libbyschen Modell infiziert ist und tatsächlich zu ganz anderen Ergebnissen
führen müßte.
9.9 Der Widerspruch zwischen globaler und lokaler Struktur der Kalibrierkurven
Zwischen der lokalen Struktur der Kalibrierkurven auf der einen Seite und ih-
rer globalen Struktur auf der anderen Seite besteht eine Diskrepanz:
! Die lokale Struktur der ausgewiesenen dendrochronologisch gewonnenen
Kalibrierkurven ist als Ausdruck ursächlich entkoppelter, stark veränderli-
cher C14-Produktion und C12-Diffusion sowie des gegebenen, allerdings
vergleichsweise schwachen und deshalb unbedeutenden radioaktiven Zer-
falls zu interpretieren.
356
C14-Crash
9.14 Exzeßproduktionen
Wir geben an dieser Stelle zwei weitere Beispiele für drastische Änderungen der
C14-Konzentration in der Atmosphäre. Vorausgesetzt, daß der Konzentrations-
anstieg jeweils direkt von einer Produktionssteigerung abhängt, signalisiert die
Graphik auf dieser Seite [Vogel et al. 1969, 1144] einen ebenfal s drastischen An-
stieg der Produktion um das 6-fache (von Jahrring 150 auf Jahrring 180 im obe-
ren Plot), bezogen auf das (fiktive) stationäre Niveau von 7.5 kg C14 pro Jahr.
Für die Graphik auf der rechten Seite [Mook et al. 1972, F34] ist ein Anstieg
um mindestens das 12-fache dieses Niveaus zu verzeichnen. Die Autoren dieser
Studie weisen zwar ausdrücklich auf die aus der Graphik zu ersehenden Zahlen
hin – »Anstieg der C14-Aktivität um rund 2.5% in 15 ± 6 Jahren« [Mook et al.
1972, F27], stoßen aber nicht zur quantitativen Betrachtung der Konsequenzen
für die Ursachen dieses Phänomens vor. Ähnliches berichtet mit 3% Änderung in
rund 10 Jahren auch W. Dyck [1965, 440].
9. Der radiometrische Tunnel – Kalibrieren? So nicht!
357
Ein weiteres Beispiel ist in den Bildern 9.3-5 zu finden, wo auch die rechnerische Umsetzung erläutert wird. Dort wird der Zusammenhang zwischen dem von der
Stationarität abweichenden Kurvenverlauf einerseits und der Exzeßproduktion
für C14 andererseits erklärt.
9.14
358
C14-Crash
! Ihre übergeordnete Struktur erscheint dagegen als Ergebnis eines seit
12.000 Jahren währenden annähernden Gleichgewichtes zwischen C14-
Produktion und C12-Diffusion einerseits und radioaktivem Zerfall von
C14 andererseits.
Die Kalibrierkurven setzen damit voraus, daß jede die stationären Verhältnis-
se übersteigende Produktion von C14 durch eine entsprechende C12-Diffusi-
on derart kompensiert wurde, daß ein verbleibender marginaler Überhang des
atmosphärischen C14 nun durch den radioaktiven Zerfall beseitigt werden
konnte. Der Widerspruch besteht darin, daß sich der derart hergestellte Zu-
sammenhang aus keinem vernünftigen Naturprinzip ableiten läßt.
Es gibt grundsätzlich nur zwei Erklärungsansätze für die von den Kali-
brierkurven ausgewiesene Konstellation: Entweder wird das Kräftepaar von
Produktion und Diffusion durch einen bislang unbekannten Mechanismus so
geregelt, daß die Produktion ständig weitgehend von der Diffusion kompen-
siert wird (und nur der verbliebene kleine Rest dem radioaktiven Zerfall zur
Neutralisierung überlassen bleibt). Oder aber die Konstruktion der Kalibrier-
kurve ist grundsätzlich falsch.
Für den ersten Erklärungsansatz ist eine vernünftige Verankerung in be-
kannten dynamischen Modellen nicht zu bekommen und braucht von daher
nicht weiter verfolgt zu werden. Der zweite Erklärungsansatz impliziert, daß
die Idealkurve (die
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