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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Unser Ruf eilte uns eben voraus. »Vorerst.« Alle strafften sich wieder. »Jetzt verstehe ich, warum Sie so erpicht darauf waren, dass wir es sehen sollten«, sagte ich zu Detective Clapp, der den Eindruck machte, als ob er bei der nächstbesten Gelegenheit aus seinem Men’s-Wearhouse-Anzug spränge.
    Ich wandte mich an George. »Vielleicht sollten wir uns allmählich mal an die Arbeit machen?«
    Und das taten wir.

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    »Haben Sie irgend eine Ahnung, was das bedeutet?«, fragte einer der Techniker. Wir trugen bereits Schutzanzüge und - schuhe, sammelten Beweismittel und fotografierten und taten die tausend anderen Dinge, die man an einem Tatort eben so tut.
    »Noch nicht«, erwiderte ich. Insgeheim fand ich es amüsant, wie erleichtert die meisten Kriminaltechniker waren, wenn statt Cadence meine Wenigkeit auf der Bildfläche erschien. Cadence’ nimmermüder Charme konnte nämlich ziemlich anstrengend sein. Alle Kriminaltechniker, die ich bis jetzt kennengelernt hatte, sahen die Welt auf eine sehr systematische, kausale Weise. Diese Leute legten keinen Wert auf Zuspruch und Charme. Sie waren nur an Fakten interessiert.
    Und die konnte ich normalerweise auch liefern. Doch an diesem Tatort vermochte auch ich nur mit vagen Vermutungen aufzuwarten.
    Ich las den neuesten Teil aus einem Sonett, der auf der Frisierkommode hinterlegt war.
    »O träge Muse! Sprich, wie willst du’s sühnen,
    Dass Wahrheit du mit Schönheit nicht verklärt?
    Wahrheit und Schönheit muss dem Liebsten dienen,
    Auch du dienst ihm, und das gibt dir den Wert.«
    Diese Sonette, die mir vorher lediglich seltsam und rätselhaft vorgekommen waren, bekamen nun einen entschieden bedrohlichen Klang.
    Es waren Liebesbriefe, wie ich endlich begriff.
    Briefe an meine Schwestern und mich.
    Dreierpack hatte schon von seinem ersten, zwei Bundesstaaten entfernten Tatort aus zu mir gesprochen.
    Und nun war er hier. In meiner Stadt. Dort, wo ich zu Hause war.
    »Das wird ihm noch leidtun«, grollte ich. »Er wird noch einsehen, wie dumm es war, eine Spur zu hinterlassen. Wie kindisch und dumm!«
    »Gutes Mädchen«, sagte George. »Du kannst ihn zum Quieken bringen wie ein Ferkel, sobald du ihn in deinen Fängen hast. Dann wirst du dich besser fühlen.«
    »Auf jeden Fall«, stimmte ich zu – und lächelte meinen Partner tatsächlich an!
    Nach dem neuerlichen Studium der Akte hatte ich begonnen, mich zu fragen, ob unser Mörder vielleicht eine multiple Persönlichkeit war. Denn dieser Tatort, der ganz deutlich auf uns gemünzt war, schien darauf hinzudeuten, dass er (oder sie) viel mehr über mich und meine Schwestern wusste als wir über ihn.
    Als die Techniker die Reißverschlüsse an den Leichensäcken schlossen, ging ich auf sie zu, hob fragend die Augenbrauen und zog jeden Verschluss wieder ein Stück auf. Mit dem Daumen hob ich die Augenlider der Leichen an und vergewisserte mich, dass die Augenfarben ebenso wie der unterschiedliche Körperbau, die Nationalität und der Teint haarscharf getroffen waren.
    Nicht wahr? Ich kniete neben den Leichen, ließ dann zerstreut das Lid des dritten Opfers los und sah zu, wie es sich langsam wieder schloss.
    Interessant.

61
    Patrick rief an, während ich noch am Tatort weilte. Ich machte es kurz, das Gespräch, vielleicht sogar ein wenig zu kurz. Es lag keineswegs in meiner Absicht, unhöflich zu sein oder Cadence’ Liebesleben zu ruinieren. Aber die Arbeit ging eben vor.
    Dennoch überraschte mich meine eigene Reaktion – er hatte mich sehr enttäuscht. Dieser Mann hatte es geschafft, mich an dem Abend auf dem Parkplatz vor Ottavio’s mit seinen Launen fuchsteufelswild zu machen. Und nicht nur mich: Wir waren alle drei wütend gewesen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    Ungefähr vier Stunden später war ich endlich zu Hause, mit bohrenden Kopfschmerzen. Wenn ich zu lesen versuchte, verschwammen die Worte ineinander, und von Tatortfotos – geschweige denn Tatorten – hatte ich nun wirklich genug. Es war Stunden her, seit ich mein leckeres Entenmahl zu mir genommen hatte, deshalb schusterte ich mir nun einen Abendimbiss aus Eiskaffee und Kochbeutelreis zusammen.
    Ich schloss die Kühlschranktür … und erstarrte, als ich Schritte auf dem Hausflur hörte. Genau vor meiner Wohnungstür hielten sie an.
    Na, großartig. Ich hoffte inständig, dass es der Mörder war. Dieser ganze Mist wäre im Nu vorbei, wenn ich nur einmal meine Hände um seinen Hals legen könnte. Ich würde ihn hübsch langsam

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