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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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verschwunden. Großer Bruder wissen?«
    Keine Antwort. Hwoshien schob das Mikrophon etwas zur Seite und meinte: »Wieder eine Niete. Ist es möglich, daß sämtliche Wale, die an dem Angriff auf Vai’oire beteiligt waren, sich aus dieser Gegend abgesetzt haben?«
    »Vielleicht zu einer anderen Stadt weitergezogen?« fragte sich Merced besorgt. Keiner empfand das Bedürfnis, dazu Stellung zu nehmen.
    Aber schließlich antwortete der Bartenwal. Die Erwiderung kam mit Nachdruck, wenn auch mit entnervender Langsamkeit. »Dieser große Bruder hier Frage kleiner Vetter verstehen. Dieser große Bruder hier wissen viel von Angriff auf Menschenstädte. Dieser große Bruder traurig über Tod Menschenleute, sehr traurig.«
    »Dieser hier an Angriff teilnehmen?« erkundigte sich Wenkoseemansa vorsichtig, die Muskeln erwartungsvoll gespannt. »Dieser hier helfen töten?«
    »Dieser hier mitmachen«, sagte der Blauwal mit erschütternder Gelassenheit, ganz zu schweigen von der offensichtlichen Gleichgültigkeit gegenüber allem, was auch immer die kleine Gruppe zuhörender Menschen vielleicht tun würde. Aber während der Tonfall des Wals, soweit ihn der Translator widerzugeben vermochte, keinerlei Mitgefühl ausdrückte, war er auch keineswegs feindselig. Einige Mitglieder der Mannschaft rutschten unruhig auf ihren Plätzen herum. Die Hand des Rudergängers straffte sich um das Steuer.
    Der Blauwal regte sich nicht, blieb friedlich, wenn auch etwas unsicher, im Mittelpunkt des Halbkreises von Orcas. Er ist so ruhig, dachte Cora bewundernd. Weiß er, daß wir ihn töten oder ernsthaft verletzen könnten? Die Energiekanone am Bug war bewußt nicht auf den Bartenwal gerichtet, wohl aber bemannt. Sie konnte in Sekundenschnelle auf ihn eingestellt und abgefeuert werden.
    Vielleicht hat er in diesem Augenblick einen Notruf an die Hunderte seiner Artgenossen ausgeschickt, die an dem Angriff auf Vai’oire teilgenommen haben, dachte Cora. Das ist absurd, korrigierte sie sich. Jeder solche Ruf wäre sofort von den Orcas aufgefangen und gemeldet worden, vermutlich auch von den Ortungsanlagen des Schiffes.
    »Wozu großer Bruder töten Menschenleute?« fragte Mataroreva und übernahm damit von Wenkoseemansa die Führung des Verhörs. »Menschenleute Freunde von Großen. Nicht angreifen, nicht bedrohen Große oder Kinder von Großen. Wozu Große und Vetter so schrecklich töten Menschenleute?«
    Langsam und als litte er Schmerzen, erwiderte der Blauwal: »Dieser Große hier nicht wissen. Schwer zu überlegen.«
    Die Orcas waren nicht imstande, die >Stirn zu runzeln<, aber Cora hatte den Eindruck, als würde das verwirrte Schnattern, das sie vernahm, etwa dasselbe vermitteln wie diese menschliche Geste.
    »Aber du hast teilgenommen?«
    »Dieser hier ja.«
    »Hat getötet?«
    »Hat getötet«, stieß der Blauwal gequält hervor. »Weiß nicht warum. Dieser hier nicht wissen. Nicht inseits wissen, warum dieser hier angreifen. Schwer zu überlegen.«
    »Etwas – jemand – dich überzeugen, dich angreifen?« drängte Mataroreva. »Was sagen?«
    »Nicht wissen.«
    »Großer angreifen – töten Menschenleute, welcher Grund? Große das tun. Wer Große sagen, das tun? Versuche zu wissen!« Mataroreva starrte über die Reling, als könnte er den großen Wal mit bloßer Willenskraft zur Antwort zwingen.
    »Wissen… schwer sein. Schwer zu überlegen. Finstere Wasser. Nicht können wissen.« Er schüttelte leicht den Kopf. Die plötzliche Dünung ließ das Superflügelboot schwanken, und die an Bord Anwesenden hielten sich an der Reling fest. »Hart nachdenken. Schmerzen zu überlegen. Keinen Sinn machen.« Wieder zuckte der Kopf, und sein ganzer Körper erbebte, so daß das Unterdeck des Schiffs mit Wasser überschüttet wurde. Die riesige Kreatur war sichtlich erregt. »Nicht können erinnern!«
    Der Wal drehte sich herum, und das Flügelboot drohte zu kentern. Im Wasser hatten die Orcas alle Mühe, ihre Position zu halten. Cora klammerte sich mit einem Arm an die Reling und drehte die Lautstärke ihres Translators herunter. Die Stimme des Blauen klang jetzt betäubend.
    »Angreifen – töten – nicht mögen! Aber keine Wahl! Mußte tun! Befohlen zu tun! Nachdenken schmerzhaft! Dieser hier jetzt verlassen!«
    Und die mächtigen Flossen hoben sich wie die Schwingen eines riesigen grauen Vogels. Der Kopf tauchte unter, als der Wal seinen Rücken krümmte. Die Tasterschirme im Kontrollraum des Superflüglers zeigten die winzigen Punkte der Orcas,

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