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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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hasse es, wenn Leute Aussagen zu Fragen umformen? Ist das nicht erbärmlich?
    »Sie hat nicht ausdrücklich angegeben, welche von euch … äh, Schwestern sie sprechen will. Wahrscheinlich weiß sie ja auch gar nicht, was mit dir los ist.«
    »Na schön. Ich gehe sofort zum Empfang und hole sie ab.«
    Ich kritzelte noch ein paar Hinweise für Cadence auf ein Blatt, stopfte das Knöchelchen in Georges oberste Schreibtischlade (in der bereits zwei seiner Tote-Tiere-Krawatten lagen) und ging zum Empfang hinunter, wo Tracy Carr saß.
    »Guten Tag.«
    Sie stand sogleich auf. Sie war der einzige Mensch am Empfang, abgesehen von der Rezeptionistin, deren Name mir ständig entfiel (Cadence kannte ihn, sie kannte die Namen aller Leute hier, so unwichtig sie auch sein mochten … die Frau wusste wirklich, wie man Zeit verschwendete), und Opus, dem Hausmeister. Er leerte gerade auf seine bedächtige Art die Recyclingtonnen und antwortete schleppend auf Tracy Carrs Fragen.
    Das erstaunte mich nicht wenig, denn Opus ließ sich selten auf ein Gespräch ein. Opus war ein zurückhaltender, verwirrter und sanfter Hüne, der seit bald zwei Jahren bei BOFFO als Hausmeister arbeitete. Cadence hatte ja eine Schwäche für ihn, und auch ich konnte nicht behaupten, dass er bei mir auf irgendeine Weise angeeckt wäre. Opus wusste nicht, was Small Talk ist, er hatte keinen Begriff von Zeit oder Daten, konnte aber in weniger als zwanzig Minuten die Zahl Pi bis zur tausendsten Stelle hinter dem Komma aufsagen. Wenn ich es nicht selbst einmal gehört hätte, würde ich es nicht glauben.
    Und nun beantwortete Opus in aller Seelenruhe und vollkommen freiwillig Tracy Carrs Fragen – wie er den Morgen verbracht habe, wo er einzukaufen pflege und so weiter. Man musste ihr allerdings zugutehalten, dass sie ihn dabei weder anstarrte noch lachte oder seinem Blick auswich – und zu herzlich gab sie sich auch nicht.
    Wie erfrischend!
    Tracy sah mich, klopfte Opus zum Abschied auf die Schulter und trat zu mir herüber. »Hi. Sie wollten doch, dass ich heute komme?«
    »Ja.«
    »Nun, da bin ich.«
    »Das ist nicht zu übersehen.«
    Opus stand auf eine Art da, die ganz typisch für ihn war: mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf und so stumm wie ein Stein.
    »Danke, dass Sie meinen Gast unterhalten haben«, sagte ich zu ihm.
    »Ich bin da.«
    »Ja.«
    Dann schwieg er wieder. Da ich annahm, dass er nichts mehr zu sagen habe, wandte ich mich zum Gehen. Doch dann vernahm ich einen weiteren Satz. Opus sagte: »Und sie ist auch da.«
    »Ja.« Ich nehme an, bei jedem anderen als Opus hätte mich ein solches Verhalten sehr irritiert. Aber seine Probleme ließen auch mich nicht kalt. Er hatte sich in die Welt hinausbegeben und eine Anstellung gefunden (oder war eingestellt worden), und das war ihm gewiss nicht leichtgefallen. Andere hätten vermutlich einen einfacheren Weg gewählt. Andere hätten sich vor der Welt versteckt. Und die Welt hätte es nicht einmal bemerkt, geschweige denn ihnen gedankt. »Danke.«
    »Okay.« Und er trottete mit seinen geleerten Tonnen davon.
    »Glauben Sie, dass mit ihm alles in Ordnung ist?«
    Eine etwas unverschämte Frage, aber sie war immerhin höflich formuliert. »Für seine Voraussetzungen geht es ihm sehr gut.«
    »Oh. Dann ist es ja okay. Hören Sie, ich wollte mit Ihnen über die Einladung zum Abendessen reden. Wenn wir einfach nur zusammen Kaffee trinken würden, bräuchte ich doch keine Bodyguards. Und ich habe darüber nachgedacht, was Sie gesagt haben, und … Sie haben recht: Es täte mir gut, ein bisschen mehr unter die Leute zu kommen.«
    Cadence und ihre ständigen Predigten über Kontaktpflege! Ich war so nett und kam immer nur dann zum Vorschein, wenn sie beschützt werden musste. Warum konnte sie mir im Gegenzug nicht auch einen Gefallen tun und darauf verzichten, Essenseinladungen wie Konfetti in die Welt zu streuen?
    Oh, gut. Da war sie ja schon.

53
    »Also, vielen Dank«, sagte Tracy und prostete mir mit ihrer Kaffeetasse zu.
    »Nichts zu danken. Wir sollten das irgendwann mal wiederholen.« Ich meinte es ehrlich. Die Unterhaltung mit Tracy hatte mir Spaß gemacht. Sie stellte ausgesucht höfliche und wortgewandte Fragen: Warum ich Kaffee lieber mochte als Tee, warum ich meinen Beruf liebte, welche Mannschaften mir gefielen, und wie ich mich mit den Kollegen bei BOFFO verstand – selbst mit Opus, mit dem Tracy offenbar gesprochen hatte, als Shiro präsent gewesen war.
    »Das fände ich auch nett.« Sie

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