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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Jan. »Menschen mit Synästhesie nehmen Zahlen als Farben wahr.«
    »Nicht nur Farben, nicht nur Farben, nicht, nicht, nicht«, entgegnete Paul.
    »Wir würden es Ihnen ja gerne von Paul selbst erklären lassen«, sagte George, »aber dafür würde er anderthalb Wochen, Wochen, Wochen brauchen und ’n Fass Tranquilizer dazu.«
    Mein Fuß machte sich sozusagen selbstständig, und bevor George wusste, wie ihm geschah, hatte er einen Tritt vor sein empfindliches Schienbein erhalten. Ich hatte keinerlei Vorahnung gehabt, dass ich es tun würde, bis ich es getan hatte. Ich trug flache, aber spitze Schuhe. Oh, ihr guten Payless-Schuhe, ihr lasst mich nie im Stich!
    »Aaaahhhhh!« Während er vor Schmerz die Augen verdrehte, beugte er sich vor und hielt sich das angeschlagene Schienbein. »Du blöde Kuh! Eines Tages werden sie dich in Einzelteilen auf dem Grunde des Mississippi finden.«
    Ich ignorierte seine Drohung. »Synästhetiker können Zahlen auch spüren . In Pauls Wahrnehmung besitzen sie Gestalt und Struktur. Er beherrscht die Mathemathik auf einer viel höheren Ebene als die meisten Menschen, weil er Zahlen auf eine ganz andere ... «
    »Und verrückte … «, stöhnte George, während er sich das Knie rieb.
    »... Weise wahrnimmt«, ergänzte ich. Ich schaute an Paul hoch. Und höher. Er hätte ohne Probleme Basketballer werden können. Paul war groß und mager, aber nicht schwach. An ihm hatten sich schon einige Kampfhähne die Zähne ausgebissen. Mit seiner schwarzen Haut, seinen dunklen Augen und der altmodischen Hornbrille wirkte Paul wie ein Sonderling aus den 50er-Jahren, dem es nicht erlaubt war, die Toiletten für Weiße zu benutzen.
    Weil er so aussah, wie er eben aussah, konnte es ein gewisser Mitarbeiter nicht lassen, ihn zu hänseln. Aber Paul war an so etwas gewöhnt und in der Lage, mit seinen Unzulänglichkeiten bestens umzugehen. Der Selbstverteidigungskurs hatte ihm großen Spaß gemacht – Paul fand nämlich, die Abwehrschläge würden eindeutig nach Rot riechen.
    Wenn er einen Verbrecher niedergeschlagen hatte, pflegte er die Brieftasche des Bewusstlosen an sich zu nehmen und wie verzaubert auf die Ausweisnummer des Führerscheins zu starren. Vermutlich ergab sich aus all den Zahlen eine Farbenvielfalt, in der er endlos schwelgen konnte.
    »Jedenfalls hat Paul HOAP entwickelt. Diese Software sammelt sämtliche Informationen, die irgendetwas mit der JB -Mordserie zu tun haben, und darüber hinaus lassen wir das Programm ausschließlich nach afroamerikanischen Verdächtigen suchen. Der Vorteil besteht darin, dass HOAP selbstständig Dienststellen anfragt, selbst wenn es Daten sucht, die noch vor Beginn der elektronischen Erfassung aufgezeichnet wurden. Es erkennt wiederkehrende Muster besser als der Mensch und kann daher in lückenhafter Information notwendige Ergänzungen vornehmen. Vor HOAP s Einführung waren wir aufgeschmissen, wenn wir Infos benötigten, die vor der Einführung von Computern erfasst worden waren, HOAP jedoch ist gerade zu dem Zweck entwickelt worden, diese Klippe zu umschiffen. Zumindest hoffen wir das.«
    »So ähnlich wie ViCAP **** ?«, erkundigte sich Emma Jan.
    »Besser, wie ich finde. ViCAP weiß nur, was man ihm eingibt. HOAP hingegen kann Schlussfolgerungen ziehen und Wahrscheinlichkeiten berechnen.«
    »Na toll.« George schmollte nun richtig. »Kennen wir diese Szene nicht aus den Terminator -Filmen? Bald schon wird Pauls SKYNET aktiviert und uns alle ausradieren.«
    »Nicht ohne die entsprechenden Codes, und die würde ich HOAP niemals, niemals, niemals eingeben.«
    Ich erstarrte. George erstarrte. Emma Jan wirkte lediglich überrascht. »Äh, eigentlich sollte das bloß ein Scherz sein«, murmelte George nach einer Schrecksekunde, »willst du mir jetzt etwa einreden, dass es SKYNET wirklich gibt?«
    Ich schüttelte nur den Kopf und wühlte in meiner Handtasche nach Kaugummi oder Oreos, schnitt mich jedoch unversehens an einem Blatt Papier. Mit einem erschrockenen Zischen zog ich meine Hand zurück. Dann griff ich erneut in meine Tasche, behutsam diesmal, und brachte eine Post-it-Haftnotiz zum Vorschein, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
    C-
    Ich muss noch einmal mit Dr. Gallo über den Mord an seinem Neffen reden.
    -S
    Hmm. Na ja, im Moment hingen wir ohnehin in einer Art Warteschleife, da wir auf den Datenabgleich warteten. Wahrscheinlich war kein Zeitpunkt besser geeignet ...
    **** ViCAP : Software und Datenbank, die mithilfe landesweit gesammelter und

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