Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
Vom Netzwerk:
weil er der Meinung war, er hätte Blut vergossen...«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Das hatte er natürlich nicht. Er war unschuldig. Und das machte ihn zu Fleisch.«

    204

    »Sie meinen, er wurde angegriffen?«
    »Fast getötet. Aber er entkam, jedenfalls bis zur Stadt.«
    »Wo Decker auf ihn wartete«, sagte Lori und beendete die Geschichte – oder begann sie. »Er hatte verdammtes Glück, daß ihn keiner der Schüsse getötet hat.«
    Narcisses Lächeln, das mehr oder weniger auf seinem Gesicht verweilte, seit Lori die Bemerkung gemacht hatte, er wäre bis ans Leben bewacht, verschwand.
    »Was meinen Sie damit...« sagte er, » ...und ihn ke iner der Schüsse getötet hat? Was glauben Sie , hat ihn nach Midian zurückgetrieben? Was meinen Sie, warum sie ihm dann beim zweiten Mal die Grüfte geöffnet haben?«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte sie und hoffte, daß es so war. »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Peloquin hat ihn gebissen«, sagte Narcisse. »Gebissen und angesteckt. Das Gift geriet in sein Blut...« Er verstummte. »Soll ich weitersprechen?«
    »Ja.«
    »Das Gift geriet in sein Blut. Gab ihm die Kräfte. Gab ihm den Hunger. Und ermöglichte ihm, von der Toten-bahre aufzustehen und zu wandeln...«
    Gegen Ende seiner Schilderung war sein Tonfall sanfter geworden, je schockierter Loris Gesichtsausdruck wurde.
    »Er ist tot?« murmelte sie.
    Narcisse nickte.
    »Ich dachte, Sie hätten das verstanden«, sagte er. »Ich dachte, Sie hätten vorhin einen Witz gemacht... als Sie sagten, er wäre...« Die Bemerkung versiegte in Schweigen.
    »Das ist alles zuviel«, sagte Lori. Ihre Faust hatte den Türgriff umklammert, aber ihr fehlte die Kraft, ihn hinun-terzudrücken. »...zuviel.«

    205

    »Tot sein ist nicht übel«, sagte Narcisse. »Es ist nicht einmal so anders. Nur... unerwartet.«
    »Sprechen Sie aus Erfahrung?«
    »Ja.«
    Ihre Hand fiel vom Türgriff herab. Die letzte Kraftreser-ve war aus ihr verschwunden.
    »Geben Sie jetzt nicht auf«, sagte Narcisse.
    Tot; alles tot. In ihren Armen, in ihrem Verstand.
    »Lori. Sprechen Sie mit mir. Sagen Sie etwas, und wenn es nur Lebewohl ist.«
    »Wie... können... Sie Witze darüber machen?« fragte sie ihn.
    »Wenn es nicht komisch ist, was dann? Traurig. Ich will nicht traurig sein. Lächeln Sie, ja? Wir werden Ihren Loverboy retten, Sie und ich.«
    Sie antwortete nicht.
    »Darf ich Ihr Schweigen als Zustimmung verstehen?«
    Sie antwortete immer noch nicht.
    »Dann tue ich es.«

    206

    XX
    Getrieben
    l
    Eigerman war erst einmal in Midian gewesen, als er die Polizei von Calgary bei der Verfolgung Boones unterstützt hatte. Da hatte er Decker kennengelernt – der der Held jenes Tages gewesen war, weil er sein Leben bei dem Versuch aufs Spiel gesetzt hatte, seinen Patienten aus seinem Versteck zu locken. Was ihm natürlich nicht gelungen war. Die ganze Sache hatte mit Boones Hinrichtung geendet, als er herausgekommen war. Wenn je ein Mann sich hätte hinlegen und sterben sollen, dann war es dieser Mann. Eigerman hatte noch nie so viele Kugeln in einem einzigen Stück Fleisch gesehen. Aber Boone war nicht liegen geblieben. Er war herumspaziert, ohne Herzschlag und mit Haut von der Farbe roher Fische.
    Ekelerregende Sache. Eigerman bekam eine Gänsehaut, wenn er daran dachte. Nicht, daß er das jemandem gesagt hätte. Nicht einmal den Mitfahrern auf dem Rücksitz, dem Priester und dem Arzt, die ihre eigenen Geheimnisse hatten. Das von Ashberry kannte er. Der Mann zog gerne Frauenunterwäsche an, eine Tatsache, die Eigerman einmal mitbekommen und als Hebel be nützt hatte, als er selbst die eine oder andere Sünde vergeben haben mußte. Aber Deckers Geheimnisse blieben im Dunkeln.
    Sein Gesicht verriet nichts, nicht einmal einem Auge, das so geübt war, Schuld zu erkennen, wie das von Eigerman.
    Der Chef stellte den Rückspiegel neu ein und betrachtete Ashberry, der ihm einen mürrischen Blick zuwarf.
    »Schon mal jemanden exorziert?« fragte er den Priester.

    207

    »Nein.«
    »Schon mal dabei zugesehen?«
    Wieder: »Nein.«
    »Aber Sie glauben«, sagte Eigerman.
    »Woran?«
    »An Himmel und Hölle, um Gottes willen.«
    »Definieren Sie die Ausdrücke.«
    »Hm?«
    »Was meinen Sie mit Himmel und Hölle?«
    »Herrgott, ich will keine verdammte Diskussion. Sie sind Priester, Ashberry. Sie sollten an den Teufel glauben.
    Stimmt das nicht, Decker?«
    Der Doktor grunzte. Eigerman bohrte ein wenig fester.
    »Alle

Weitere Kostenlose Bücher