C14-Crash
Kalibrierung an historisch absolutdatierten ägypti-
schen Artefakten. Wenige Jahre später wurde dieser Widerstand aufgrund un-
überwindbarer Schwierigkeiten bei dem autonomen Aufbau der Chronologie
aufgegeben. Die bis dahin vorhandenen Teilstücke der Irischen Eichenchronolo-
gie wurden mit den C14-Schwankungen in der Bristlecone-Pine-Chronologie ab-
geglichen und über die so gewonnenen »tentativen« Absolutdaten endgültig mit-
einander verzahnt: »In der Praxis wurden die Details der Belfaster Kalibrierung
gegen die bereits existierende amerikanische Bristlecone Pine Kalibrierung per
Wiggle-matching abgeglichen« [Baillie 1983, 16].
9. Der radiometrische Tunnel – Kalibrieren? So nicht!
363
C14-Produktion fixiert war, um die in den Baumringsequenzen gemessenen
9.9 Die Dendro-
chronologen be-
C14-Schwankungen qualitativ zu erklären, konnten diese Hinweise mit dem
nutzten markant
geschwungene
Argument schnellen Ausgleichs etwaiger Ungleichgewichte in der Atmosphä-
C14-Muster in ih-
ren schwimmen-
den Baumringse-
re vom Tisch gewischt werden.
quenzen zur erd-
umspannenden
So schreiben Ferguson et al. 1966 kurz und lapidar: »Lokale C14-
jahrgenauen Syn-
chronisierung, oh-
Schwankungen können keine Bedeutung haben, weil sich die irdische Atmo-
ne sich der tat-
sächlichen Datie-
sphäre innerhalb von 2 Jahren durchmischt« [Ferguson et al. 1966, 1173]. Auf der
rungsdifferenzen
infolge lokal unter-
anderen Seite wurden die gemessenen C14-Aktivitäten völlig unbekümmert in
schiedlicher Diffu-
sionsvorgänge be-
kurzzeitig scharf geschwungene, wenngleich langfristig stationäre Verhältnis-
wußt zu sein.
se wiedergebende Kurven übertragen, ohne sich die dramatischen Konse-
quenzen hinsichtlich der damit eigentlich charakterisierten Diffusionsvorgän-
ge bewußt zu machen.
9.10 Die Konsequenzen
Die C14-Konzentration in der Atmosphäre wird von der Produktion und der
Diffusion bestimmt. Es gibt keinerlei substantielle Hinweise, daß die daraus
sich ergebende Dynamik einen Gleichgewichtszustand aufrechterhalten haben
könnte. Starke Konzentrationsänderungen innerhalb von Jahrhunderten (Zu-
und Abnahme) machen in der Regel ein Mehrfaches der Änderung durch den
radioaktiven Zerfall aus, der mithin ein unbedeutendes Regulativ darstellt.
Der Verweis auf die Kalibrierkurven, die schließlich ein annäherndes Gleich-
gewicht ausweisen würden, ist ohne Bedeutung, weil deren Konstruktion fun-
damental auf der Annahme eben dieser Stationarität beruht.
In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf die in Bild 9.17 aufgeführ-
ten Indizien hin für eine deutliche Minderung der C14-Produktion vor rund
12.000 C14-Jahren. M.A. Plummer et al. [1997] weisen anhand von Messun-
gen der Cl36-Konzentration in fossilem Rattenurin nach, daß den jüngsten
12.000 C14-Jahren ein erheblicher Zeitraum vorausging, in dem die C14-Pro-
duktion etwa doppelt so hoch gewesen ist. Das Postglazial wäre demnach mit
einem erheblich stärkeren Ungleichgewicht zwischen Produktion und Zerfall
gestartet, als aus den Baumringchronologien abzulesen ist. Es gibt viele ein-
ander widersprechende Befunde zur Chronologie der Vorgeschichte. Wir fra-
gen uns, wann das erstemal ein Wissenschaftler, dessen Arbeitsgebiet norma-
9.16
lerweise von Chronologiefragen unberührt bleibt, aufgrund seiner For-
schungsergebnisse gegen das verwobene chronologische Geflecht aus Baum-
ringen, Eiskernen und Warven in vollem Bewußtsein der Konsequenzen für
unser Geschichtsbild opponiert
364
C14-Crash
9.17 Wie hoch war die C14-Produktionsrate in der Vergangenheit
wirklich?
M.A. Plummer et al. präsentierten in SCIENCE [1997] ein Archiv kosmogeneri-
scher Isotope ganz besonderer Art, nämlich fossilen Rattenurin. Ihre Aufmerk-
samkeit galt dabei insbesondere den beiden Isotopen Chlor Cl36 und Kohlen-
stoff C14. Eine C14-Chronologie des Konzentrationsverlaufs für das Cl36-Isotop
an der Erdoberfläche ermöglichte ihnen direkte Rückschlüsse auf die Produkti-
onsrate von C14. Aus den Daten läßt sich ableiten, daß es für die Zeit vor
~12.000 C14-Jahren zu Fehldatierungen kommen muß: C14-datierte Proben
werden mit wachsendem C14-Alter zunehmend auf ein zu hohes Absolutalter
kalibriert. Implizit ist damit die ganze Konstruktion der Kalibrierkurven in Frage
gestel t. Cl36 wird ebenso wie C14 durch Einwirkung kosmischer Strahlung er-
zeugt. Im Gegensatz zu C14 unterliegt es aber keinem
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