Cachalot
deutlicher, weicher Ton lief durch das Wasser. »Es muß teilweise hohl sein.«
Gelbe und blaue Streifen umgaben die Muschelspiralen, eine Sammlung von Einhorn-Hörnern. Die Muscheln waren blaßgrün bis durchsichtig. Im Zentrum jeder Muschel pulsierten karminrote Organe und sandten eine farblose Flüssigkeit durch die einzelnen Organismen.
»Okay, es ist großartig.« Cora sah sich um und stellte erleichtert fest, daß Merced nirgends zu sehen war. Trotzdem mußte sie fragen: »Wo ist Pucara?«
»Irgendwo dort hinten. Er sieht sich selbst um. Glaubst du, er folgt mir überall hin?«
»Tut er das nicht?« Und dann fügte Cora schnell hinzu: »Tut mir leid, das geht mich nichts an.«
»Da hast du recht, Mutter«, gab Rachael ihr mit entwaffnender Fröhlichkeit recht. »Es geht dich nichts an.« Sie schwamm etwa einen Meter höher und tippte den spiralförmigen Mittelkegel an der Stelle an, wo er sich verjüngte. Wieder hörte Cora das Klingen, nur diesmal eine Oktave höher. »Ich wette, ein paar Leute, die sich aufeinander abstimmen, könnten damit Musik machen.«
Das war es also. Einen Augenblick lang hatte Cora geglaubt, die wissenschaftlichen Interessen ihrer Tochter wären von den Kegelgeschöpfen angeregt worden. »Mußt du immer an Musik denken?«
»Ich finde, es ist nichts Schlechtes daran, wenn ich meine Arbeit mit meiner Musik kombiniere.« Und dann, diesmal ernsthafter: »Hier ist noch etwas, das du dir wahrscheinlich ansehen solltest.« Sie krümmte den Rücken und trat nach unten aus. Cora folgte ihr.
Zwischen den Kristallzinnen und ihren kleineren Gefährten waren einige große Metallfragmente zu sehen. Die zerbeulten Stücke aus beschichtetem Stelamic hatten sich ihren Glanz und sogar einige Markierungen bewahrt. Die Aufschriften zeigten, daß es sich um Teile einer größeren Konstruktion handeln mußte; eines Lagerhauses wahrscheinlich. Einige von ihnen erreichten etwa ein Drittel der Größe der Caribe.
Cora ließ sich über eines der Metallfragmente treiben und studierte die aufgerissenen Ränder. »Das sieht nicht so aus, als ob es abgeschnitten worden wäre – von einem Energiestrahl oder dergleichen.«
Rachael inspizierte ein anderes Fragment in der Nähe. »Hier ist eines, das ziemlich verbeult ist, aber es ist noch intakt.«
Cora schwamm zu ihrer Tochter und sah, daß sie recht hatte. Es handelte sich um einen Behälter, an dem noch abgerissene Stützen befestigt waren. Der Tank selbst war fast in der Mitte abgeknickt. Wie von einer ungeheuren Kraft flachgedrückt.
»Der Schwanz eines Wales könnte das bewirken«, murmelte Rachael. Sie sah sich um. »Was meinst du, Wenkoseemansa?«
Der Orca schwamm auf sie zu, drehte den Kopf und untersuchte den zerstörten Tank mit dem rechten Auge. »Wie zerrbrrechlich doch die künnstlichen Konnstrruktionen der Mennschheit sinnd. Ein Walschwanz.« Er schnaubte und ließ ein paar Luftblasen nach oben steigen. »Diese Kleinnigkeit könnte ein Wal schon schaffen, wenn er bloß haucht.«
»Wir haben noch keinerlei Beweise, um eine solche Hypothese zu stützen, Rachael. Mit einer Waffe könnte man dasselbe bewirken.«
»Was für einer Waffe denn?«
»Das weiß ich nicht, verdammt«, herrschte ihre Mutter sie an. »Ich bin Meeresbiologin, nicht Spezialistin für Waffen und Munition. Pucara könnte es wissen, und Sam hat wahrscheinlich auch eine Vorstellung. Ich möchte nur wissen, wo die sind?«
»Sie werrden sich bald wieder zu euch geselllen.« Wenkoseemansa gab einen scharfen, anschwellenden Pfiff von sich, den der Translator nicht in menschliche Begriffe übertragen konnte, und verschwand dann unter Hinterlassung eines mächtigen Wasserschwalls.
Es dauerte nicht lange, bis er mit Pucara Merced zurückkam, der sich an seine Rückenflosse klammerte. Latehoht und Sam kamen wenige Augenblicke später.
Die vier Menschen tauschten ihre Ansichten aus, während die beiden Orcas sie interessiert beobachteten.
»Was halten Sie von der Möglichkeit eines wildgewordenen Wals? Eines Einzelgängers, dachte ich?« schlug Merced vor. »Einer, der geistig irgendwie gestört ist.«
»Ein Wal?« Mataroreva nahm den Vorschlag voll Skepsis auf.
»Nun, was für eine Art von Waffen denn?«
»Da gibt es eine ganze Anzahl von Möglichkeiten.« Der Friedenshüter sah sich den zerbeulten Tank an, den sie vorläufig als einen Typ identifiziert hatten, in dem gewöhnlich flüssiges Protein gelagert wurde. »Wir wollen nicht vergessen, daß das auch durch eine
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