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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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elliptischen Gestalten folgten exakt ihren Bewegungen, hielten in ihrem Feuerballett nicht inne. Ich bin Dirigent, ein Dirigent des Lebens, dachte sie, von Staunen erfüllt. Sie kreuzte die Arme, und wieder veränderten die hoffnungslosen Freier ihren Tanz, um ihre Bewegung nachzuahmen. Körper taumelten undkreisten, Stummelflossen legten im Wasser erstaunliche Agilität an den Tag. Zwei entgegengesetzt angeordnete Tentakel waren stets steif abgespreizt und dienten zur Stabilisierung.
    Sie führte die Hände zusammen, fragte sich, wie sie auf die größere gelbe Masse reagieren würden. Würden sie kämpfen oder verwirrt über das unerwartete Verschmelzen des Lichts erstarren?
    Sie taten keines von beiden. Statt dessen verschwand das gebannte Dutzend erstaunlich schnell. Sie kniff die Augen zusammen, fragte sich, ob ihr Gesichtssinn sie trog. Doch nein, nicht nur ihre Freier waren verschwunden, sie alle waren weg, als hätte es sie nie gegeben. Dreißigtausend azur- und karminfarbene Kugeln waren verschwunden, als wäre ein einziger biologischer Schalter umgelegt worden.

11. Kapitel
    Einige schreckliche Augenblicke lang war sie völlig allein, schwebte in einem schwarzen Nichts, in dem es außer ihr nur den durchdringenden Lichtbalken ihres Handscheinwerfers gab.
    Dann konnte sie andere schwimmende gelbe Gestalten und ihre Handstrahler ausmachen. »Was war das?« fragte sie über die Sendeeinheit, die in ihre Maske eingebaut war, alle im allgemeinen und niemanden im speziellen. »Was ist geschehen?«
    »Wo sind sie hin?« fragte Rachael besorgt.
    »Haben wir sie erschreckt?« Merced erschien zu ihrer Rechten. Die fünf Gestalten kamen aufeinander zu.
    »Dawn, ich dachte, Sie hätten gesagt, es gäbe hier keine großen Raubfische.« Raubfische schienen ihr eine mögliche Erklärung für die Reaktion der Kephalopoden. Ohne Zweifel hatten sie deshalb ihre Lichter gelöscht und Deckung gesucht.
    »Ich glaube nicht, daß es welche gibt, Cora.« Die Stimme des Mädchens klang neugierig, keineswegs abwehrend, und deshalb neigte Cora dazu, ihr zu glauben.
    Ein stumpfes Licht von oben unterbrach sie. Cora war nicht die einzige, die einen Augenblick lang eisige Panik empfand, ehe die Erklärung sie in Gestalt eines tiefen Donnergrollens erreichte, das vom Wasser gedämpft war.
    »Blitz«, murmelte sie. »Ob ihnen das Angst gemacht hat?«
    »Das ist möglich«, meinte Dawn. »Ich verstehe nicht genug davon, um das mit Sicherheit sagen zu können.«
    »Möglich vielleicht.« Cora bemerkte den nachdenklichen Tonfall Merceds. »Aber warum sollte fremdes Licht sie so erschrecken, wo sie doch selbst so grell leuchten? Vielleicht die spezielle Wellenlänge…?«
    Während sie lauschte, wurde Cora von einem eigenartigen Prickeln in ihrem Kopf abgelenkt. Es wirkte fast vertraut. Sie hatte ein ganz seltsames Gefühl – und dann spürte sie, wie sie gewaltsam zur Seite geschoben wurde.
    Aber das war keine Hand, die sie berührt hatte, nicht einmal eine von Sams mächtigen Pranken. Irgendwo ganz in der Nähe war eine ungeheure Wassermenge verdrängt worden. Und doch bestand Dawn immer noch darauf, daß es hier keine großen Räuber gab. Auch wenn das Mädchen keine Spezialistin war, sie hatte doch immerhin einige Erfahrung mit dieser Umgebung, dachte Cora, und das war häufig mehr wert als theoretische Studien.
    Aber irgend etwas war da. Sie spürte es, fühlte es durch ihren Anzug. Es hatte eine riesige Wassermenge bewegt, und die herumkreisenden Kephalopoden so verstört, daß sie verschwunden waren.
    Wieder beleuchtete ein Blitz von oben einen Augenblick lang das durchscheinende Wasser, und dann hallte scheinbar ewig ein fernes Grollen. Einen kurzen Augenblick lang sah sie ihre Gefährten in hellem, blauem Schein. Immer noch keine Spur von etwas anderem. Nur glänzende Hexalate, sonst nichts. Was auch immer die Kephalopoden so erschreckt hatte, hatte auch alle anderen Formen beweglichen Lebens verjagt.
    Im Zentrum von Vai’oire gab es ein hohes, schlankes Gebäude, das eine Ansammlung der kompliziertesten Maschinen der ganzen Stadt enthielt.
    Zwei Männer bewachten die Instrumente. Sie verrichteten ihre Arbeit normalerweise gewissenhaft und aufmerksam. Aber einer besuchte gerade ein Mitglied des anderen Geschlechts im Korridor hinter dem Hauptsaal. Sein Begleiter blieb zurück, bis ihn die Notdurft zwang, für ein paar Minuten zu verschwinden.
    So sah niemand, wie die Skala auf einem Schaltbrett von einem Ende zum anderen ausschlug.

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