C14-Crash
Äusserungen der Dendrochronolo-
gen zu vermuten wäre (vergleiche dazu den Schluß des Kapitels 2.8).
3.8 Zusammenfassung
Würden Historiker ihr Sicherheitsverlangen in statistische Termini münzen
und als Schwelle für methodenfremde Datierungen formulieren, wären sie
plötzlich wieder allein auf weiter Chronologieflur. Es steht uns an dieser Stel-
le nicht an, die methodeninternen Sicherheitsstandards der Geschichtswissen-
schaft dagegen abzuwägen.
Die C14-Wissenschaftler beherrschen die sogenannten systematischen
Korrekturen der C14-Methode so schlecht, daß sie einen eigenen, jedoch bis
zur Fahrlässigkeit strapazierten Standard entwickeln mußten, um noch mitre-
den zu können. Die meisten C14-Daten verdienen es allenfalls, als Fußnoten
erwähnt zu werden. Damit gelangen wir an einen Punkt, an dem alle C14-Da-
ten in Zweifel gezogen werden müssen. Die Grundlagen der Methode können
nicht in Ordnung sein , wenn – wie beschrieben – so viele zweifelhafte Ergeb-
nisse entstehen. Diese Schlußfolgerung gilt ebenso für die Kalibrierung, denn
in die Erstellung der heute verwendeten dendrochronologischen Kalibrierkur-
ven sind durch das jahrzehntelange Hin- und Herschieben radiometrisch »da-
tierter« Baumringsequenzen alle Vorurteile eingeflossen, die aus dem seiner-
zeitigen Naturverständnis im Hinblick auf das »wahre« Aussehen einer C14-
Kalibrierkurve abgeleitet werden konnten. Dies war möglich, weil letztlich
nicht-signifikante Daten miteinander verglichen wurden, die – ob nun durch
»kosmischen Schwung« oder durch »Polynome 6ten Grades« beherrscht – der
gewünschten Tendenz hinterhergeschoben werden konnten.
Eine Prüfung der Zuverlässigkeit von C14-Daten fällt so nachteilig für die
naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden aus, daß empfohlen werden
muß, daß die Historiker diesen Methoden bestimmte Sicherheitsstandards
3. Methodisches – C14 auf dem Prüfstand
139
vorgeben müssen, wenn sie vor ungerechtfertigten Einflüssen sicher sein wol-
len. Dieses Kapitel stellte den Versuch dar, einige Stichworte für das Formu-
lieren entsprechender Stichworte zu liefern
140
C14-Crash
Das Credo des Aktualismus...
»Glaubt (der angehende Geologe) fest an die Ähnlich-
keit oder Gleichheit des alten und des jetzigen Systems
der irdischen Veränderungen, so wird er jede über die
Ursachen der täglichen Wirksamkeit gesammelte That-
sache als einen Schlüssel zur Erläuterung irgend eines
Geheimnisses der Vergangenheit ansehen.« [Charles
Lyell 1830]
... und was zum Ausgang des 20. Jahrhunderts
davon übrig geblieben ist:
»Da selbst die kleinsten Schwankungen anwachsen und
dadurch die gesamte Struktur verändern können, ist das
persönliche Handeln nicht zur Bedeutungslosigkeit ver-
urteilt. Das ist aber andererseits auch bedrohlich, da
nun in unserer Welt die Sicherheit von stabilen, dauer-
haften Regeln für immer dahin ist.« [Ilya Prigogine 1985]
4.1 Die naturphilosophischen Wurzeln der C14-Methode
Die Idee des Aktualismus wurde ursprünglich mittels eines Beweises untermau-
ert, der durch die Widerlegung einer Schlußfolgerung aus der gegenteiligen An-
nahme geführt wurde: Die Bewohner der Erde könnten unter veränderlichen
Bedingungen kaum überleben und keinesfalls sich entwickeln. Da aber die Erde
auf vielfältigste Weise belebt sei, dürfe davon ausgegangen werden, daß die Erde
ein Ort friedlichen Lebens und stetiger Entwicklung sei. Charles Darwin fand
darin ein zentrales Argument für seine Theorie der Evolution, nach der die Ent-
wicklung der Arten umso weniger unwahrscheinlich sei, in je kleineren Schritten
und umso ungestörter diese sich vol ziehen könne. (Für eine Erörterung des Be-
griffs »Aktualismus« vergleiche Huggett [1990, 45])
Hinter dem »Fundamentalprinzip«, mit dessen Formulierung die Ära der
C14-Datierung eingeläutet wurde, steckte die gebal te Kraft dieses Wider-
spruchsbeweises, nach dem eine gegenteilige Annahme mit einer Bedrohung für
die Lebewesen auf der Erde in Verbindung gebracht wurde und deswegen über-
haupt nicht in Frage kam. Das Tempo ihrer Verbreitung und das fast völlige Aus-
bleiben von Kritik in dem ersten Jahrzehnt ihrer Existenz ist ohne Berücksichti-
gung dieser Ausgangssituation nicht wirklich zu verstehen.
4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
141
4.1 Die C14-Me-
4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
thode wurde im
Zeichen der Natur-
geschichte des
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