C14-Crash
jede Erhö-
hung der C14-Konzentration in der Atmosphäre wird zu einer entsprechenden
Erhöhung der Diffusion von C14 aus der Atmosphäre in die Ozeane führen –
und umgekehrt. Aufgrund dieser linearen Kopplung bildet sich die Schwan-
kung der Produktionsrate gleichermaßen in der Atmosphäre wie auch im
Oberflächenwasser der Ozeane ab.
Libbys Ur-Modell für die C14-Methode ging von einer konstanten Pro-
duktion des C14 aus, und nur darauf führte er auch die relativ homogenen
Verhältnisse in allen ihm seinerzeit meßtechnisch zugänglichen Reservoiren
der Erde zurück: Unter gleichbleibenden Produktionsverhältnissen müßte am
Ende alles homogen durchmischt sein. Doch diese Annahme von der konstan-
ten Produktion schien unhaltbar, als Messungen an langen Baumringsequen-
zen Abweichungen von der dann zu erwartenden Kurve aufzeigten (verglei-
che Bild 9.12 ). Es ist bezeichnend, daß eine Modulation des Diffusionsver-
haltens von C14 in die Ozeane, die schließlich dasselbe Phänomen hervorru-
fen würde, nicht diskutiert worden war. Daß aber ohne Diffusion die nachge-
wiesene Art der Schwankungen (in Form der Mehrdeutigkeit der heute ge-
messenen Restaktivitäten bzw. C14-Alter) gar nicht erklärt werden konnte,
wurde einfach übersehen.
Die C14-Gemeinde schwächte Libbys Fundamentalannahme in Richtung
auf ein Simultanitätsprinzip ab. Danach würden als Reaktion auf Produktions-
schwankungen in allen (archäologisch interessanten) Kohlenstoffdepots die
C14-Aktivitäten an allen Orten der Erde stets synchron schwanken. Speziell
müßten also alle gleichzeitig wachsenden jahrringbildenden Bäume auf der
ganzen Welt allfällige Schwankungen des C14-Gehaltes der Atmosphäre glei-
chermaßen dokumentieren (dagegen allerdings Bild 9.13 ). Hätte man hier die
Modulation des Diffusionsverhaltens von C14 als Ursache für die ausgewie-
senen Schwankungen erwogen und untersucht, wäre niemals ein Simultani-
9. Der radiometrische Tunnel – Kalibrieren? So nicht!
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tätsprinzip erdacht worden, weil ein global gleichförmiges Diffusionsverhal-
9.7 Eine quantitati-
ve Analyse der
ten natürlich nicht zu erwarten ist.
»wiggle« hätte lo-
kale C14-Diffusio-
Daß dieses auch nicht unterstellt werden darf, zeigen immer wieder die er-
nen enormen Aus-
maßes aufgedeckt
und damit unmit-
ratisch auseinanderliegenden C14-Daten archäologisch als gleichaltrig zu be-
telbar das Ende
der C14-Methode
trachtender Proben (vergleiche zur grundsätzlichen Schwäche des Simultani-
eingeläutet. Statt-
dessen wurden
tätsprinzips zusammenfassend das Bild 4.6 ). Solange also die Fachliteratur
»Produktions-
schwankungen«
zur Interpretation der »wiggle« ausschließlich von Schwankungen der Pro-
als Erklärung her-
angezogen, um
duktionsrate für C14 infolge etwa der Veränderung des Erdmagnetfeldes oder
sich auf den Effekt
schneller globaler
der Sonneneinstrahlung spricht, kann trotz aller Probleme mit dem Simultani-
Mischung in der
Atmosphäre zur
tätsprinzip kein unmittelbarer Zweifel an ihm aufkommen. Das Simultani-
Legitimation des
»wiggle-matching«
tätsprinzip konnte nur erdacht werden, weil die Erde noch nicht als zusam-
berufen zu kön-
nen. Aus der Tat-
menhängendes Ökosystem gedacht wurde.
sache, daß diese
sachlich falsche
Begründung nie-
mals in Frage ge-
stellt wurde, darf
9.8 Der grundlegende Mangel von Libbys Modell
auf die schlechte
wissenschaftliche
Basis der C14-Me-
thode geschlossen
Mit dem Befund lokal schwankender C14-Konzentrationen auf dem Schreib-
werden.
tisch und der Idee im Kopf, daß diese global gleichförmig stattfinden, hätte
insbesondere erklärt werden müssen, wie lebende Organismen weltweit auf
gleiche Weiseein C14-Alter entwickeln können, das höher als das C14-Alter
zuvor gestorbener Organismen lag, denn genau das stand in den gemessenen
C14-Schwankungen bzw. »wiggle« geschrieben. Dieser Effekt kommt nur zu-
stande, wenn der C14-Gehalt der Atmosphäre stärker sinkt als der C14-Ge-
halt in gerade gestorbenen Organismen durch den radioaktiven Zerfall (vgl.
dazu die schematische Darstellung in Bild 9.9 ).
Da für die Annahme eines negativen Produktionsterms keinerlei Anlaß be-
steht und selektive Diffusion von C14 in die Ozeane (also einer Diffusion, der
die entsprechenden C12-Verbindungen nicht unterliegen) auszuschließen ist,
kann der fragliche Effekt nur durch Einspeisung von C12 in die
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