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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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Der wesentliche Grund da-
    für liegt in unserer eigenen Gefangenschaft in »Wahrheiten«, die wir erst nach
    und nach als eigentlich wertlose, jedoch zugleich für unverzichtbar gehaltene
    Krücken der Königin unter den naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden
    entziffern konnten. Die chronologisch orientierte Wiedergabe der Irrungen
    und Wirrungen einerseits und der unseren Durchbruch ermöglichenden An-
    nahmen andererseits kann dazu beitragen, die Motive für unsere fundamentale
    Kritik besser zu verstehen und ihre Substanz direkter zu prüfen. Dabei ist zu
    berücksichtigen, daß hier manche Schlußfolgerung noch ungeschminkt im
    Gewand ursprünglicher Spekulation auftritt.
    5.1 Chronologierevisionen und Radiokarbonrevolutionen
    Seit unserer ersten, Anfang der achtziger Jahre einsetzenden Konfrontation
    mit Immanuel Velikovskys grundlegender, in mehreren Bänden niedergeleg-
    ten Revision der Chronologie der Altertumsgeschichte [Velikovsky 1978a, 1978b,
    1979, 1980] stand für uns fest, daß jeder, der Velikovskys Theorie Kredit gab,
    über kurz oder lang eine Auseinandersetzung mit den naturwissenschaftlichen
    Methoden der Absolutdatierung, insbesondere mit der C14-Methode, zu füh-
    ren hatte. Velikovskys Ansatz wurzelte in einem katastrophistischen Weltbild
    und war insbesondere gegenüber der überkommenen vorderasiatischen Chro-
    nologie absolut respektlos. Er verschob ägyptische Dynastien um Jahrhunder-
    te, legte aber ebenso Hand an den Gradualismus von Darwin und Lyell, in-
    dem er deren Millionen von Jahren benötigende Evolutionismen in schlagar-
    tig stattfindende katastrophische Szenarien ummünzte.
    5. Tagebuch einer Enthüllung
    165
    Wer Velikovsky Kredit gab, legte sich also zwangsläufig mit den Hütern
    5.1 Daß Naturge-
    schichte heutzuta-
    naturgeschichtlicher Zeitvorstellungen an. Überflüssig zu erwähnen, daß die
    ge immer offener
    im Gewand des
    C14-Methode hier in der ersten Reihe stand, um den vorgegebenen Zeitrah-
    Katastrophismus
    daherkommt, be-
    deutet noch lange
    men mit Verve zu verteidigen. Die Geschichte der Bekämpfung dieses außer-
    nicht, daß der zu-
    tiefst aktualistische
    gewöhnlichen Wissenschaftlers einerseits und die Geschichte der Inaugurati-
    Kern der sie be-
    treffenden Datie-
    on der C14-Methode in der 50er Jahren andererseits sind zwei Seiten einer
    rungsmethoden er-
    kannt und deren
    einzigen Medaille: Velikovsky war zu seiner Zeit chancenlos, weil seine Ge-
    Ergebnisse kritisch
    hinterfragt worden
    schichtsrekonstruktion gegen die unhinterfragte Leitschnur der Naturge-
    wären.
    schichte verstieß: den Aktualismus. Libby und seine Anhänger schwammen
    auf der Erfolgswelle, weil sie sich dieses Dogma zunutze machen konnten,
    denn ein ernsthafter Kritiker der Grundlagen der C14-Methode »outete« sich
    automatisch als Katastrophist und war damit seinerzeit in der Gemeinde der
    Wissenschaftler nur ganz schlecht gelitten.
    Heutzutage ist der Katastrophismus modern, was aber nicht bedeutet, daß
    bereits alle Folgen eines vormals dogmatischen Antikatastrophismus erkannt
    und bewertet worden sind. Die C14-Wissenschaft gehört genuin zum Kernbe-
    stand aktualistischer Naturgeschichte. Sie hat sich im Laufe ihrer mehr als
    fünfzigjährigen Geschichte zu einem methodischen Monstrum entwickelt, das
    Kritik, die sich auf Details kapriziert, äußerst geschickt abzuwehren weiß.
    Wir legen den Finger nur en passant in die zahllosen kleineren Wunden, die
    sich zu lecken die C14-Wissenschaft im Laufe der Zeit gezwungen worden
    ist. Wir fokussieren vielmehr auf die unter dem vormaligen Regime dogma-
    tisch aktualistischer Naturgeschichte abgeschirmt gebliebenen »Selbstver-
    ständlichkeiten«, die tatsächlich – zumal im Licht des sich abzeichnenden Pa-
    radigmenwechsels vom Aktualismus zum Katastrophismus – den Tatbestand
    eines verschleppten Bankrotts erfüllen.
    In den 70er Jahren erfuhren die Thesen Velikovskys erneute und diesmal
    nicht ausschließlich mit Ablehnung verbundene Beachtung. Der Grund dafür
    wurde auch in den Ergebnissen der U.S.-amerikanischen Apollo-Missionen
    zum Mond gesehen, die etliche von Velikovskys Folgerungen über die Eigen-
    schaften der Himmelskörper bestätigt hatten. Parallel dazu spielte sich die so-
    genannte »Zweite Radiokarbonrevolution« ab, die die Absolutdaten für wich-
    tige neolithische Epochen Mitteleuropas erheblich in die Vergangenheit
    schieben wollte, was weltweit zu energischstem Widerstand fast der gesamten
    Vor-

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