Cachalot
in Versuchung führten. Auch er begab sich nur in Begleitung der beiden Orcas in die gefährlichen Regionen.
Jetzt sah er Cora über die Schulter und bemerkte, daß sie sich offenbar nicht wohl fühlte. »Ich muß sagen, daß Ihre gegenwärtige Wahl an Dendritonen mir auch nicht gerade den Tag erheitert. Wie wäre es mit einer kleinen Tauchpartie? Diesmal ausnahmsweise nicht um zu arbeiten. Bloß zur Entspannung.«
»Geht nicht«, sagte sie. »Wenn wir uns hier auch anstrengen, so heißt das noch lange nicht, daß wir keine Fortschritte machen.«
»Wirklich? Dann machen Sie also Fortschritte?«
»Nun… sehen Sie sich dieses verbrannte Stück Stoff an.«
Mataroreva sah es an: »Und?«
»Sehen Sie das nicht?« Sie hielt inne, sah es selbst noch einmal an und blickte dann zu dem kniehoch aufgetürmten Haufen ähnlicher Fragmente hinüber. Sie sah dort keine Lösung, nur weitere Enttäuschung.
Jetzt nahm sie das Stück vom Wasser beschädigten Materials, knüllte es zu einem Ball zusammen und warf es ärgerlich über die Reling. »Machen Sie doch damit, was Sie wollen! Zum Teufel damit – gehen wir!«
»So gefallen Sie mir!« Er ging sich umziehen.
Mir gar nicht, dachte sie erschöpft. Eigentlich war ihr gar nicht nach Tauchen zumute.
Die Klänge der klagenden Trans-Carlson-Melodie folgten ihr, und die neuronischen Projektionen kitzelten sie noch ein paar Meter. Dann hatten sie den Wirkungsbereich des Instruments verlassen. Sie schwamm jetzt wieder zwischen den zarten Hexalatformationen.
Sam fuhr fort, ihr ungewöhnliche Beispiele von Cachalots Leben zu zeigen, wenn ihnen solche begegneten. In den letzten Tagen war nicht viel Zeit dafür gewesen. Er entdeckte eine fortgeschrittene Abart eines Pseudowurms zwischen den Riff-Formationen, der wesentlich spektakulärer war als irgendwelche terranische Vertreter seiner Gattung. Er war etwa einen halben Meter lang und schwamm mit unglaublicher Eleganz. Hunderte langer, dünner Fortsätze gingen von seinen Flanken aus. Die federartigen Fäden waren von kräftigem Azurblau, und gelb und rosa gepunktet.
»Wunderschön«, murmelte Cora, erneut, wie so oft von der endlosen Schönheit dieser Welt überwältigt.
»Das ist nicht alles. Passen Sie auf!« Sam überholte sie und strich dem Geschöpf mit dem Finger über die Seite. Eine dünne, wolkige, rosafarbene Flüssigkeit erfüllte das Wasser rings um den Wurm.
Sie zuckte instinktiv zusammen. »Schutzmechanismus?«
»Nein.« Er grinste. »Nehmen Sie die Maske ab und riechen Sie. Atmen Sie so viel Wasser ein, wie es geht, ohne daran zu ersticken.«
»Sie sind verrückt.« Sie kicherte.
»Nur einmal«, bat er. »Schnell, ehe es sich verteilt.«
»Nun…« Sie hob die Maske an und atmete ein wenig Wasser ein. Als sie schnell die Maske wieder zurechtschob, mußte sie husten.
Aber sie bemerkte es kaum. Ihr Kopf schien zu schwimmen. Sie trieb wie benommen dahin und fühlte sich, als ob jemand in diesem Augenblick ihren Geruchsinn um das Tausendfache erweitert hätte. Sie schwamm nicht länger in Salzwasser, sondern in Parfüm. Ihr ganzer Körper wurde von dem konzentrierten Duft einer Million wildwachsender Blumen förmlich erstickt.
Und der Pseudowurm flatterte unbeeindruckt davon, verschwand in einer Spalte, in einem Turm aus Smaragden.
»Herrgott!« stöhnte sie, als sie schließlich wieder normal atmen konnte. »So einen unglaublichen Duft habe ich mein ganzes Leben noch nicht gerochen.«
»Das ist ein Ninamu Pheromonit. Sie kommen nicht häufig vor, haben aber nie Schwierigkeiten, einander ausfindig zu machen.« Er schwamm nach unten. »Übrigens, das könnte der Grund gewesen sein, daß die Stadt hier vor Anker gegangen ist.« Sie folgte ihm, immer noch von dem überwältigenden Aroma benommen.
»Wie ich schon sagte, es gibt nicht viele davon, aber selbst einer wie der, dem wir gerade begegnet sind, würde genügend Essenzen abgeben, daß es sich für eine ganze Stadt lohnen könnte, ein paar Wochen mit der Suche nach ihm zu verbringen. Ich glaube, ein Centiliter der Essenz kostet auf dem freien Markt über eine halbe Million Credits. Sie haben gerade etwa die fünffache Dosis abbekommen.«
»Es wird aber doch ganz bestimmt nicht so verkauft«, murmelte sie verträumt. »Niemand könnte Freude daran haben.«
»Ich weiß nicht«, meinte Sam. »Wahrscheinlich verdünnt man es. Aber ich verstehe nicht viel von Aromastoffen.«
Sie waren jetzt auf etwa dreißig Meter Tiefe gegangen. Sam verhielt jetzt und
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