Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
ein Stück. Ich wollte mir ohnehin gerade was zum Lunch besorgen. Bis später, Leute.« Er winkte seinen Angestellten lässig zu, und diese reagierten ebenso lässig, was ich ein wenig respektlos fand, da er doch immerhin ihr Vorgesetzter war. Gallo schien es aber nicht zu stören. Es stand mir jedoch nicht zu, sein Verhalten zu kommentieren, deshalb ließ ich es bleiben.
Er steuerte auf den nächstgelegenen Ausgang zu. Ich nahm an, dass es der Weg zum Parkplatz war. Seine abgewetzte Lederjacke passte perfekt zu seinem Pflegerhabit, das demnächst in alle Einzelteile zerfallen würde. Er brauchte dringend einen Haarschnitt, denn seine dunklen Ponyfransen wehten ihm in dieAugen, und er musste sie durch eine ruckartige Kopfbewegung entfernen. Patrick würde sein Haar nie so unordentlich tragen , dachte ich und durchlebte einen Anfall Cadence-artiger Panik. Warum zog ich Vergleiche? Und warum gefiel es mir so sehr, mit Dr. Gallo allein zu sein? Ich würde mich nicht selber belügen und so tun, als geschehe es nur im Interesse des JB -Falles.
»Ich nehme an, Sie haben noch keine Spuren.«
Erleichtert, mich wieder dem Fall zuwenden zu können, erwiderte ich: »Wir ermitteln in jede erdenkliche Richtung. Wir kriegen diesen Mistkerl, Dr. Gallo, da können Sie sicher sein.«
»Hmmm, Ihre Augen sind gerade zu richtig schmalen Schlitzen geworden. Ich möchte Sie nicht unbedingt in einer dunklen Gasse treffen.«
»Nein«, erwiderte ich. »Das würde ich Ihnen auch nicht raten.«
Er kicherte leise und hielt mir die Tür auf. Zuerst hielt ich es für einen Trick. Dann für Chauvinismus. Als ich endlich begriff, dass er nur höflich sein wollte, hatte er bereits geseufzt und war vorausgegangen. »Das merke ich mir«, sagte er, als ich hinterdreineilte. »Ihnen werde ich keine Tür mehr aufhalten!«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich sage, dass ich tief in Gedanken war?«
»Nö.« Er feixte, fischte einen klirrenden Schlüsselbund aus der Tasche und richtete ihn nach links. Ich vernahm einen gedämpften Piepston, woraufhin wir beide in diese Richtung schauten. »Hören Sie, ich muss mal raus hier, aber nicht bloß auf einen McFlab Deluxe. Machen wir doch eine Tour.«
»Eine Tour?« Wir standen neben einer ansehnlichen schwarzen Maschine, die wahrscheinlich in meinem Geburtsjahr brandneu aus dem Show Room gerollt war. Sie war tadellos in Schuss und schien, wie sie da aufgebockt auf ihren Stützen stand, erwartungsvoll vor sich hin zu brüten. Sie wirkte wie eine massive Sturmwolke auf Rädern. »Äh … «
Hmmm. Das sah mir gar nicht ähnlich. Normalerweise ging ich neuen und möglicherweise gefährlichen Herausforderungen nicht aus dem Weg. Wollte ich weniger tapfer, dafür aber umso weiblicher auf Dr. Gallo wirken? Wollte ich etwa einen Mann beeindrucken, den ich kaum kannte?
Oh ihr Götter! Ich wurde ja bald so weinerlich wie Cadence! Höchste Zeit, die Dosierung unserer Medikamente neu einzustellen. »Wir fahren sofort «, sagte ich fest und musste mich ziemlich zurückhalten, um mich nicht auf die Maschine zu stürzen.
»Ich will es ja auch, Adrienne, also immer mit der Ruhe.« Gallo hatte sich vorgebeugt und wühlte herum. Und als er sich wieder aufrichtete, hielt er mir einen zweiten schwarzen Helm hin. Ich riss ihm das Ding aus der Hand und stülpte es auf meinen Schädel.
»Na schön. Los geht’s.«
»Immer mit der Ruhe, Valentino Rossi.«
»Wer?«
»Ihr Helm sitzt schief«, sagte er, als sei damit alles erklärt. Er fummelte an meinem Kinnriemen herum. In diesem langen Augenblick, da wir einander dicht gegenüberstanden, hatte ich das Gefühl, nicht Auge in Auge, sondern Auge an Klitoris zu stehen. Seine Finger am Riemen, die meine Haut streiften, sein dunkler Blick, nur wenige Zoll entfernt … An diesen endlosen Moment würde ich in den nächsten Wochen immer und immer wieder denken.
Was ist nur mit dir los?
»... verlieren Sie ihn noch.«
»Was?« Endlich, endlich hatte er die Fummelei an meinem Helm beendet, trat einen Schritt zurück und berührte mich nicht länger, und ich war traurig und glücklich zugleich, und was war bloß mit mir los?
»Alles in Ordnung?«
Ich ging nicht auf die Frage ein. »Also, was für eine ist das? Eine Harley Davidson? Ein … ein Chopper?« Mir fiel auf, dass ich von Motorrädern keinen blassen Schimmer hatte. »Eine, äh, Triumph?«
»Eine Honda.«
»Was?«
»Es ist eine Honda. Die beste, die es gibt, ob Sie’s glauben oder nicht.« Gallo hatte schwarze
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