Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
machte. Und für mich auch nicht.
Aber jetzt hatte ich Adriennes freundliche Einladung lange genug ausgenutzt. Deshalb würde es eine Erleichterung sein, hier wieder herauszu
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»Ach, du meine Güte! Was ist denn mit Ihrem Anzug passiert?«
Patrick hatte … oh, würg! Er sah ganz furchtbar aus! (Roch aber toll: Plötzlich hatte ich schrecklichen Appetit auf French Toast.) Sein dunkles Haar glänzte vor Sirup. Seine Jackenaufschläge waren klebrig. Er roch wie ein Ahornsirupsammler. Und lächelte mich an.
Er lächelte!
»Ah, da sind Sie ja wieder. Shiro kam mir ein bisschen verklemmt vor. Sie ist nicht lange geblieben. Hab ich was Falsches gesagt?«
»Oh, Gott.« Ich hielt die Hand vor die Augen. »Sie haben Shiro gesehen? Tut mir leid. Sie mischt sich nicht gern unter Leute. Ich … «
»Sie ist wirklich ein bisschen verspannt«, stimmte er zu, »aber dazu hat sie ja auch allen Grund. Außerdem war Adrienne offenbar der Meinung, meinem Anzug fehle der kleine, aber feine Sirup-Touch.«
Meine Hände wurden bis zu den Gelenken taub (Stress zeigt sich bei mir auf seltsame Weise), dann fielen sie in meinen Schoß und ich entdeckte acht kleine Nagelabdrücke in den Handflächen. Ihre schlechte Angewohnheit, die ich immer ausbaden muss.
Um ein Haar hätte ich aufgeschrien. O Gott, o Gott, o Gott! Ich war also verschwunden und statt meiner war Adrienne aufgetaucht? Und hatte mit dem Sirupkrug nach Patrick geworfen? Und … na ja, okay, gerechterweise musste man zugeben, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. Aber auch so war es peinlich genug. Ich war ziemlich sicher, dass Patricks erster Besuch in Minneapolis auch sein letzter sein würde.
»Sie … Sie haben uns alle gesehen?«
»Wenn alle drei bedeutet, dann ja.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Ich war keine fünf Minuten fort gewesen. Wir saßen immer noch in unserer Nische. Adrienne hatte also gar keinen wirklichen Schaden angerichtet. Und Shiro ebenso wenig.
Abgesehen von meinen Therapiesitzungen und dem einen oder anderen Abend mit Cathie wollte mir keine Situation einfallen, in der ein Mensch in nicht einmal fünf Minuten mit uns allen konfrontiert gewesen war. Und wenn doch, dann muss es ein Arzt gewesen sein und ganz gewiss kein Laie, so wie der anwesende Konditor.
Ich hatte keinen Schimmer, worüber ich mich jetzt noch mit Patrick unterhalten konnte.
Aber zum Glück musste ich das auch nicht. Denn das Reden besorgte er. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich ein Date für den Abend.
Das brachte mich dann doch ins Grübeln: Wer von uns war denn nun eigentlich verrückt?
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Als mich Patrick am Abend abholte (jetzt in einem anderen Anzug, ohne Krawatte und mit offenem Hemdkragen, sodass ein paar Brusthaare zu sehen waren), war mein Grübeln zu einem Ergebnis gekommen: Die Verrückte war doch ich. Woher nahm ich bloß die Gewissheit, dass diese Verabredung funktionieren konnte? Erst brachte ich den Mann in Gefahr – und kaum vierundzwanzig Stunden später dasselbe noch mal?
Es spielte in diesem Zusammenhang auch keine Rolle, ob Patrick Baskin Robbins mochte oder nicht. Ich war schließlich keine Eiscreme-Kette (Adrienne hingegen leistete sich öfter mal ein Eis. Das glaube ich, weil ich eines Morgens nach dem Aufwachen feststellen musste, dass mein Hintern voller Minzeis mit Schokosplittern war), sondern eine gut ausgebildete Bundesagentin – die sich aber leider kaum zurückhalten konnte, anderen Menschen schlimme Verletzungen zuzufügen!
»Das Date ist abgesagt«, teilte ich meinem Date mit und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
Doch Patrick schob seinen Fuß – schicke Schuhe! – gerade noch rechtzeitig in den Spalt und drückte die Tür wieder auf. »Wer von euch dreien hat jetzt kalte Füße bekommen?«
»Spielt keine Rolle. Sie sollten sich lieber nicht mit Gewalt Zutritt verschaffen. Die nächste Schwester, die hervorkommt, könnte Schlimmeres veranstalten als eine Sirup-Attacke. Und einen Anzug hat sie Ihnen schließlich schon ruiniert.«
»Okay, dann warte ich draußen in meinem super-klasse-tollen Geländewagen. Aber ich werde den ganzen Abend hupen.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Das werden Sie nicht tun.«
»Warum denn nicht? Ich schrecke die gesamte Nachbarschaft mit meinem Riesenkrach auf und stürze Cadence in Verlegenheit. Shiro wird sich schrecklich aufregen und sich zu allem bereit erklären, wenn bloß der Krach aufhört. Und dennoch wird keine von euch dreien wirklich in Gefahr schweben
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