Cachalot
wechselnden Sterne an der Decke und das nachklingende Aroma des Pheromoniten vereinigten sich und überwältigten sie. Die Spannung, die sie seit der Landung auf Cachalot erfaßt hatte, ließ sie völlig los.
»Wissen Sie«, flüsterte er ihr ins Ohr, »so kalt ist das Wasser gar nicht.«
»So kalt? Wie kalt ist denn >so< kalt?« Ihr Blick hing wie gebannt an den Sternen, die keine Sterne waren.
»Das kommt darauf an, nicht wahr?« murmelte er. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den großen Zylinder. Er lag auf einer ein paar Meter durchmessenden Fläche, die ein wenig über das Wasser herausragte. Ein glatter Glasstrand.
Cora hatte noch nie unter den Sternen geliebt. Daß die Sterne lebten und daß sie und Sam sich dreißig Meter unter der Oberfläche eines fremden Meeres befanden, machte nichts aus. Auch nicht, daß tausend leidenschaftslose grüne Augen sie beobachteten, während er sich zärtlich mit ihr vereinigte.
»Etwas gefunden?« Rachael streckte ihrer Mutter die Hand entgegen und half ihr auf Deck.
»Eigentlich nicht.« Das helle Sonnenlicht brannte in Coras Gesicht.
Mataroreva war dicht hinter ihr und schob jetzt seine Maske hoch. »Wir haben uns eine Menge angesehen. Dabei viele schöne Dinge gefunden, aber ich fürchte, nichts, das uns bei unseren Untersuchungen helfen könnte.«
»Lange genug habt ihr nachgesehen.« Rachael studierte Coras Rücken einen Augenblick lang und fügte dann hinzu: »Pucara glaubt, er hätte etwas Bedeutsames entdeckt.«
»Das ist mehr, als wir anderen bisher geschafft haben. Wo ist er?« Cora war für den Hinweis dankbar, ganz gleich, was der kleine Wissenschaftler entdeckt haben mochte.
»Er ist noch unten und macht eine Kopie von dem, was er gefunden hat. Für alle Fälle.«
»Dann muß es wirklich wichtig sein.«
Sie gingen alle hinunter.
Merced arbeitete in dem einen großen Raum an Deck, umgeben von vertrauten Gerätschaften. Als sie eintraten, blickte er auf. »Etwas gefunden?«
»Nichts.« Cora schüttelte den Kopf. »Sie?«
»Vielleicht. Es könnte sein.« Er trat zur Seite und schaltete den Bildschirm des Duplikators ein. Sie versammelten sich um den kleinen Schirm, und Cora spürte, wie Sam sich von hinten an sie drängte und trat einen halben Schritt zur Seite. Offenbar begriff er und trat einen Schritt zurück.
»Zahlen«, murmelte Mataroreva nach einem Blick auf den Bildschirm. »Wieder eine Liste. Na und?«
»Die Zahlen entsprechen einigen Listen, die ich gefunden habe. Hier.« Merced stellte an dem Instrument etwas ein. Jetzt schoben sich Worte und Mengen neben die Liste mit den Nummern. »Ich habe herausgefunden, woran die Stadt hier auf diesem Riff arbeitete.« Er blickte zu ihrem Führer auf. »Kennen Sie etwas, das sich Teallin nennt?«
»Sicher«, meinte Mataroreva. »Das ist eine Molluske, sie sieht so ähnlich wie Abalone aus. War es das, was die Stadt geerntet hat?« Er nickte nachdenklich. »Das würde erklären, weshalb wir bei unserer Suche so wenige entdeckt haben. Dann haben sie die reifen alle abgeerntet?«
»So steht es in den Akten.«
»Und was ist daraus zu schließen?«
»Ich habe mir die Liste der Funde der ersten Suchtrupps angesehen. Da sind Fragmente von allem möglichen aufgeführt, bloß kein Teallin. Und doch schickte sich die Stadt gerade an, weiterzuziehen. So schilderten es wenigstens die Überlebenden, die während der Katastrophe abwesend waren. Nachdem sie drei Monate hier geankert haben.«
»Das ist ein Luxusprodukt«, sagte Mataroreva interessiert. »Wie die meisten Lebensmittel, die Cachalot exportiert. Eine Molluske liefert etwa ein Kilo Fleisch. Das klingt nicht nach sehr viel, aber das Zeug hat einen kräftigen, rauchigen Geschmack. Man kombiniert es mit anderen Nahrungsmitteln, mischt es darunter, um ihnen Würze zu verleihen. Und die haben drei Monate Teallin gesammelt?«
Merced tippte gegen den Bildschirm. »Zwei Schiffsladungen zur Verladung in Mou’anui verpackt. Einige tausend Kilo. Nur eine Fußnote in den üblichen Akten, neben all der anderen Arbeit und den eigenen Lebensmittelimporten, der Medizin, den Energiezellen und anderem Inventar. Nur eine statistische Angabe.«
»Das ist es also«, murmelte Mataroreva.
»Was ist es?« wollte Rachael wissen: »Würde mir das jemand bitte erklären?« Sie sah sich hilfesuchend um. »Ich fürchte, ich hab’ nicht ganz hingehört.« Sie versuchte, ihr Neurophon hinter sich zu verbergen.
»Teallin ist verderblich. Es wird in Polymultiänbehältern
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