C14-Crash
schwimmender
Sequenzen aus der Süddeutschen Eichenchronologie mit Hilfe des »wiggle-mat-
ching« dokumentiert, dazu vorausgegangene Versuche von Ferguson et al. 1966
in Bild 2.5 und von Suess 1970 in Bild 5.7 . Noch 1977 galt dieses Verfahren bei den Irischen Kollegen allerdings als widerlegt und damit verpönt (siehe nächstes
Bild 9.16 ). Doch kurz darauf wurde von ihnen dieser Widerstand aufgegeben.
Wir vermuten, weil die Konstruktion der Irischen Eichenchronologie seit langem
stagniert hatte und nur so noch ein Fortkommen zu erreichen war.
9. Der radiometrische Tunnel – Kalibrieren? So nicht!
361
gewonnene Vordatierung sein durfte, desto geringer fiel das Risiko aus, das
9.8 Mit der Abstüt-
zung auf die C14-
Dilemma falsch aufzulösen. Die Verwendung von C14-Datierungen ist nur
Methode geriet die
Dendrochronolo-
auf den Respekt vor diesem Dilemma zurückzuführen. Übersehen wurde da-
gie, die wegen
dringend benötig-
ter Vordatierungen
bei aber, daß die entscheidende Voraussetzung für die Vertrauenswürdigkeit
in Not war, vom
Regen in die Trau-
eines C14-Datums bzw. eines C14-Musters, die Gültigkeit des Simultani-
fe. Während bei
der Beurteilung al-
tätsprinzips, nicht gegeben war.
ler potentiell mög-
lichen Synchroni-
Es wurden in Europa nicht nur die schwimmenden Eichenchronologien
täten mit eigenen
Mitteln unbestreit-
auf der Basis der Zuordnung einzelner C14-Daten errichtet, sondern diese au-
bar keine ausrei-
chende statistische
ßerdem über einen Vergleich der ihnen innewohnenden C14-Muster mit sol-
Signifikanz zu er-
zeugen war, wurde
chen aus einer kalifornischen Baumringchronologie vordatiert und durch zu-
nun übersehen,
daß bei sehr vie-
sätzlich gefundenes dendrochronologisches Material dann fast jahrgenau an
len C14-Daten die
einzig signifikante
den absoluten Master angeschlossen (vergleiche hierzu Bild 2.13 ). Damit
Aussage in ihrer
Zurückweisung be-
wurde nun auch in Europa (vergleiche Bild 9.15 ) bis 1984 der übergeordnete
standen hätte.
Trend einer »libbysierten« Kalibrierkurve reproduziert, die in den Jahren von
1963 bis 1966 in Amerika erstellt worden war und seitdem als »Bristlecone-
Pine-Chronologie« bekannt geworden ist. (Zum anfänglichen Verhältnis der
irischen Dendrochronologen zum »wiggle-matching« vergleiche Bild 9.16 )
Mit Blick auf unsere Kritik am Libbyschen Modell kann hier festgestellt
werden: Es wurden die C14-Daten von Bäumen aus einem atlantisch/baltisch
kontrollierten Wuchsgebiet einerseits mit solchen aus einem pazifisch kon-
trollierten Wuchsgebiet andererseits verglichen. Wenn die aktuelle C14-Akti-
vität vor allem durch Produktion und Ausgasung bestimmt wird, dann ist ein
solcher bedingungsloser Vergleich unstatthaft, da die den Wuchsgebieten be-
nachbarten Meeresströmungen, die die Ausgasung letztlich bestimmen,
grundsätzlich unterschiedlicher Natur sind.
Und weil diese fragwürdigen Vordatierungen später mit dendrochronolo-
gischen Mitteln fast jahrgenau »verifiziert« wurden, müssen wir davon ausge-
hen, daß die Konstrukteure in Europa der Suggestivität des Prototypen aus
Amerika erlegen sind und systematische Fehler eingebaut haben. Es besteht
mithin der dringende Verdacht, daß die heute gebräuchlichen Kalibrierkurven
aus Europa einen systematischen Fehler beinhalten, der insbesondere den
übergeordneten Trend betrifft und damit für archäologische Proben falsche
Altersangaben vorschlägt.
Bereits in den Kapiteln 2.3-5 wurde von uns die »Mutter« aller Kalibrie-
9.15
rungen, die Bristlecone-Pine-Chronologie von C.W. Ferguson, kritisch ge-
würdigt. In dem Zusammenhang haben wir haben darauf hingewiesen, daß
bereits 1962 unmißverständliche Hinweise darauf vorlagen, daß die Annahme
einer global simultanen Änderung der C14-Aktivität der Atmosphäre falsch
sein mußte. Solange man allerdings ausschließlich auf die Schwankung der
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C14-Crash
9.16 Irischer Ausfallschritt
1977 veröffentlichten die Konstrukteure der Irischen Eichenchronologie einen
Artikel in NATURE, der sich eindeutig gegen das »wiggle-matching« wandte, das
u.a. von B. Becker (vergleiche Bilder 9.15 und 2.13 ) zur Formierung seiner Süddeutschen Eichenchronologie benutzt wurde.
In dem Diagramm wird ein Ausschnitt aus der glatten irischen Kalibrierkurve
(a) mit der von Suess (b) verglichen. (1σ/2σ sind ungestrichelt/gestrichelt). Kurve
(c) rekrutiert sich aus einer
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