Cachalot
die ihm den Weg freigaben, als der gigantische Bulle schnell und ohne zu zögern dem Schweigen der Tiefen entgegentauchte.
Langsam beruhigte sich das Wasser. Das Schiff hörte auf zu stampfen. Cora schob sich den Translator wieder zurecht. »Die Wale sind also offensichtlich nicht verantwortlich. Jemand lenkt sie.«
»Wer auch immer es ist, er kann sie dazu zwingen, eine Stadt anzugreifen«, murmelte Merced nachdenklich. »Aber wir können keinen von ihnen dazu zwingen, und was er getan hat, zu erklären.«
»Ich begreife immer noch nicht, wie man etwas zwingen kann, das hundert Tonnen wiegt«, beharrte Rachael. »Geschweige denn Dutzende davon.«
Cora fuhr sie an, ohne es zu wollen: »Gedanken wiegen nicht viel. Ich denke, es ist ziemlich klar, daß wir es hier mit irgendeiner Art Bewußtseinskontrolle zu tun haben. Etwas, das die Wale, nicht aber Menschen zwingen kann. Sonst könnten ja diejenigen, die hinter diesen Verbrechen stehen, einfach die Bewohner einer jeden Stadt dazu bringen, sich in die Luft zu sprengen. Das Commonwealth beobachtet alle Forschungsarbeiten sehr gründlich, die auch nur im weitesten Sinne mit dem Zentralnervensystem oder geistiger Modulation zu tun haben. Aber schließlich waren die Cetacea hier in ihrer geistigen Entwicklung aus eigener Wahl völlig isoliert – damit würden sie sich ideal als Versuchsobjekt für jemanden eignen, der ein solches Kontrollsystem ausprobieren möchte.«
»Nicht nur, daß es keine Wirkung auf Menschen hat«, meinte Merced. »Ich vermute sogar, daß es nicht einmal auf die Zahnwale wirkt. Ganz sicher nicht auf die Orcas und die Delphine, wahrscheinlich auch nicht auf die Catodonten und ihre Verwandten.«
»Das ist richtig«, pflichtete Cora ihm grimmig bei. »Vielleicht ist es noch nicht fertig. Vielleicht sind die Catodonten die nächsten, die an die Reihe kommen, gemeinsam mit den Orcas – und dann wir. Wir können es nicht riskieren, diesen Pakt zu brechen, unter gar keinen Umständen, aber ich kann mir durchaus jemanden vorstellen, der aus ureigenstem Interesse bereit sein sollte, dieses Risiko einzugehen.«
»Das können wir nicht«, protestierte Mataroreva sofort. »Wir haben es einmal versucht und sind damit nicht weit gekommen.«
»Wir wissen jetzt mehr. Ich würde meinen, daß es die Catodonten interessieren sollte. Eigentlich sollte es das, wenn sie wissen, was gut für sie ist.«
»Ich sage Ihnen doch immer wieder«, entgegnete er ärgerlich, »die denken in ganz anderen Kategorien als wir. Gleichgültig, was wir erfahren haben, und ohne Rücksicht darauf, was wir vielleicht sagen würden, die sehen das zuerst und zuvörderst als einen weiteren Angriff auf ihre selbstgewählte Isolation an, auf die Zeit, die sie nur zum Nachdenken verwenden. Wir könnten es bei einer anderen Herde versuchen…«
Cora schüttelte den Kopf. »Es muß dieselbe sein, mit der wir schon einmal gesprochen haben. Wir haben nicht die Zeit, eine Beziehung zu einer neuen Herde herzustellen, selbst wenn wir einmal annehmen, daß wir gleich eine finden könnten, und wir haben auch nicht die Zeit, noch einmal von vorne zu beginnen. Es muß Knollenkiefers Herde sein.«
»Sie könnten einen zweiten Versuch als Provokation betrachten«, warnte er sie. »Das haben sie uns ja eigentlich zu verstehen gegeben.«
»Haben Sie eine bessere Idee?«
»Nein, ich habe keine bessere Idee!« schrie er sie verärgert an. »Aber ich habe auch keine, die genauso gefährlich ist.«
Im juristischen Sinne unterstanden sie den Anweisungen der örtlichen Verwaltungsbehörde. Also wurde die Frage Hwoshien vorgelegt.
»Wir wollen es versuchen«, entschied er schließlich. »Es bietet uns die beste Chance, schnell zu einer Lösung zu kommen.«
»Es bietet auch die beste Chance, unser inzwischen erfahrenes Forschungsteam auszulöschen«, hielt Mataroreva dem entgegen. »Wenn wir uns der Herde nähern, und die Leitbullen zu dem Schluß kommen, daß es sich um einen Angriff handelt, haben wir nicht die winzigste Chance, lebend davonzukommen.«
»Ich bin bereit, auf den Pakt zu vertrauen«, erwiderte Hwoshien. »Ich glaube nicht, daß sie ihn diesmal brechen werden, nur um das Recht zu schützen, allein gelassen zu werden. Und unsere neue Information könnte sie tatsächlich, wie Miß Xamantina meint, interessieren.«
»Das kann man nicht vorhersagen«, murmelte Mataroreva. »Sie verstehen sich auf Leute, Yu, ich auf Cetacea. Eine Gruppe von Menschen würde nicht gewalttätig auf die
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