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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wahrhafter Spiegel seiner inneren Leere. Sie hatte einen Fehler gemacht. Sam Mataroreva war nicht nur in seinem Aussehen und seinem Verhalten wie ein Junge, er war es in allen Dingen. Sie sollte ihn einfach als solchen behandeln. Ihre Erwartungen waren zu hoch gesteckt gewesen. Wie sie es hatte zulassen können, in ihm einen bewundernswerten Mann zu sehen, konnte sie sich jetzt einfach nicht mehr vorstellen.
    Genug. Sie würde den Rest des Nachmittags mit ihren Bändern verbringen und dann mit den anderen so angenehm wie möglich zu Abend essen. In der Stadt gab es noch viel zu sehen, denn wer wußte schon, wo etwa der kritische Hinweis lag, der ihnen weiterhelfen würde? Vielleicht würde sie sogar das Mädchen aufsuchen und sie bitten, ihnen Vai’oire zu zeigen. Ja, das war es. Sie würde ihr zeigen, wie sich eine reife Frau verhält. Sollte die andere doch nervös sein und auf die Explosion warten, die nie kommen würde.
    Ein kleines Nickerchen würde ihr jetzt gut tun. Das Einschlafen würde ihr keine Schwierigkeiten bereiten. Der Autokoch konnte außer Nahrung auch andere Dinge liefern. Und dann überlegte sie es sich im letzten Augenblick anders. Natürlich herbeigeführte Entspannung war besser als solche, die von Drohungen erzeugt wurde.
    Sie legte sich wieder aufs Bett, rollte sich auf den Rücken und dunkelte Fenster und Boden ab. Ihr Ärger hatte sich gelegt, ihre Angst war verschwunden. Aber obwohl das Zimmer jetzt so dunkel wie die Nacht war, konnte sie doch das Bild der beiden ineinander verschlungenen, heftig kopulierenden Körper auf dem Boden nicht verdrängen, als hätte es sich in ihre Netzhaut eingebrannt.
    Das Abendessen lief mit einer erzwungenen Liebenswürdigkeit ab, die niemanden täuschte. Rachael wußte, daß mit ihrer Mutter irgend etwas nicht stimmte, war aber klug genug, nichts zu sagen. Mataroreva aß mit einer ungewöhnlichen Konzentration und überließ es Rachael und Merced, das Gespräch zu führen.
    Nach dem Essen freilich hellte sich seine Miene auf, als ihm ein Gedanke kam. »Hört zu, heute abend gibt es auf dem Riff ein ganz besonderes Schauspiel. Die Stadtbewohner haben sich schon daran gewöhnt, also sollten wir das ganze Riff für uns haben.«
    »Was für ein Schauspiel denn?« Cora legte mehr Interesse an den Tag, als sie in Wirklichkeit empfand.
    »Nun«, meinte Mataroreva, im Glauben, ihr Interesse wirklich geweckt zu haben, »es handelt sich um einen hiesigen Kephalopoden. Er sieht nicht wie ein Tintenfisch, sondern eher wie ein Ball mit Tentakeln aus.«
    Er holte einen Block aus einer der Taschen seines Pareu und skizzierte trotz seiner dicken Finger mit erstaunlicher Geschicklichkeit. Das Wesen, das er ihnen aufzeichnete, war eher ellipsoid als kugelförmig. Es besaß am einen Ende vier breite Flossen, während das andere von einem Ring mit sechs oder sieben winzigen Augen umgeben war. Jedes Auge besaß darüber einen langen Tentakel, während in der Mitte des Augenrings ein großer, runder Mund zu erkennen war.
    »Ihre Farbe reicht von glasigem Grün bis zu hellem Lavendel«, erklärte Sam angeregt. Rachael und Merced hörten interessiert zu. »Es gibt an diesem Riff Tausende davon.«
    »Wie groß?« fragte Merced.
    »Etwa so groß wie meine Faust.« Er ballte seine dicken Finger, um die Größe zu demonstrieren. »Plus die Tentakellänge.«
    »Und die Stadt jagt sie?« Cora stellte fest, daß sie, ohne es zu wollen, doch interessiert war.
    »Nein, die nicht. Es gibt einen kleinen Fisch, etwa so groß wie mein kleiner Finger…«
    »Sie haben ausdrucksvolle Hände«, unterbrach sie ihn. »Schon zwei Beispiele.«
    Er musterte sie einen Augenblick lang unsicher und suchte nach einer versteckten Bedeutung hinter ihren Worten, ehe er fortfuhr: »Die Fische leben in Millionen winziger Spalten im Riff. Wenn sie herauskommen, erscheinen die Kephalopoden, um auf sie Jagd zu machen – und sich zu paaren. Wenn sie sich paaren, leuchten sie wie Glühwürmchen: die Männchen in verschiedenen Schattierungen von Blau, die Weibchen rot. Eine ausgesprochen kräftige Biolumineszenz. Und sie tanzen, sie schwimmen dauernd im Kreis herum, oder im Achter, besser gesagt. Tausende und Abertausende, in allen Schattierungen von Rot und Blau.«
    »Das klingt ja wie das Thema für eine neue Komposition«, meinte Rachael und dachte an ihr Neurophon, das in ihrem Zimmer lag. Doch dann blickte sie plötzlich traurig. »Aber ich habe doch versprochen, ein Konzert zu geben.«
    »Doch nicht für

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