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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auszuschalten. Blinde tierische Wut wirkte einfach anders.
    Cora legte sich noch nicht fest. Wenn sie nicht irgendeinen Deus ex machina entdeckten, wie zum Beispiel das hypothetische Tridiband der Vernichtung der Stadt, würde sie sich mit Merceds Theorie abfinden, oder umgekehrt annehmen, daß ein einheimisches Lebewesen verantwortlich war. Eigentlich hoffte sie, daß der kleine Wissenschaftler recht behielt. Der Gedanke, irgendein unbekanntes, ungeheuer machtvolles Wesen könnte draußen in den Tiefen lauern, beunruhigte sie mehr als verbrecherische Menschen.
    Sie fanden zwar jeden Tag irgend etwas, aber das hieß nicht, daß das Riff eine Fundgrube war. Zum einen war die Stadt am Rande des Riffs, nicht etwa direkt darüber verankert gewesen. Der größte Teil der Stadt war daher in eine Tiefe abgesunken, die ihre Möglichkeiten weit überstieg. Sie hätten ein ausgesprochenes Tieftauchboot anfordern können, um die Tiefe von dreitausend Metern abzusuchen, wo der Meeresboden eben wurde. Aber sie und Merced stimmten darin überein, daß die Wahrscheinlichkeit, etwas zu finden, in der Nähe der Oberfläche ebenso groß war wie im Abgrund. Sogar größer, wenn man bedachte, daß in der Tiefe fast alles vom Druck zerstört sein würde.
    Aber als die Tage verstrichen und ihr Wissen um kein Jota wuchs, begann sie sich zu fragen, ob sie je etwas finden würden. Und das sichere Wissen, daß das, was auch immer die vier Städte vernichtet hatte, noch dort draußen lauerte, verhüllt vom Ozean und dem Geheimnis, daß diese fremde Macht sie beobachtete, wartete, machte es noch schlimmer.

9. Kapitel
    Cora saß auf dem Achterdeck der Caribe und versuchte, sich schlüssig zu werden, ob das Stück Stoff, das sie in der Hand hielt, von einer Waffe oder von Zähnen zerrissen worden war. Es sah wie ein Stück von einem Pareu aus.
    Ein Prickeln lief ihr über den Rücken. Sie spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken sträubten. Sie sah sich um und blickte zur Hauptkabine. Rachael saß mit übereinandergeschlagenen Beinen dort. Ihre rechte Hand manipulierte die zwei Saitengruppen des Neurophons, während ihre linke die Sensoren des Axonenprojektors betätigte.
    Ein warmes, wohliges Gefühl beschlich Cora, eine Folge der perfekten Kombination der klagenden Klänge des Synthesizers und der Stimulation ihrer Nerven durch Rachaels Spiel. Sie fühlte sich, als würde sie von einem Paar riesiger Samthandschuhe liebkost.
    Plötzlich wechselte die melodische Massage ins Klagende über, versank schließlich in Melancholie. Trotz der warmen Luft spürte sie, wie sie erschauderte. Die Reaktion wurde ebenso von der Melodie wie von den begleitenden neuronischen Wirkungen ausgelöst.
    »Kannst du nicht etwas Fröhlicheres spielen?«
    Rachael beugte sich nach vorne, um auf ihre Mutter herunterzublicken. »Ich spiele so, wie mir zumute ist. Ich weiß, daß das nicht sehr wissenschaftlich ist.« Ihr Mund verzog sich. »Aber ästhetisch ist es.«
    »Ich will jetzt nicht darüber reden, Rachael.« Cora wandte sich wieder dem Stoffetzen zu.
    »Warum hast du dann angefangen?« Rachael fuhr fort zu spielen, und Cora verspürte wieder das Prickeln, sagte aber nichts.
    Merced saß unterhalb von Rachael, genau unter dem Überhang des Oberdecks. Er war mit eingehenden Untersuchungen eines Berges vom Wasser beschädigter Bandfragmente beschäftigt. Cora fragte sich, was er in diesem Durcheinander aus Nummern, Personendaten, Kontoauszügen und medizinischen Akten zu finden hoffte. Er räumte ein, daß er dessen nicht sicher war, aber es handelte sich immerhin um vielfältige Informationen, und das war entspannender, als sich die ganze Zeit auf zerrissene Metall- und Plastikstücke zu konzentrieren und dabei langsam triefäugig zu werden. Sie konnte es ihm nachfühlen. Er war offensichtlich ebenfalls enttäuscht.
    Jetzt kam Mataroreva herauf. Da er nicht direkt mit den Untersuchungen befaßt war, hätte er sich noch mehr langweilen müssen als sie oder Merced, da er ja schließlich nichts anderes zu tun hatte, als sich um die Caribe zu kümmern. Aber er wirkte entspannt, machte sogar den Eindruck, als fühle er sich wohl. Während sie ihre Untersuchungen trieben, tauchte er immer wieder und holte weitere Artefakte herauf, wobei er sich auf den Rand des Riffs konzentrierte, den zu betreten er ihnen verboten hatte. Wo das Riff in die offene See überging, gab es gefährliche Raubtiere, und er zog es vor, wenn seine Schützlinge diese Räuber der Meere nicht

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