Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
Schachtel kosten müsste. Und nun nannte ich sie mein Eigen.
Wir waren schon fast wieder bei der Dienststelle angekommen, wo ich meinen Lunch genießen wollte, während ich die Akten durchging. Der Duft, der aus der Schachtel drang, war himmlisch – nein, besser. Ahhh, Ente.
George schüttelte den Kopf. »Ich glaub’s einfach nicht, dass du zwanzig Mäuse für ein blödes Huhn ausgibst.«
Ich beachtete ihn nicht.
»Wir hätten zu Culver’s gehen können. Ach, Scheiße.«
»Hör auf zu jammern.«
»Ich hab ’ne ganze Menge zu jammern – und du auch.« Als wir durch das Foyer trabten, sah ich, was George meinte: Frick und Frack waren soeben aus dem Fahrstuhl getreten und kamen nun geradewegs auf uns zu.
Ganz plötzlich entwickelte ich starke Beschützergefühle für meine Ente. Fest umschloss meine Hand die Doggy Bag, in der die durchweichte Schachtel lag.
»Och, wenn das man nicht das liebende Paar is’«, sonderte Frack ab.
»War er schön, euer Mittags-Quickie?«
Ich würdigte sie lediglich eines herzlichen »Haltet die Klappe!«.
Die beiden Veteranen wechselten einen Blick. »Hey, wir gönn’ euch ja euer Vergnügen. Also, wer sind Sie jetzt? Sie sin’ jetzt grad die Waffenexpertin, nich’?«
»Und warum genau wollen Sie das wissen?«
»Wir haben das höhere Dienstalter«, machte der andere geltend. »Eigentlich war das unser Fall, aber wir haben jetzt diesen scheißverfluchten Betrugsfall aufgehalst gekriegt, während ihr Psychos jagen dürft.«
»Man braucht ’nen Psycho, um ’nen Psycho zu fangen«, höhnte Frack. Von Seiten eines amtlich bestätigten Kleptomanen und Brandstifters war das eine interessante Bemerkung. Frack war ein Dieb mit mieser Impulskontrolle, der vermutlich bis zu einem Alter von vierundzwanzig Jahren Bettnässer gewesen war. »Wie kommt’s, dass Michaela euch den Dreierpack-Fall aufgehalst hat?«
»Fragt doch Michaela«, schlug George vor. »Sie liebt es, wenn ihre Entscheidungen im Nachhinein von Deppen kritisiert werden.«
Da tat Frack etwas selbst für ihn unsagbar Dämliches: Er streckte die Hand aus, packte Georges scheußliche Krawatte und zog daran.
Hätte daran gezogen. Ich renkte ihm nämlich den Daumen aus, bevor er seine Absicht ausführen konnte.
»Och«, sagte George fröhlich, wobei er Fracks gellenden Schrei übertönte. »Ich hätte nicht gedacht, dass dir so viel an mir liegt, Shiro.«
»Liegt mir ja auch nicht.« Das entsprach vollkommen der Wahrheit. Aber ich musste diese Eskalation stoppen, bevor sie richtig anfing. Wenn diese Rüpel es nämlich in Ordnung fanden, George an die Krawatte zu fassen, dann würden sie sich auch gleich an meiner Ente vergreifen. Und meine Ente war unantastbar. Deshalb war vorbeugende Gewalt in diesem Fall die beste Maßnahme.
Während Frack seine verletzte Hand zwischen die Oberschenkel klemmte und sich vor Schmerz krümmte, baute sich Frick drohend vor mir auf, sodass wir fast Brust an Brust standen.
»Du machst mich wirklich krank, du verrücktes Miststück. Stolzierst hier rum, als ob deine Scheiße nicht stinken würd. In einem richtigen Kampf bekämst du keine Schnitte, Shiro. Ich würd gern mal sehn, wie du ohne diesen ganzen jüdischen Jitsu-Scheiß mit einem Gegner fertig wirst, du würdest ja keine zwei … «
Ohne meine Ente loszulassen, verpasste ich ihm einen rechten Haken auf die Nase, nahm die Doggy Bag in die andere Hand, schickte eine rechte Gerade hinterher, gefolgt von einem Handrückenschlag mit der gleichen Faust gegen den Unterkiefer. Frick krachte spektakulär in den Tisch der Empfangsdame. Man hörte Verschiedenes zersplittern. Ihre Maus. Ihren Computermonitor. Ihre Sammlung von kleinen Kristalldelfinen. Ihre unteren linken Rippen.
»Wunsch erfüllt.«
»Grüß den Oberarzt in der Notaufnahme von uns«, setzte George noch einen drauf.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging in mein Büro. George folgte mir wie ein bösartiger Welpe auf den Fersen.
52
Ungefähr dreißig Sekunden später sah ich auf und mein Blick fiel auf Pam, die sämtliche ihr aufgetragenen Aufgaben erledigt hatte. Außerdem hatte sie ihren grün-weißen Sushi-Pyjama gegen ein rosa-schwarzes Pudel-Ensemble ausgetauscht. Keine nennenswerte Verbesserung.
»Deine Zeugin ist hier.«
Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch und stocherte mir mit einem Entenflügelknöchelchen in den Zähnen herum. »Ach ja?«
»Tracy Carr? Sie sagt, sie müsse dich sprechen?«
Ich runzelte die Stirn, erwiderte jedoch nichts. Ich
Weitere Kostenlose Bücher