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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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mit roten Fensterläden, einem vernachlässigten Vorgarten und einer bescheidenen Zweiergarage – falls man seine Garage lediglich für Fahrräder nutzen wollte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie’s überhaupt noch schaffen.«
    Es war Detective Clapp, der da sprach, und er sah scheußlich aus. Aber ich höchstwahrscheinlich auch. Dieser Mörder mit dem Dreier-Tick machte buchstäblich jeden fertig.
    »Kommen Sie, Sie müssen sich das anschauen, kommen Sie rein!«
    »Clapp, Sie kriegen noch ’n Schlaganfall, wenn Sie nichts einnehmen.« George musterte Clapps Pupillen und schnupperte nach seinem Atem. »O Scheiße! Wie viele Frappuccinos haben Sie denn intus?«
    »Hab nach dem achten aufgehört zu zählen.«
    Wow. Detective Clapp vibrierte geradezu. So hatte ich ihn noch nie erlebt … und der Mann liebte seinen Kaffee wie Astronauten ihren Sauerstoff.
    »Gibt es wieder ein überlebendes Opfer?«, fragte ich und entspannte mich ein wenig.
    »Nein, diesmal nicht. Kommen Sie. Jetzt kommen Sie doch schon!«
    »Ist ja gut, Detective. Alles in Ordnung«, log ich. Denn in diesem Augenblick war überhaupt nichts in Ordnung. »Gehen Sie vor, wir sind direkt hinter Ihnen, gehen Sie nur vor.«
    »Genau. Na schön! Okay! Kommen Sie!«
    George und ich wechselten einen Blick. Für einen Moment verstanden wir uns bemerkenswert gut. Clapp war überhaupt nicht bewusst, dass er brüllte.
    Was war nur in dem Haus? O Gott, was erwartete mich jetzt schon wieder?
    »Wow«, murmelte George, während wir dem Detective durch das ganze Haus bis zu einem Raum folgten, der offenbar das rückwärtige Schlafzimmer war. »Vielleicht sollten wir ihm besser einen Krankenwagen rufen.«
    »Er wird schon wieder«, sagte ich zweifelnd. Allmählich löste sich meine Beklommenheit ein wenig auf, denn ich erblickte nirgendwo Anzeichen von Gewalt. Falscher Alarm? Ein Nachahmungstäter? Oder doch ein Dreierpack-Tatort, aber nicht so grässlich blutig und aufwendig inszeniert wie die anderen? Vielleicht war es ja diesmal gar nicht so schlimm.
    Aber George war völlig durch den Wind, und das machte mich doch schrecklich nervös. Er hatte nicht einmal Jerry Nance bemerkt, der sich in der Küche zu schaffen machte und pedantisch in Schränken, Spülbecken und dem Kühlschrank herumstocherte. Gott allein wusste, wie viele Gewürze er bereits in seinen selbst genähten Taschen verstaut hatte.
    »Ach, du Scheiße! «, stieß George hervor und stoppte so plötzlich, dass ich in ihn hineinrannte.
    Ich wollte eben den Mund öffnen und ihn wegen unprofessionellen Verhaltens ausschimpfen, als ich es ebenfalls sah. Meine Zähne schlugen so hart aufeinander, dass ich mir fast die Zungenspitze abgebissen hätte.
    Ein Schlafzimmer. Pastellfarben gestrichene Wände. Möbel von HOM. Eine Tür, die vermutlich zu einem Einbauschrank gehörte. Drei Opfer. Drei Frauen – das war neu. Meine Nasenflügel blähten sich unwillkürlich, als der durchdringende, Übelkeit erregende Geruch von frischem Blut in meine Nase drang. Die Bettdecke war von Blut durchtränkt. Die Leichen jedoch standen aufrecht an der Wand, gehalten von ich weiß nicht was, und hielten sich an den Händen.
    Eine hochgewachsene, schlanke Blondine.
    Eine kleinwüchsige Asiatin.
    Eine muskulöse, langbeinige Rothaarige.
    Und über ihnen stand mit Blut geschrieben ein einziges Wort:
    BALD.
    Gleich würde ich kotzen. Oder ohnmächtig werden. Oder ohnmächtig werden und dann kotzen. Mit den Zähnen knirschen würde auch nichts helfen. Er kannte mich, er kannte meine Schwestern, er wusste über uns Bescheid, er kannte unser Geheimnis, und – o Gott, was ging hier bloß vor, o Gott bitte, bitte bitte sag mir was
    was
    Wie aus weiter Ferne hörte ich Georges Stimme. Seltsam. Er klang … besorgt? Nein. Verängstigt. Wie unglaublich
    »Oh, verdammt! Gleich schlägt sie um sich!«
    seltsam.
    »… zurück! Alle sofort zurück! Fasst sie nicht an! «
    was
    nein o nein
    was
    ( Daddy pass auf! Die Gans, Daddy, die Gaaaaaaaans! )
    »WAS IST HIER LOS?!«, kreischte ich. Dann fiel ich rückwärts in einen blutüberströmten Tunnel, der sich rasch weitete.
    Glauben Sie mir: Ich war froh, dass ich abtrat.

59
    Ich blickte die Wand an und brachte es nicht übers Herz, auf Cadence böse zu sein. Sie war dieser Art Belastung nicht gewachsen und würde es nie sein.
    Arme Cadence.
    Und ich auch.
    »Äh … « George näherte sich vorsichtig. »Shiro?«
    »Ja.« Überall Seufzer der Erleichterung. Fast hätte ich gelächelt.

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