Cademar-Günstling der Magie
für ihn, wenn niemand den Magiern berichten konnte, einen allein reisenden Jungen gesehen zu haben.
Am Waldrand stieß er auf einen schmalen Bach, an dem er sich wusch und seinen Durst stillte. Dann aß er einen der Äpfel, die er mitgenommen hatte, während er den Wald hinter sich ließ.
Die Felder von Heffem erstreckten sich vor ihm – ein fruchtbarer Landstrich, in dem Getreide und Mais angepflanzt wurde und in dem unzählige Apfel- und Kirschbäume verteilt waren, mit deren Früchten er seine Tasche auffüllen konnte. Großbauern hatten ihre Gutshöfe in den Feldern errichtet, bestellten die Äcker und züchteten stattliche Pferde. Ein solches Gehöft wollte Cademar eines Tages in Klarbach besitzen – das war sein Wunsch. Die Entfernungen zwischen den einzelnen Höfen auf den Feldern von Heffem waren so groß, dass es für Cademar ein Leichtes war, ungesehen weiter nach Osten ziehen zu können. Er beschloss, zunächst Junkerstatt anzusteuern. Die Stadt am Fluss Karra war der Hauptumschlagplatz für die Erzeugnisse der Felder von Heffem. Zur Erntezeit legten täglich mehrere Schiffe ab, fuhren südwärts nach Halburg, das sich an der Meeresmündung befand, um dort ihre Ladung zu lichten. In Junkerstatt würde Cademar zunächst untertauchen können. Vielleicht würde er auch auf einem Schiff anheuern, das flussaufwärts ins Landesinnere fuhr, doch zunächst musste er in Erfahrung bringen, was ihn dort erwarten würde. Auch im Norden konnte es eine Magierstätte geben, von der er sich fernhalten musste. Und selbst wenn nicht – die Gesandten der Lichtfeste konnten überall sein. Ihm wurde bewusst, wie wenig er über die Einzelheiten von Asugol wusste – sein ganzes Leben hatte er in Klarbach verbracht, abgesehen von gelegentlichen Reisen nach Bergfried und kurzen Besuchen von Junkerstatt oder Halburg.
Die Sonne strahlte mit der Kraft des nahenden Sommers auf die Felder herab, und Cademar begann während seines Marsches zu schwitzen. Er machte Bögen um Feldarbeiter, sobald er ihrer gewahr wurde, und zog unbehelligt weiter nach Osten.
Die folgende Nacht verbrachte er im Heu einer Scheune, wo ihm einige Katzen Gesellschaft leisteten. Schon vor Sonnenaufgang machte er sich wieder auf den Weg. Kein Bewohner des Gutshofs hatte den nächtlichen Gast in der Scheune bemerkt, und auch an diesem Tag kam Cademar gut voran.
Als er schließlich das Stadttor passierte, war es früher Abend, und er war froh, endlich diesen Teil seiner Reise hinter sich zu haben. Sein letzter Besuch in Junkerstatt, gemeinsam mit seinem Vater, lag schon zwei Jahre zurück.
Die Stadt wurde von der Karra geteilt, und der Fluss war zu breit, um eine Brücke darüber zu errichten, weshalb unablässig Fährschiffe zwischen den beiden Ufern pendelten. Auf beiden Seiten der Stadt ragten Holzstege und Anleger in den Fluss, der so tief war, dass sogar Dreimaster nach Junkerstatt kamen, um Ladung aufzunehmen oder zu lichten. Anders als Halburg, das von Forts der Garden umgeben war, die den Magiern unterstanden, gab es keinerlei Militär in Junkerstatt. Niemand kümmerte sich darum, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, es herrschte das Gesetz des Stärkeren. Und als Cademar, der noch nie zuvor eine Stadt ohne die Begleitung seines Vaters betreten hatte, an diesem Tag nach Junkerstatt kam, fühlte er sich alles andere als stark.
Ziellos wanderte er über das Kopfsteinpflaster der Gassen, bis er am Hafen ankam. Dort herrschte immerzu Gedränge und Gebrüll, und ohne zu wissen, wohin er sich wenden sollte, ging er weiter, bis er von einer Horde Trägern, die von einem Kommandanten angetrieben wurden, an eine Hauswand gedrückt wurde und dort verharren musste, bis sie passiert hatten.
Cademars Blick wanderte zum gegenüberliegenden Ufer, und er fragte sich, ob er eine Fähre besteigen und übersetzen sollte, um am anderen Ufer eine Bleibe zu suchen. Dann konnte er schon früher weiter nach Osten ziehen. Er hatte noch nie davon gehört, dass es östlich von Junkerstatt auch Magier gab. Die meisten von ihnen waren in Halburg und bei dem Lavastreifen vor der Dämmerschlucht stationiert, und vermutlich residierten die meisten von ihnen in der Lichtfeste. Über das Land, das sich jenseits des Flusses nach Osten erstreckte, wusste Cademar genau genommen überhaupt nichts, außer dass irgendwo in dieser Richtung das undurchdringliche Höllendickicht begann, die östliche Begrenzung von Asugol. Er fragte sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen
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