Cachalot
sie wie Zwerge. Mataroreva steuerte auf sie zu.
Zwei Männer und eine Frau redeten mit vier anderen. Sie trugen Pareus ähnlich dem Matarorevas. Einer von ihnen war ein auffallend gutaussehender, blonder junger Mann, der über zwei Meter groß war. Von den vier trugen zwei Anzüge und die populären Netzhemden. Ein Mann trug gewöhnliche Hosen und ein Freizeithemd. Der letzte war von Kopf bis Fuß formell gekleidet, als sollte er an einem Staatsempfang teilnehmen. Er hatte ein Hemd mit langen Ärmeln, das aus einem kohlschwarzen, seidigen Material bestand, das an den Handgelenken und der Hüfte in karminrote Metallfasern überging. Die Hosen waren aus dem gleichen Material und ähnlich geschnitten. Der hohe Kragen, den er bis zum Hals zugeknöpft hatte, bestand ebenfalls aus gewebtem Metall. Die weichen Plastiksandalen, die er trug, wirkten dazu völlig unpassend. Auf ihn redeten die drei mit Pareus bekleideten Besucher ein, während die drei anderen in Haltung und Stimme erkennen ließen, daß sie seine Untergebenen waren. Cora studierte Yu Hwoshien. Er war von gleicher Größe wie sie, wirkte aber wegen seiner Haltung viel größer und war steif wie eine Antenne. Wenn er redete, bewegte sich nur sein Mund. Er machte keinerlei Gesten, weder mit den Händen, noch dem Körper, und zeigte keinerlei Mimik. Sein Haar war schneeweiß und wurde vorne bereits dünn. Obwohl er wenigstens dreißig Jahre älter war als sie, war nichts Gebrechliches an ihm. Seine kleinen, tiefliegenden Augen hatten das satte Blau von Tagträumen.
Mataroreva unterbrach ihn nicht, um ihre Ankunft zu melden, und so sahen sie sich gezwungen, das Gespräch mit anzuhören, das irgend etwas mit Ameisensäure zu tun hatte. Cora verstand davon überhaupt nichts. Als aber die Worte >Exene-Extrakt< fielen, spitzte sie die Ohren.
Exene war nicht gerade eine Wunderdroge und wurde auch nur in beschränktem Maße eingesetzt. Aber jeder Stoff, den die chemische Industrie des Commonwealth bis jetzt nicht hatte auf synthetischem Wege herstellen können, war äußerst wertvoll. Und unter solchen Substanzen war Exene eine der gesuchtesten.
So verläßlich auch die Zerebralchirurgie in den letzten paar hundert Jahren geworden war, gab es doch immer noch gewisse Gefahren, wenn man sich am menschlichen Gehirn zu schaffen machte. Man konnte mit Hilfe der Mikroxerographie zwar selbst die winzigsten Embolien entdecken, aber solche Gefahrenpunkte mußten immer noch chirurgisch entfernt werden. Doch jetzt nicht mehr. Nicht, seit der Entdeckung des Ameisensäureschaums, aus dem durch Reduktion Exene hergestellt werden konnte. Eine kleine Dosis, die man in den Blutkreislauf injizierte, löste sofort jegliches Gerinnsel auf. Exene war nicht toxisch und hatte keine Nebenwirkungen. Das Enzym fegte das Kreislaufsystem des Patienten förmlich rein. Die alte Geißel der Menschheit, im Sprachgebrauch als >Schlag< bekannt, war für immer gebannt.
Die berühmte Droge wurde also aus etwas hergestellt, das sich Ameisensäureschaum nannte. Cora konnte das Zeug weder sehen noch riechen, da es in luftdichten Kisten verpackt war. Anscheinend wurde eine ziemlich große Menge Schaum benötigt, um kleine Mengen von Exene zu produzieren, Sie fragte sich, wie die ameisenähnlichen Geschöpfe, die es absonderten, aussehen mochten.
Während des Gesprächs sagte Hwoshien weniger als irgendeiner seiner Begleiter. Er war es offenbar zufrieden, den größten Teil des Gesprächs seinen Untergebenen zu überlassen. Er blieb reglos stehen, die Arme über der Brust verschränkt, und auch wenn er sprach, bewegten sich die Arme nicht. Einen Augenblick lang argwöhnte Cora, seine außergewöhnliche Starre könnte die Folge irgendeines physischen Gebrechens sein. Aber als die Diskussion dann endete, und er jedem der Besucher die Hand schüttelte, sah sie, daß ihm nichts fehlte. Seine Bewegungen waren nur äußerst karg. Er ging ebenso sparsam mit Gesten wie mit Worten um.
Als er sich ihnen zuwandte, sah sie ein paar Falten in seinem langen, ausdruckslosen Gesicht, aber bei weitem nicht so viele, wie man bei einem Menschen seines Alters erwartet hätte. Seine auffällig blauen Augen schienen nicht durch sie hindurch, sondern an ihr vorbeizustarren. Hwoshien sprach Mataroreva an. Seine Stimme klang weich, aber nicht sanft, und jedes Wort war mit unwiderstehlicher Eindringlichkeit beladen. Dann musterte er sie einen nach dem anderen; sein Blick blieb schließlich an Cora hängen. Zu ihrer Überraschung
Weitere Kostenlose Bücher