C14-Crash
den Augen der Dendrochronologen statt, die doch diesen
Zeitraum fest im chronologischen Griff wähnen, während die C14-Wissenschaft
sich hier tatsächlich eher bedeckt halten würde, weil der schon offiziös und seri-
ös zu veranschlagende Datierungsfehler regelmäßig über den Rahmen von drei-
hundert Jahren hinauszugehen pflegt. Hier bewegen wir uns bereits im Nebel
der zahl osen kleineren Problematiken der C14-Methode, die dem gebildeten Pu-
blikum gar nicht bewußt sind und von den Hütern der Methode auch nicht gern
angesprochen werden. Der Laie schwingt ein schartiges Schwert, während der
Fachmann, der eigentlich eine deutliche Warnung äußern müßte, sich in der Re-
gel die Hand vor den Mund hält.
5. Tagebuch einer Enthüllung
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Mit den noch weit radikaleren chronologischen Ansätzen für Meso-
potamien und Ägypten durch G. Heinsohn [1988] sowie G. Heinsohn und H.
Illig [11990] und für das Neo-, Meso- und Paläolithikum durch H. Illig [1988]
und G. Heinsohn [11991], erwies sich die Klärung der Wertigkeit der C14-Me-
thode erneut als dringlich zu erledigende Aufgabe. Seit die Debatte um ein zu
langes Mittelalter immer höhere Wellen zu schlagen begann [Illig 1994; 1996;
1999], wurde uns die Tatsache, daß eine bloße Erwähnung von C14 und
Dendrochronologie entsprechende Ablehnungsreflexe des normal Gebildeten
auslöst (siehe Bild 5.2 ) und damit zum Totschlagsargument wird, erneut be-
wußt und das Problem als nunmehr unaufschiebbar auf die Tagesordnung ge-
setzt.
5.2 Vorarbeiten
Mit der Schlußfolgerung, daß eine Chronologie der Prähistorie mit erheblich
weniger Zeit auskommen muß, als ihr bislang unterstellt wird, hatte sich H. Il-
lig bereits 1988 auf Kollisionskurs mit C14 und Dendrochronologie begeben.
Neben der häufigen Widersprüchlichkeit der Datierungsergebnisse war ihm
aufgefallen, daß überall dort, wo bereits vor der Ära der naturwissenschaftli-
chen Datierungsmethoden Absolutchronologien etabliert waren, diese bei Da-
tierungsfragen keinen Fußbreit nachgaben, während in anderen Bereichen mit
weniger fundierten Chronologien sich von Beginn an ein Trend zur »Vergrei-
sung« der Funde abzeichnete [Illig 1988, 24-29].
Bereits 1991 hatten wir Vorarbeiten zu diesem Buch in Angriff genom-
men, indem wir versuchten, durch das in der Literatur dokumentierte Formel-
werk eine Modulation der C14-Produktion durch Schwankungen in der Stärke
des Erdmagnetfeldes modellmäßig zu erfassen. Wir erkannten, daß ganz un-
terschiedliche »Geschichten« des Erdmagnetfeldes gleichermaßen zu der heu-
te gemessenen C14-Konzentration führen können, wobei die Beurteilung ak-
tueller Messungen von C14-Restaktivitäten an Artefakten dann natürlich auf
je unterschiedlichen Umrechnungen, d.h. Kalibrierungen basieren müßten –
wobei doch nur eine als die gültige erachtet werden kann. Wir waren erstaunt
über die Mannigfaltigkeit der von verschiedenen Autoren rekonstruierten Ma-
gnetfeldverläufe und der sich daraus ergebenden Bandbreite möglicher Kali-
5.2
brierungen. Wir vermißten den sensiblen Umgang mit den Magnetfeld-
modellen angesichts der direkten Abhängigkeit, die für die C14-Kalibrierung
gegeben ist und deren Gestalt schließlich jahrzehntgenau rekonstruiert wor-
den war.
170
C14-Crash
5.3 C14-Datierung in jüngster Vergangenheit
Dieses Diagramm [Suess 1970a] diente uns als Einstieg in die Diskussion, warum
die vorliegenden Kalibrierkurven für die fernere Vergangenheit eigentlich so ge-
naue Angaben machen können, wenn doch ausgerechnet für den Zeitraum, in
dem ausreichend viele der untersuchten Objekte in der Regel aufs Jahr genau
datiert werden können, ein dermaßenes Konvolut an divergierenden Meßwerten
vorliegt? Gerade ein Aktualist müßte die Extrapolation vergangener Verhältnisse
aus den gegenwärtig herrschenden an dieser Stelle verweigern: Die Unschärfe
des Trends ist viel zu groß.
Erfahrungsgemäß streuen die Meßwerte aus einem Labor nicht so stark. Die
Streuung zwischen den Laboren (!, ", #, $) ist – wie hier al gemein zu sehen –
größer, als die angegebenen Fehler vermuten lassen, und hat auch immer wieder
interne Kritiker auf den Plan gerufen. Wir hakten nicht bei der Diskussion von
Fehlerbreiten ein, sondern bei der Frage, ob diese Streubreite ausreichen
könnte, die via C14-Daten vordatierten Baumringsequenzen so »freizügig« zu
plazieren, daß eine zuvor imaginierte Form für die
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