C14-Crash
Dendrochronologen die radiometrischen Muster ihrer schwim-
menden Baumringsequenzen mit denen der Tausende von Jahren umfassenden
Bristlecone-Pine-Chronologie abglichen (= »wiggle-matching«).
4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
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Die Fertigstellung der Bristlecone-Pine-Chronologie konnte ihrerseits nur gelin-
gen, weil die amerikanischen Dendrochronologen deren schwimmende Baum-
ringsequenzen per C14-Messungen unmittelbar in eine Absolutchronologie ver-
wandelt hatten. Sie betrachteten das C14-Alter in erster Näherung als Abso-
lutalter und korrigierten das im Einzelnen nur soweit, wie es die C14-Muster in
den verwendeten Baumringsequenzen verlangten. Das »wiggle-matching« wurde
erfunden, um die Bristlecone-Pine-Chronologie zu erstel en. Die Überprüfung
dendrochronologischer Charakteristika wurde als Letztes vollzogen.
Der Erfolg der amerikanischen Dendrochronologen fußte ausschließlich auf
der unkritisiert gebliebenen Ausschlachtung des aktualistischen Prinzips für die
Vorplazierung der noch schwimmenden Sequenzen. Diesem Prinzip zufolge seien
die ökologischen Randbedingungen seit Menschengedenken und schon lange Zeit
davor konstant gewesen, was folglich auf lokaler wie auch globaler Ebene zu sta-
tionären Verhältnissen in den Austauschvorgängen geführt habe. Zugleich war
dieses Prinzip der einzige Weg, ausreichend sichere chronologische Vorgaben
für die vorgeschichtliche Ära ableiten zu können, die in Amerika deutlich später
endete als in Europa. Die zeitgleich entstandene neuseeländische Kauri-Chrono-
logie offenbarte dagegen einen Trend, der stark von dem der amerikanischen
Bristlecone-Pine-Chronologie abwich – und deshalb in Amerika für falsch gehal-
ten bzw. ignoriert wurde.
Die Geschichtswissenschaft muß sich selber einen Gutteil der Versäumnisse
anlasten. Sie hätte mit Blick auf die ihr bekannte katastrophische Naturgeschich-
te vor dem unvorsichtigen Umgang mit dem Prinzip des Aktualismus warnen
müssen.
Die zwanzigjährige Ära des »wiggle-matching« (ca. 1965 - 1985) zur Kom-
plettierung der europäischen Eichenchronologien ist auch eine Ära der harschen
Kritik an den inkonsistenten Meßergebnissen der daran beteiligten Meßlabors.
Weiter als bis zu dieser Kritik mochten sich die Hüter wissenschaftlicher Akribie
aber leider nicht vorwagen. Mit etwas weniger vornehmer Zurückhaltung hätten
jene Kritiker ihre Kol egen auffordern müssen, nicht nur die Messungen ernst-
haft in Frage zu stellen, sondern zugleich auch die Folgerungen, die sie mit deren
Hilfe für die Chronologie der europäischen Eichensequenzen und damit letztlich
für einen allseits erwarteten, weltweit gültigen objektiven Zeitmaßstab gezogen
hatten.
Wir nehmen an, daß die Kritik über die Infragestel ung einzelner Meßergeb-
nisse nicht hinausging, weil eines niemand wol te: Das Simultanitätsprinzip in Fra-
ge stel en. Anderenfal s wäre es das Ende der C14-Methode gewesen. Die Kriti-
4.9
ker erkannten nicht, daß auch bei größten Meßanstrengungen Differenzen im
C14-Alter gleichaltriger Baumringe blieben und folglich als Zentralangriff auf das
Simultanitätsprinzip hätten interpretiert werden müssen. So blieb den »wiggle-
matchern« bis heute das Schlupfloch der Selbstbeschwichtigung, man selber habe
aber gut gemessen. Man könnte auch sagen, daß dieser Zirkelschluß über den
Atlantik hinweg nur möglich war, weil in dem Meßmaterial so viele Fehler steck-
ten, daß auch den dendrochronologischen Methoden ein letzter Freiraum blieb,
innerhalb dieses Zeitraumes eine befriedigende Plazierung zu finden.
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C14-Crash
5. Tagebuch einer Enthüllung
Unsere Argumente sind das Ergebnis zahlreicher Überlegungen und Diskus-
sionen und noch zahlreicherer Vermutungen, die jedoch keineswegs alle
überlebt haben. Die zugehörige Literatur haben wir im Laufe der Zeit jeweils
nach unserem Stand der Diskussion gezielt recherchiert oder auch in unseren
Archiven neu »entdeckt«. Es gab immer wieder Momente, in denen es uns
wie »Schuppen von den Augen« fiel und durchaus mehr als eine Phase, in de-
nen wir schwer ins Grübeln gerieten, weil uns der Kontrast zwischen unseren
Vermutungen und den zur Verfügung stehenden »facts« allzu ausgeprägt er-
schien.
Der Weg, auf dem sich unsere wesentlichen Argumente und letztlich un-
sere Einschätzung über die Substanz von C14 und Dendrochronologie heraus-
gebildet haben, macht Windungen und Umwege.
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