Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Handschuhe übergestreift und tätschelte die Maschine – liebevoll, wie ich fand. »Hab sie direkt nach Studienbeginn gekauft. Eine Schönheit, was?«
    »Sie klingen wie ein Kanadier, wenn Sie so reden«, war das Einzige, was ich herausbrachte. Was mir ansonsten durch den Kopf schoss (»Honda baut Motorräder? Wie sonderbar. Sie sind übrigens auch sonderbar, Dr. Gallo, aber ich bin es ja auch, also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«), wäre nicht besonders taktvoll – oder vernünftig – gewesen.
    »Tja«, meinte er, während er ein langes Bein über die Maschine schwang. »Ich bin ja auch Kanadier. Los, steigen Sie auf. Ja, genau hinter – boah, nicht so stürmisch, fast wären wir auf den Asphalt geknallt. Normalerweise fahre ich mindestens fünfzehn Meilen in der Stunde, bevor ich mich auf die Fahrbahn lege … So! So ist’s besser.«
    Ich konnte kaum etwas sehen – vor allem die seitliche Sicht war durch den Helm erheblich beeinträchtigt. Zuerst legte ich nur schüchtern die Finger an seine Taille, aber Dr. Gallo ergriff meine Hände entschlossen und zog sie nach vorn, zeigte mir, wie ich meine Arme um seine Taille schlingen und mit der einen Hand das Handgelenk der anderen vor seinem flachen Bauch festhalten sollte. Dann tat er etwas, das einen ohrenbetäubenden Lärm auslöste – dieser lästige Helm! Ich konnte überhaupt nichts sehen! – und dann ...
    dann
    dann

43
    Flogen wir!
    Oh wir wir wir wir
    Oh wir flogen flogen und wir fegten
    und wir stürzten
    und flogen
    Die Räder am Motorrad
    machen flieg flieg flieg
    flieg flieg flieg
    flieg flieg flieg
    Die Räder am Motorrad
    Bringen uns zum Fliegen
    Dr. Gallo fliegt!
    Und wir stürzen!
    Und jauchzen!
    Und stürz jauchz stürz jauchz und jetzt kommt
    die Brücke!
    Und wir sind schmal und schnell und wir überholen sie alle
    Wir überholen sie alle
    Die Gänse sind neidisch!
    Die Gänse wollen auch ein Motorrad!
    Dr. Gallo kann fliegen
    Keiner hat mir gesagt dass
    Dr. Gallo fliegen kann!
    Die Räder an der Honda
    Lassen uns fliegen
    Lassen uns fliegen
    Lassen uns fliegen
    Dr. Max bringt uns zum Fliegen
    Über die Brücke.
    Dr. Max!
    Dr. Max kann fliegen!
    Dr. Max lässt UNS fliegen!
    Flieg flieg flieg
    Keine Sorge!
    Wir finden den
    (die Gans)
    JB -Killer
    JB -Killer
    JB -Killer
    Wir finden den JB -Killer
    Und killen ihn für diiiiiich!

44
    »Wollen wir umkehren?«
    Wir waren meilenweit vom Krankenhaus entfernt. Aha! Die echte Adrienne war zum Vorschein gekommen und eben erst wieder verschwunden. Zum Glück hatte der Onkel Doktor es nicht gemerkt. Ich hatte keine Ahnung, ob Adrienne die Motorradfahrt gefallen hatte, aber da sie keinen Unfall verursacht hatte, musste es wohl so sein.
    »Adrienne?« Dr. Gallo drehte den Kopf zu mir. »Möchten Sie jetzt zurückfahren?«
    Ich schlug ihm mit der flachen Hand heftig auf die linke Schulter.
    »Au! Sollte das eine Ablehnung signalisieren? Ich reagiere übrigens auch auf verbale Signale«, schimpfte er. Ich wusste aber genau, dass er sein Missfallen nur vortäuschte. Er freute sich, dass mir sein Hobby auch gefiel. Wenn der gute Doktor nur wüsste, wie vielen es gefiel. Ha! Vielleicht konnten wir uns eines Tages darüber unterhalten.
    Ich beugte mich vor und schmiegte meine Wange an seine Schulter, spürte den Fahrtwind, in dessen Brausen eine Menge guter Gerüche mitschwangen: das frisch gebackene Brot aus einem Subway, der saubere Schnee auf einem halb gefrorenen Fluss, Seife und Wachs aus einer Autowaschanlage, The Old Spaghetti Factory und andere.
    Die Honda. Die beste Maschine der Welt. Genau.
    Nie würde ich das vergessen.

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    Ich kehrte in die BOFFO -Zentrale zurück, ohne etwas anderes mitzubringen als meine neue Liebe zu Honda-Motorrädern und die pure Dankbarkeit, dass Adrienne niemanden verletzt hatte. Doch Informationen, wie wir den Mörder von Dr. Gallos Neffen finden sollten, hatte ich nicht im Gepäck. Aber ich war mehr denn je entschlossen, diesen psychotischen Drecksack JB zu finden und leiden zu lassen. Wie konnte diese Bestie es wagen , einem Mann Schmerz zuzufügen, der es sowohl verstand, einen Pflegerkittel lange zu konservieren als auch im Winter hervorragend Motorrad zu fahren?
    Diesmal war es … diesmal nahm ich es wirklich persönlich. Auch wenn ich nicht unbedingt wie ein Actionheld aus einem Film der Achtziger klingen möchte.
    Oh ihr Götter. Bevor ich noch weinerlicher oder sentimentaler wurde, und das wegen eines Mannes, den ich doch kaum kannte
    ( außerdem hatten