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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Ironie pflegte an George abzuprallen – auch dieses Mal.
    Ich roch an meinen Blumen und versuchte mich zu erinnern, wann mir jemand zum letzten Mal Lilien geschenkt hatte. Natürlich! Cathie, an meinem letzten Geburtstag. Sie musste Patrick erzählt haben, dass Lilien meine Lieblingsblumen waren.
    Es war vielleicht absurd – aber meine Laune besserte sich tatsächlich, obwohl wir auf dem Weg zu einem Tatort waren.
    Minuten später, als George auf den nächstgelegenen Parkplatz einbog, stieß ich einen Seufzer aus. War ich wirklich so dämlich gewesen und hatte behauptet, ich würde Tatorte lieben? Shiro hatte recht: Ich war ein Idiot.
    Ich starrte aus dem Fenster und beschloss ein für alle Mal, dass ich Tatorte hasste. Besonders dann, wenn die Bösen außer Rand und Band gerieten und in solchen Massen Leichen hinterließen.
    Ja. Ganz genau. Ich hasste sie.
    Hasste sie.

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    Achtlos warf ich das Blumengestrüpp auf den Rücksitz und musterte die Szenerie. Ich wusste, dass Cadence Tatorte nicht mochte, auch wenn sie anderen das Gegenteil erzählte – und sich selbst dabei belog. Was mich jedoch angeht: Mir gefällt die Effizienz, die die meisten Gesetzeshüter an den Schauplätzen des Verbrechens an den Tag legen. Es gibt wenig Imponiergehabe oder Revierkämpfe und schon gar keine Anbiederei.
    Andererseits kann ich es gar nicht leiden, meine Schuhsohlen mit Blut zu besudeln.
    Ich taxierte die Umgebung und entschied mich, davon auszugehen, dass hier keine Gefahr für Cadence vorlag. Warum war sie dann

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    »… mal auftaucht, findest du nicht?«
    Ich blinzelte benommen und sah auf die Uhr. In der kurzen Zeitspanne, in der ich abwesend gewesen war, hatte George den Wagen geparkt und war ausgestiegen, war um den Wagen herum zu meinem Fenster gegangen – und nun hämmerte er dagegen. Außerdem hatte er meine Blumen auf den Rücksitz geworfen, dieser erbärmliche Penner. Seine Krawatte mit gestreckten und gevierteilten Pinguinen flatterte im Wind.
    »Häh?«
    »Hey! Aufwachen!« Er drückte seinen Mund an die Scheibe und blies die Backen auf, hauchte das Glas an und verzerrte sein Gesicht, bis er wie ein wütender Ochsenfrosch aussah. »Es gibt Arbeit!«
    Ich seufzte und stieg aus dem Wagen. Vor Ort wimmelte es bereits von Technikern, Streifenpolizisten und Bundesagenten. Dutzende Reporter wurden vom Absperrband zurückgehalten. Die Armen, sie taten doch auch nur, was sie tun mussten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es tat mir wirklich leid zu sehen, wie sie dort hinten stehen mussten, mit ihren Mikrofonen fuchtelten und Kameras auf die Schultern wuchteten.
    Einige der Reporter sahen George und mich, errieten treffend, dass wir hier eine tragende Rolle spielten (oder erkannten uns sogar von der Berichterstattung über Dreierpack), und empfingen uns mit einer Kanonade aus Fragen und

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    Blitzlichter nerven mich unendlich. Jeder Fotoblitz gibt dir durch Aussehen und Geräusch das Gefühl, als wollte dir jemand deine Würde nehmen. Was ja auch, wenn man’s recht bedenkt, wirklich geschieht. Menschen werden zu Abbildern reduziert. Die Experten am Tatort werden ihrer Gedanken und Stimmen beraubt. Pornografie im Anzug.
    Die quotenbesessenen Kuppler des allmächtigen Fernsehens rückten George und mir wie eine Rotte tollwütiger Bluthunde auf die Pelle, sie bellten und heulten und fuchtelten mit ihren Mikrofonen.
    Es war wirklich zum Speien. Sie versteckten sich hinter dem Ersten Zusatzartikel der Verfassung und entschuldigten ihr scheußliches Benehmen mit dem Recht der Öffentlichkeit auf Informationen.
    Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information, in der Tat. Sie hat ein Recht, das zu wissen, von dem wir – die Regierung – vermuten, dass es den Menschen nützt. Nicht mehr und nicht weniger.
    Ein Krankenwagen fuhr vor und die Reportermeute begann, wie eine Ferkelherde zu quieken. Sie winkten tatsächlich wie verrückt, drängten weiter vor und schrien laut los. Es fiel mir zunehmend schwer, der Versuchung zu widerstehen, ein paar Nasen einzuschlagen. Ich stürmte zwischen den Journalisten hindurch, stieß mir die Schultern an den Kameras und hatte gerade beschlossen, dass meine Anwesenheit hier eher von Nachteil war, als

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    »Gut, dass Sie da sind!«
    Ich blinzelte verwirrt. Soeben hatte ich die Reihe der Fotografen und Reporter durchbrochen, die mich bedrängt hatten, und nun stand ich vor dem Haus. Es war ein unscheinbares Häuschen, wie es sich die Leute als erstes Eigenheim anschaffen, weiß

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