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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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erbringt die Dendrochronologie anderen Wissenschaf-
    ten gegenüber:
    ! »Absolutchronologie durch C14-Kalibrierung« : Dazu existieren auch
    Empfehlungen, welche regionalen Baumringchronologien für welchen Zeit-
    raum zur Kalibrierung Verwendung finden sollten.
    ! »Absolutdatierung durch direkten Vergleich zu mitgefundenen
    Hölzern« : Wegen der regionalen Begrenzung der Anwendbarkeit einzelner
    Baumringchronologien können mitgefundene hölzerne Artefakte nicht auto-
    matisch synchronisiert werden. Darin liegt zugleich ein versteckter Wider-
    spruch zu der Tatsache, daß das Komplettieren der europäischen Eichen-
    4.7
    chronologien letztlich nur auf überregionalen Umwegen erreicht worden ist.
    ! »Synchronisierung von Zeugnissen drastischer Naturereignisse« :
    Sofern sich Naturereignisse über mehrere Jahre hinweg drastisch und gege-
    benenfal s überregional auf das Klima auswirken, können unter Umständen
    Spuren davon in Überresten von seinerzeit wachsenden Bäumen wiederge-
    funden werden (z.B. Vulkanausbrüche). Auf diese Weise können an sich
    schwimmende Chronologien zueinander synchronisiert oder die Stimmigkeit
    unterschiedlicher Absolutchronologien überprüft werden.

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    C14-Crash
    4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
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    4.8 Die Probleme der Dendrochronologie
    Die im Folgenden aufgeführten Probleme lassen in der Gesamtdarstel ung unter
    anderem die Abhängigkeit der Dendrochronologie von Vordatierungen – sei es
    durch die Historie, sei es durch C14 – erkennen:
    ! »Datierungsversuche werden abgelehnt« : Was passiert, wenn die
    Dendrochronologie ein Datum für ein Objekt präsentiert, das von der histo-
    rischen Datierung abweicht, konnte E. Hol stein 1968 erleben, als seine um
    ca. 100 Jahre gegenüber der offiziel en Geschichte abweichende Datierung
    der Baumsärge von Oberflacht vehement zurückgewiesen wurde.
    ! »Historisch datierte Hölzer fixieren Lücken« : Aus geschichtlich »unab-
    weisbaren« schwimmenden Vorplazierungen erwächst die Aufgabe, die ent-
    standene Lücke zu der an die Jetztzeit angebundenen Chronologie zu schlie-
    ßen. Es sind solange Hölzer zu suchen, bis die Lücke von beiden Seiten her
    geschlossen ist ...
    ! »Synchronisierung wird immer schwieriger ...« : Diesen Effekt be-
    schreiben explizit die Irischen Dendrochronologen, die mit Hilfe der C14-Me-
    thode ihre schwimmenden Sequenzen vorplazieren und nun die Brücken zwi-
    schen ihnen finden müssen. Wenn das vorhandene Holz dafür gut ist, muß es
    am Ende immer leichter gehen. Tatsächlich gestaltete sich die Komplettierung
    aber immer schwieriger, was auf die Künstlichkeit mancher Synchronität hin-
    weist.
    ! »Kirnsulzbachfehler« : Bei dem europaweiten Abgleich der jeweils über
    Amerika »gewiggle-matchten« süddeutschen und irischen Eichenchronologien
    wiesen die Iren den Deutschen eine fehlerhafte 71 Jahre umfassende Ver-
    schiebung nach.
    ! »Wiggle-matching zweifelhaft« : Im Laufe der siebziger Jahre trieb B.
    Becker die süddeutsche Eichenchronologie mit Hilfe des »wiggle-matching«
    auf die Zielgerade. Die Iren verweigerten sich anfänglich dieser Methode und
    verbanden damit harsche Kritik an dem Vorgehen von H.E. Suess bei der Er-
    stellung der Bristlecone-Pine-Chronologie. Indem sie explizit das Simultani-
    tätsprinzp in Frage stellten, zielten sie eigentlich mitten in das methodische
    Herz ihres deutschen Kollegen (siehe dzu den Kommentar bei Baillie [1995,
    Vorwort]). Zugleich stellten sie – ohne es aber zu merken – ihre Vorgehens-
    weise bei der Erstel ung einer relativen C14-Chronologie für die eigenen
    Baumringsequenzen in Frage, die erst mit Hilfe des »wiggle-matching« zu ei-
    ner absoluten Baumringchronologie verdichtet werden konnte.
    4.8
    ! »Zu viele ‘signifikante’ Synchronitäten : Ohne die langjährige Erfahrung
    eines Dendrochronologen – so lesen wir immer wieder in der Fachliteratur –
    könne es keine zuverlässige Auswahl aus den statistisch ermittelten Kandida-
    ten für eine richtige Deckungslage geben. Auf die statistischen Verfahren zur
    Bewertung der Wahrscheinlichkeit eines Irrtums bei der Übernahme einer
    Deckungslage ist also kein unbedingter Verlaß, insofern die richtige Dek-
    kungslage durchaus eine mit niedrigerer Irrtumswahrscheinlichkeit sein
    könne.

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    C14-Crash
    4.9 Der Zirkelschluß zwischen C14 und Dendrochronologie
    Die europäischen Eichenchronologien fertigzustel en konnte nur gelingen, weil
    die europäischen

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