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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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knapp. Auch er blickte nach vorn. »Ja, ich sehe sie blasen.« Cora kniff die Augen zusammen, konnte aber am Horizont nichts ausmachen. So alt Hwoshien auch sein mochte, seinen Augen war sein Alter nicht anzumerken.
    »Ich sehe sie nicht.«
    Er wies nach vorne. »Dort…« Dann runzelte er leicht die Stirn. »Nein, jetzt seh ich sie auch nicht mehr. Ich habe schon damit gerechnet, daß sie das tun würden.«
    Und da kam auch schon die Bestätigung: »Sir, die Herde taucht.«
    »Alle? Die Kälber auch?«
    »Das sieht man auf dem Schirm«, erklärte der Matrose. Hwoshien gab keine Antwort und starrte weiterhin nach vorn, den Rücken so gerade wie eine Eisenstange, die Augen starr und kalt zum Horizont gewandt.
    »Nun, viel länger als zwanzig Minuten können sie nicht unten bleiben«, murmelte Cora. »Nicht mit Kälbern.« Sie drehte sich um und musterte Mataroreva verstohlen. Der hünenhafte Mann wirkte gespannt, und sein sonst rundlich-joviales Gesicht blickte zutiefst besorgt.
    »Die werden verdammt schnell heraufkommen, sobald sie erkannt haben, daß wir nicht locker lassen werden.«
    Er macht sich Sorgen, dachte sie. Sorgen schon, aber er hat keine Angst. Angst kennt er nicht. In moralischer Hinsicht völlig unschuldig, aber dennoch ein bewundernswerter Mann. Einer der wenigen. Vielleicht war sie genau das, was ihn kurieren könnte.
    Wenkoseemansa war jetzt zurück. Er schwamm parallel zum Schiff und sprang aus dem Wasser, um zu bestätigen, was die Sonargeräte bereits gemeldet hatten.
    »Warum tauchen die eigentlich?« fragte Cora. »Schließlich wissen sie doch ganz bestimmt, daß wir ihre Position kennen. Die können uns nicht abschütteln.«
    »Dafür könnte es verschiedene Gründe geben«, meinte Mataroreva, der den Horizont studierte. »Vielleicht wollen sie damit ihr Mißvergnügen zeigen und uns beiläufig die Chance geben, unseren Kurs zu wechseln – und unsere Absicht. Oder es ist ihnen völlig egal. Schließlich beeinträchtigen wir ja das, was sie tun, noch nicht. Es könnte ein ganz normales Tauchmanöver zur Nahrungsaufnahme sein.« Jetzt lächelte er. »Es wäre typisch für sie, rings um uns aufzutauchen und unsere Anwesenheit völlig zu ignorieren, ganz zu schweigen von unseren Fragen.«
    Minuten später berichtete der Rudergänger mit bewundernswerter Gelassenheit: »Jetzt sind wir genau über ihnen, Sir.«
    »Halten Sie sich knapp hinter der Herde, so nahe es geht!«
    »Ja, Sir.«
    Das Tragflügelboot verlangsamte seine Fahrt. Sie kreuzten weitere fünfzehn Minuten hinter den getauchten Walen, ehe die Ortung sich wieder meldete. »Jetzt kommen sie herauf, Sir.«
    »Gut«, sagte Hwoshien in die Sprechanlage. »Halten Sie uns auf Position, bitte!«
    »Steigen immer noch.« Dann eine Pause. »Sollten wir nicht ein wenig weiter zurückfallen, Sir?«
    »Nein. Halten Sie Ihre Position und Ihre Geschwindigkeit!«
    »Wechseln Kurs, Sir. – Sie kommen jetzt rings um uns herauf.« Immer noch keine Panik in der Stimme des Matrosen, obwohl seine Worte etwas schneller heraussprudelten, dachte Cora. Hwoshien blieb reglos stehen und sagte nichts, starrte weiterhin interessiert über den Bug.
    »Zwanzig Meter. Fünfzehn.« Die Maschine raste.
    »Position halten!« befahl Hwoshien mit fester Stimme. »Wir wollen ihnen zeigen, daß wir keine Angst haben. Sie wissen, daß sie uns nicht überraschen. Wir dürfen ihnen nicht das Gegenteil zeigen. Außerdem«, meinte er zu Cora gewandt, »ist es ohnehin zu spät, etwas zu tun.«
    »Fünf… vier…«, zählte der Techniker. »Drei… zwei… «
    Im einen Augenblick bestand ihr Universum aus ruhiger See, einer friedlichen Sonne, ein paar weißen Wolkenschiffen an einem Himmel so blau wie eine Klinge aus Azurit und dann war es plötzlich mit einem Bild angefüllt, das nur wenige Menschen je hatten sehen dürfen.
    Die Intelligenz hatte mehr als nur das Vermögen zu denken mit sich gebracht. Sie hatte auch einen Sinn für Ästhetik bewirkt, verbunden mit einer einmaligen Einhelligkeit des Wollens. Die ganze Herde, etwa zwei- bis dreihundert erwachsene, heranwachsende und junge Wale, schossen gleichzeitig aus dem Meer. Im einen Augenblick war die See ruhig und die Luft leer.
    Im nächsten war sie mit zweihunderttausend Tonnen und mehr graubraunen Fleisches erfüllt.
    Die Herde hing eine Sekunde lang in der Luft, eine Sekunde, die keiner der Betrachter je vergessen würde. Dann fiel sie konvulsivisch in die See zurück. Weißer Donner erschütterte den schläfrigen

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