C14-Crash
19.
Jahrhundert gebo-
4.1 Die C14-Methode ist ein Kind des 19. Jahrhunderts
ren, welches die
Stetigkeit von Ent-
wicklung und die
Stabilität der ent-
Von der ersten Minute an bestimmte das Wunschdenken der Naturwissen-
sprechenden
Randbedingungen
schaftler und Historiker die Datierung archäologischer Proben mit der C14-
verkündet. Des-
halb ist die C14-
Methode. Ansätze zur kritischen Hinterfragung der C14-Methode, die sich
Methode auch nur
solange lebensfä-
zum Beispiel aus widersprüchlichen Datierungen ergaben, erstickten regelmä-
hig, wie dieses
Bild in der Gesell-
ßig im Keim, da ihre zentralen Voraussetzungen von der Debatte niemals er-
schaft Anerken-
nung findet.
reicht wurden. Diese Voraussetzungen legen Zeugnis ab von einem Vorurteil
wahrhaft historischen Ausmaßes: Seit je und zugleich überall auf der Erde
sollen sich die Naturkräfte so ausgewirkt haben, wie wir es hier in diesem Au-
genblick zu erkennen vermögen.
Diesem Konzept des »Aktualismus« zufolge genügt die Kenntnis der heu-
te beobachtbaren Naturkräfte, um den Ablauf sämtlicher Epochen der Erdge-
schichte nachvollziehen und erklären zu können. Die damit verbundene Idee,
daß sich angesichts einer zweifellos friedfertigen Natur allerorten seit langem
schon zeitlich konstante Zustände eingestellt haben müssen, hat die Naturge-
schichte der letzten 100 Jahre maßgeblich bestimmt.
So fundamental falsch, wie sich diese Prämisse mittlerweile erwiesen hat,
so abwegig ist auch der Gedanke, mit der C14-Methode zu verläßlichen Ab-
solutdaten kommen zu können. Die Naturgeschichte hat sich in den letzten 20
Jahren von diesem Vorurteil über die Dynamik der Naturkräfte zu lösen be-
gonnen, das lange Zeit zuvor in aller Härte durchexerziert worden war. Sie
hat es jedoch versäumt, ihr Naturbild nach unmittelbaren Folgen aus dieser
Geisteshaltung zu durchforsten und diese gegebenenfalls einer vorbehaltlosen
Kritik zu unterwerfen (siehe auch Textbox 4.1 ).
Das Vorurteil von der immerwährenden Konstanz der Randbedingungen
lockte erst die Erfinder der C14-Methode und dann auch ihre Anwender auf
trügerischen Grund. Sie ist ohne jede Chance, sich durch Querverbindungen
auf festerem Grund abzustützen. Das schwächt sie entscheidend im Vergleich
4.1
zu anderen naturwissenschaftlich-chronologischen »Bruderdisziplinen«, ins-
besondere im Vergleich zur Dendrochronologie. Diese hat in Ansehung der
Schwäche eigener Verfahren die C14-Methode zwar verwendet, kann sich je-
doch unter Korrektur der Fehler, die daraus erwachsen sind, auf die eigenen
Grundlagen zurückbesinnen und damit fortexistieren.
Wir haben in der Vergangenheit öfters die Empfehlung gehört, uns mehr
auf die aktuellen Ergebnisse der C14-Methode zu konzentrieren, anstatt uns
immer wieder mit Dingen und Aussagen aus den letzten 50 Jahren zu be-
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C14-Crash
schäftigen, die zudem schon längst überholt sein könnten. Wir kennen auch
die Empfehlung von Seiten einiger C14-Labore, Daten, deren Entstehung län-
ger als 5 Jahre zurückliegt, besser nicht zu verwenden, da die Technik sich in
der Zwischenzeit geändert habe. Wir halten es dagegen für eine Selbstver-
ständlichkeit, daß eine Wissenschaft, die chronologischen Aufschluß über die
zurückliegenden 50.000 Jahre geben will, zugleich Rechenschaft über die 50
Jahre ihrer Existenz gibt (und ihre Vergangenheit, die länger als 5 Jahre zu-
rückliegt, nicht laufend einfach abschneidet).
Es erscheinen derzeit immer mehr Bücher über aktuelle Ergebnisse der
Naturgeschichte, in denen vor allem eine Sicht rasanten, teilweise katastro-
phischen Wandels in der Natur vermittelt wird. Kaum einer der Autoren ver-
säumt es, im Sinne einer Selbstreflektion der Wissenschaft die Gründe zu
analysieren, wie es etwa zu der »anti-katastrophistischen Verirrung« der zu-
rückliegenden fast eineinhalb Jahrhunderte seit Darwin und Lyell gekommen
sein könnte. (Natürlich gehörte es während der letzten rund 150 Jahren eben-
falls zum guten Ton, die »katastrophistischen Verirrungen« der Vorläufer von
Darwin und Lyell aufzuzählen und gehörig zu geißeln.) Nichts anderes unter-
nehmen wir hier zum Thema C14-Methode, wobei wir allerdings weitgehend
darauf verzichtet haben, verbleibende Perspektiven für die C14-Methode zu
skizzieren.
4.2 Der Sündenfall der Geschichtswissenschaft
Würde die Geschichtswissenschaft allgemein übliche Qualitätsansprüche
auch an
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